Brauweiler - DFB-Pokalsieger 1997
Teamgeist, rote Schuhe und Berlin: „einfach geil!“

Claudia Klein, Andrea Klein, Pascale Ziegler, Sonja Fuss, Dr. Jürgen Tritschocks, Werner Fuss, Natascha Schwind, Carmen Lieth und Sonja­ Bleibler (v.l.) hatten viel Spaß beim Wiedersehen am heutigen Finalort des DFB-Pokals der Frauen, dem RheinEnergieStadion. | Foto: Volker Düster­
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  • Claudia Klein, Andrea Klein, Pascale Ziegler, Sonja Fuss, Dr. Jürgen Tritschocks, Werner Fuss, Natascha Schwind, Carmen Lieth und Sonja­ Bleibler (v.l.) hatten viel Spaß beim Wiedersehen am heutigen Finalort des DFB-Pokals der Frauen, dem RheinEnergieStadion.
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Köln - Was war das für eine Mannschaft! Die Fußballerinnen des SV
Grün-Weiß Brauweiler, die 1997 Deutscher Meister, DFB-Pokal- und
Supercup-Sieger wurden, sehen sich noch immer ab und an, denn viele
leben in der Region Köln/Bonn. Und dann ist gleich wieder diese
familiäre Atmosphäre zu spüren. Es wird viel geflachst und die
Stimmung steigt – erst recht, wenn in ­Erinnerungen geschwelgt
wird…

Am 27. Mai wird zum achten Mal im RheinEnergieStadion der
DFB-Pokalsieger der Frauen ermittelt – bislang stets ohne
Beteiligung eines Teams aus der Region Köln/Bonn. Ein Blick in die
Pokal-Historie zeigt, dass das nicht immer so war: 1981, 1982 und 1984
holten sich die Frauen der SSG 09 Bergisch Gladbach den Pokal, 1991,
1994 und 1997 die Damen des SV Grün-Weiß Brauweiler aus Pulheim. Der
Triumph der Mannschaft von 1997 liegt mittlerweile 20 Jahre zurück.
In dieser Zeit hat sich vieles im Frauenfußball verändert, Grund
genug, um sich mit dem Team am heutigen Finalort zu treffen und einen
Blick zurück zu werfen:

Den Trainer nicht gehört und doch mit Hosen in den Kniekehlen
gewonnen

„In keiner Sportart ist die Professionalisierung im Bereich des
Frauensports in den letzten Jahren so weit fortgeschritten, wie im
Fußball“, ist sich Dr. Hans-Jürgen Tritschoks sicher. Er ist
Dozent an der Deutschen Sporthochschule Köln und kam seinerzeit über
eine sportmedizinische Untersuchung der Mannschaft von Grün-Weiß
Brauweiler zum Frauenfußball. Dieser Kontakt führte dazu, dass
Tritschoks 1996 Trainer wurde. Die Erinnerungen an den Pokalgewinn
sind beim mittlerweile in Brauweiler lebenden Coach auch nach 20
Jahren noch sehr lebendig: „Das Finale in Berlin war einfach geil!
Spätestens zur zweiten Halbzeit vor mehr als 40.000 Zuschauern zu
spielen, die dann auch mitgegangen sind, Wahnsinn!“ Seine
Spielerinnen hat er da aber nicht mehr erreicht: „Da war es so laut,
dass wir die Anweisungen vom Spielfeldrand gar nicht mehr gehört
haben!“

