"Ein ganz normaler Tag"
Wie fühlt man sich mit einem Handicap?

Rollstuhl fahren in der Turnhalle: Selbst ohne Hindernisse oder Steigung ist das gar nicht so einfach. | Foto: Woiciech
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  • Rollstuhl fahren in der Turnhalle: Selbst ohne Hindernisse oder Steigung ist das gar nicht so einfach.
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Brückberg - „Wie fühlt man sich, wenn man blind oder gehörlos ist, im
Rollstuhl fährt oder stark übergewichtig ist?“ Mit diesen Fragen
konnten sich die Kinder der Adolf-Kolping-Schule an einem „ganz
normalen Tag“ auseinandersetzen. Denn hierfür war die E&B
Weik-Stiftung mit ihrem besonderen Programm vor Ort und startete ein
außergewöhnliches Event, das den 160 Sprösslingen nicht nur großen
Spaß machte, sondern auf eindringliche Weise auch nachwirkte.

So wurden auf spielerische Art und Weise die Schüler für „Menschen
mit einem Handicap“ sensibilisiert. Die Stiftung stellte dafür das
notwendige Material zur Verfügung, darunter zwölf Rollstühle und
vier Tandems, sowie Krücken und jede Menge Gewichte. Nach der
Eröffnung durch Schulleiter Joachim Wiorkowski trat Initiator
Bernhard Weik ans Mikrofon: „Ihr seid die 70. Schule, an der wir das
durchführen. Wir haben bereits 13.000 Schüler erreicht.“

Als das Projekt 1996 bei einem Schulfest in Langenfeld seine Premiere
feierte, ließ es sich noch nicht erahnen, wie erfolgreich es werden
sollte. Initialzündung war ein Satz des bekannten Leichtathleten
Heinrich Popow, dem seit seinem neunten Lebensjahr ein Bein bis zum
Oberschenkel fehlt. „Die Hänseleien der Schulkameraden trafen einen
am Schlimmsten“, erzählte er über seine Kindheit. Die
Grundschüler konnten sich nur zu gut in den Sportler hineinversetzen,
denn auf mehreren Parcours bekamen sie verschiedene Handicaps
auferlegt. Ganz gleich, ob Rollstuhlfahren in der Turnhalle,
Hindernislauf auf Krücken oder „blind“ mit
Sehbehindertentaststock, die Aufgaben erwiesen sich als ungewohnt und
schwierig. Der Körper musste sich den Gegebenheiten erst einmal
anpassen.

Anschließend wurde es auf dem Tandem spektakulär. Zwar fuhren die
helfenden Lehrer und Eltern sicher am Lenker, doch mit verbundenen
Augen mitzutreten, entwickelte sich für die Kinder zu einer
Herausforderung. Ohne Augenlicht geraten schnell das Gleichgewicht und
die Orientierung ins Wanken. Ähnliches erlebten sie beim Dosen
werfen. „Blind“ war es so gut wie unmöglich, das Ziel zu treffen.

Ein einschneidendes Erlebnis entstand ebenfalls beim Klettern mit
Extragewicht. Ausgestattet mit zusätzlichen vier oder fünf Kilogramm
erfuhr der Nachwuchs, was es heißt, übergewichtig zu sein. Nachdem
sich die Jüngsten nur wenige Minuten auf dem Spielgerüst bewegt
hatten, kamen sie schnell außer Atem und spürten die Gewichte sogar
noch, nachdem sie abgelegt waren.

Dieser „ganz normale Tag“ hielt einige Erfahrungen bereit, die die
Kinder in ihrem Leben nicht vergessen werden, gerade auch dann, wenn
sie einem „Menschen mit Handicap“ begegnen und sich daran
erinnern, wie es ihnen in dieser Situation erging.

- Dirk Woiciech

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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