20 Jahre Sommerakademie
Vorreiter mit Richtungen, die später kopiert wurden

Die Organisatoren Karl-Heinz Löbach und Martina Clasen | Foto: Woiciech
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Siegburg - „Eigentlich war es nicht geplant, dass das so lange läuft“,
erinnert sich Karl-Heinz Löbach. „Es hieß, wir machen das einen
Sommer lang“. Vor 20 Jahren legte der Künstler mit einer reinen
Bildhauerakademie im Johannesgarten den Grundstein für eine
beispiellose Erfolgsgeschichte. Fünf Jahre lang sollten sich während
der Ferien Erwachsene dem künstlerischen Formen von Steingut widmen.
Unter ihnen war auch Martina Clasen, die vor 15 Jahren die
„Sommerakademie“ mit einer Kinder- und Jugendwerkstatt erweiterte.

Nach und nach kamen Workshops und Kurse von externen Künstlern hinzu.
„Das aufzubauen gestaltete sich zunächst schwierig. Wir hatten
dafür kein Geld und keine Ausstattung“, so Martina Clasen. Immer
wieder suchte man einen Träger, aber nur wenige sagten ihre
Unterstützung zu, wie etwa Helmut Frotz vom Kunstverein für den
Rhein-Sieg-Kreis und ebenfalls Franz Huhn, damaliger
Kulturausschussvorsitzender. Anschließend gründeten die
Verantwortlichen den Verein „Junges Forum Kunst“ unter dessen
Flagge die Veranstaltung segelte. „Wir waren sehr erfolgreich, in
Spitzenzeiten fanden 300 Teilnehmer pro Woche den Weg auf den
Michaelsberg. Mit unserem Angebot besaßen wir ein
Alleinstellungsmerkmal, und das Schöne daran war, dass wir viele
Freiheiten ohne große Vorschriften und bürokratische Hürden
genossen“, erzählte Martina Clasen.

Finanzierung und Materialbeschaffung liefen zum größten Teil nicht
über Fördermittel, sondern wurden gesponsert. Doch jede noch so
kleine Zuwendung nahm man mit Freude an und schuf durch beeindruckende
Kreativität Unglaubliches. „Es gipfelte nicht nur einfach in der
Bespaßung der Teilnehmer, sondern es entstanden Installationen mit
künstlerischem Anspruch. Wir galten oft als Vorreiter mit Richtungen,
die später kopiert wurden“. Ganz gleich, ob die „Paper Art“ aus
Büchern, die Kunst-Waschstraße oder die Weiße Nacht, allerlei
Themen waren wegweisend. Selbst die Benediktiner begeisterten sich
für das, was auf dem Berg passierte.

„Bei der Weißen Nacht liefen die Brüder in ihren dunklen Sutanen
durch die Landschaft und zündeten Kerzen an. Das hat die Kinder sehr
beeindruckt“, berichtet Martina Clasen. Verschmitzt lächelt
Karl-Heinz Löbach, wenn er an die Mönche denkt. „Wir feierten hier
so manche Party zusammen“. Selbstverständlich gab es ebenso
negative Momente. Zum Beispiel fegte ein Sturm zum zehnten Jubiläum
sämtliche Zelte weg, oder zwangen 2016 die Kinder, schnell Schutz zu
suchen. „Wir mussten in der Vergangenheit viele neue Zelte
anschaffen“. Vandalismus gab es bisher nur einmal, bei Beginn 1997.
„Die haben das Material über die Mauer geschmissen. Auch hier ist
Helmut Frotz eingesprungen“, so Karl-Heinz Löbach. Ansonsten gibt
es nur riesige Akzeptanz und Respekt vor unserer Arbeit. „Etliche
meiner Mitarbeiter sind Teilnehmer der ersten Stunde“, erläuterte
Martina Clasen. Seit drei Jahren läuft das Programm für den
Nachwuchs unter dem Titel „Zukunftswerkstatt“. Durch die
Umbauarbeiten und die Ansiedlung des Katholisch-Sozialen Instituts war
eine Fortsetzung auf dem Michaelsberg nicht möglich. Damals begann
eine Rundreise durch verschiedene Stadtteile, wie Deichhaus, Zange und
Brückberg. „Es ging ferner darum, die Zukunft unseres Programms zu
klären, wenn Kalle aufhört“. Nun ist die „Sommerakademie“
erneut auf dem Berg angelangt und es herrscht Klarheit über die
kommende Ausrichtung. Karl-Heinz Löbach gab schon vor langer Zeit
bekannt, dass dies zum Jubiläum seine letzte Mitarbeit ist. „Wir
werden schließlich alle älter. Außerdem möchte ich mich wieder
mehr auf meine eigene künstlerische Arbeit konzentrieren. Man muss
alte Dinge loslassen, damit neue Räume entstehen können“.
Sicherlich ist Karl-Heinz Löbach nicht ganz weg, aber seine
Bildhauerei konzentriert sich erst einmal auf die Kurse im Atelier.
Der Workshop bei der Sommerakademie ist deshalb schon kleiner gehalten
als üblich. „Ehemalige sind eingeladen, dazuzukommen und
miteinander ein paar alte Geschichten auszutauschen“.

Eine Fortsetzung steht für 2018 auf jeden Fall fest. „Das weiß ich
bereits zu 100 Prozent, dann allerdings als reine Kinder- und
Jugendwerkstatt. Meine Freiräume haben stets gezeigt: Leg dich nicht
zu früh fest. Die Erfahrung bewies zudem, dass alles
generationsübergreifend funktioniert. Wenn Eltern oder Großeltern
mitmachen möchten, warum nicht“, kündigt Marina Clasen an. Doch
bevor man ans nächste Mal denkt, wird jetzt das aktuelle Ereignis
angepackt. Plätze gibt es noch, aber auch Tagesgäste sind
willkommen.

Zum Höhepunkt treffen sich Jung und Alt abschließend zum „Tanz auf
dem Vulkan“ am Samstag, 12. August, auf der großen Wiese oberhalb
des Spielplatzes auf dem Michaelsberg. Die Abschlussfeier beginnt um
15 Uhr mit Mitch Hoehler und Musik der Kontinente. Das Kindertheater
von Julia Torres, sowie Rhythmen der Bands piaddolla, Aaron Dulfer,
„Call me the Ocean“, der Peter Nonn Blues Band und JIN JIM sorgen
für ein aufregendes Programm. Gegen 23 Uhr beschließt die Feuershow
von René Albert die Party. Dieser vierte „Tanz auf dem Vulkan“
wird der letzte seiner Art sein, daher sollte man sich dieses
Spektakel auf keinen Fall entgehen lassen. Weitere Informationen
unter www.jungesforumkunst.de

- Dirk Woiciech

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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