Am Olympiastadion war das Team schon am Abend vor dem Pokalerfolg,
„denn unsere Unterkunft, so eine Art Jugendherberge vom
Landessportbund ist in unmittelbarer Stadionnähe“, erklärt Sonja
Fuß, die aus Euskirchen-Flamersheim stammt und seinerzeit mit Pascale
Ziegler, die in Swisttal-Odendorf lebt, Nesthäkchen der Mannschaft
war. An luxuriöse Hotelunterkünfte und Profi-Bedingungen, wie sie
heute bei den meisten Top-Teams herrschen, war seinerzeit noch nicht
zu denken: „Wir haben noch in Herren-Kluften gespielt. Die Hosen
hingen uns fast in den Kniekehlen“, erinnert sich die Siegburgerin
Claudia Klein. Natascha Schwind, die aus Meckenheim stammt und heute
in Köln lebt, ergänzt: „Zum Finale hatten wir zum allerersten Mal
unsere Namen auf dem Trikot stehen!“ „Und zum ersten Mal rote
Schuhe“, grinst Carmen Lieth, Kölnerin mit Bergisch Gladbacher
Wurzeln. Das war 1997 ein Marketing-Gag des Brauweiler Ausrüsters
Diadora, erklärt der damalige geschäftsführende Vorstand, Werner
Fuss aus Flamersheim. „Es wäre aber schön gewesen, wir hätten die
vorher schon mal einlaufen können und nicht nagelneu fürs Finale
bekommen“, regt sich Andrea Klein aus Frechen-Königsdorf noch heute
schmunzelnd über ungewollte Druckstellen auf – weshalb auch nicht
alle Spielerinnen in „Rot“ aufliefen. Letztlich war es egal, denn
das Finale wurde 3:1 gegen den FC Eintracht Rheine gewonnen.

In Erinnerung geblieben sind neben dem Spiel auch die Begegnungen rund
ums Finale - Carmen Lieth: „In der Halbzeit ist Udo Jürgens
aufgetreten!“ „Und nach uns haben die Herren gespielt, Stuttgart
gegen Cottbus. Der VfB hat mit Jogi Löw als Trainer 2:0 gewonnen –
sehr zur Freude unserer Schwäbinnen im Team“, strahlt die heutige
Kölnerin Sonja Bleibler, neben Gudrun Gottschlich, Carmen Holinka und
Petra Vidmar seinerzeit eine Spielerin des Schwaben-Blocks. 

Karl-Heinz Köpps Erbe: die Brauweiler „Fußball-Familie“

Als Schlüssel zum Erfolg dieser Mannschaft streichen alle Beteiligten
den außergewöhnlichen Geist des gesamten Teams heraus: „Nirgends
herrschte eine so familiäre Atmosphäre wie in dieser Zeit in
Brauweiler“, erinnern sich die Spielerinnen, und ihr Trainer fügt
hinzu: „Das war auch ein riesiges Verdienst von unserem damaligen
Präsidenten, Karl-Heinz Köpp. Dass er heute nicht mehr unter uns
ist, schmerzt. Es hätte ihn sicher stolz gemacht, zu sehen, dass das,
was er initiiert hat, mit diesem Team bis heute weiterlebt!“

Diese Atmosphäre ist es auch, die keine Spielerin rückblickend
missen will. Die Brauweilerinnen sind sich sicher, dass es das im
Vergleich zum heutigen Spitzen-Frauen-Fußball so nicht mehr gibt.
Viele Frauenabteilungen kleinerer Vereine wurden durch die großen,
von den Herren bekannten Bundesligavereine übernommen – Brauweiler
zum Beispiel vom 1. FC Köln. „Auch dadurch herrschen heute ganz
andere, professionellere Rahmenbedingungen bei den Plätzen, den
Trainingsbedingungen und allem anderen! Das ist sicher besser als
früher, der Zusammenhalt aber bestimmt nicht!“

Etwas, dass mittlerweile auch im Frauenfußball seit Jahren ganz
normal ist, hätten sich die Brauweilerinnen aber schon früher
gewünscht: „Ich hätte sehr gerne international gespielt. Den
Europapokal oder die Champions League wie heute, sich mit Top-Teams
aus Europa zu messen, das wäre schon toll gewesen“, sagt Andrea
Klein. Trotzdem würden die Spielerinnen keineswegs lieber heute als
damals aktiv sein: „Wir haben zu unserer Zeit etwas mit auf den Weg
gebracht!“ „Wir hatten vielfach eine Vorreiterrolle inne!“
„Deshalb herrscht da eher Stolz als Wehmut vor!“

Wolfsburg ist der Favorit

Wie das kommende Frauen-Pokalfinale am 27. Mai, 16.15 Uhr, ausgehen
wird, ist für die meisten Spielerinnen und den Trainer klar:
„Wolfsburg wird gewinnen!“ Und dennoch: „Man weiß ja nie,
gerade im Pokal ist vieles möglich. Es würde uns für den Underdog
aus Sand freuen!“

Redakteur/in:

Düster Volker aus Erftstadt

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