Menschen mit Behinderung nicht vergessen
Autismus-Verein macht auf Probleme aufmerksam

Peter Schumacher, Vorsitzender des Selbsthilfevereins „Leben mit Autismus“, am Schlagzeug, das ebenso wie Gitarre, Keyboard und andere Instrumente verstaubt, weil die Proben der Band „Courage“ als eines der Freizeitangebote des Vereins wegen der Corona-Pandemie eingestellt werden mussten. | Foto: art
  • Peter Schumacher, Vorsitzender des Selbsthilfevereins „Leben mit Autismus“, am Schlagzeug, das ebenso wie Gitarre, Keyboard und andere Instrumente verstaubt, weil die Proben der Band „Courage“ als eines der Freizeitangebote des Vereins wegen der Corona-Pandemie eingestellt werden mussten.
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Swisttal-Odendorf - (art) Die Corona-Pandemie hat unser Leben verändert. Vieles, was wir
bis zu dem Ausbruch von Covid19 als normal gekannt hatten, ist nicht
mehr möglich. Es gibt Einschränkungen in allen Lebensbereichen.
Besonders stark betroffen sind Menschen mit Handicap. Darauf hat der
Verein „Leben mit Autismus“ aufmerksam gemacht. „Aufgrund der
gesetzlichen Regelungen und der hohen Kosten haben wir den
Freizeitbereich zurzeit komplett geschlossen“, sagt der Vorsitzende
des Selbsthilfe-Vereins, Peter Schumacher. Das bringe Eltern und
Familien vielfach vor schier ausweglose Situationen. „Die Eltern
kommen psychisch, physisch und emotional komplett an ihre Grenzen.
Ihre Verzweiflung geht bis hin zu Suizidgedanken“, schildert er.

Eine betroffene Mutter erzählt von ihrem Alltag seit Corona: Olga
Weiß, alleinerziehende Mutter eines 14-jährigen behinderten Sohnes
und selbst an Krebs erkrankt. Weil die Ganztagsschule, die ihr Sohn
besucht, schon von März bis August komplett geschlossen war, musste
trotz eigener schwerer Erkrankung die Betreuung ihrer Sohnes selbst
organisieren. Sie habe das einerseits über die Verhinderungspflege
realisieren können, die ihre Cousine übernommen habe. Vor allem aber
sei sie auf die Betreuung durch den Hilfeverein angewiesen gewesen.
Anfangs habe der Verein aufgrund der Notsituation der Eltern und
Familien die Betreuung aufrechterhalten, sagt Schumacher. „In dieser
Phase der Corona-Pandemie hatten wir noch Kleinstgruppen gebildet und
ein entsprechendes Konzept entwickelt. Das war möglich, weil wir mit
den Kindern und Jugendlichen die ganze Zeit draußen sein konnten.
Aber das geht jetzt nicht mehr“, sagt er. Und es habe den Verein
auch „tief in rote Zahlen gebracht“, weil ein höherer
Betreuungsschlüssel notwendig war und damit höhere Kosten
entstanden.

Tatsächlich musste sich der Verein die Unterstützung der Juristin
Monika Henk holen, die „in der Hauptsache damit beschäftigt ist wie
die Arbeit des Vereins aufrechterhalten werden kann“, wie der
Vorsitzende sagt. Monika Henk umreißt die Problematik: „Es gibt so
viele Allgemeinverfügungen, die zu prüfen und zu bewerten sind.“
Zu klären sei auch, ob der Verein etwa Corona-Hilfen für die
Gastronomie erhalten könne. Denn der Verein hatte im Sommer das Café
„Come in“ eröffnet als integrative Begegnungsstätte mit
Frühstücks- und Eiscafé, in der bis zu sieben Menschen mit
Behinderung im ersten Arbeitsmarkt tätig sein können. Aufgrund der
Corona-Situation ist aber zurzeit nur der Backwarenverkauf von
Demeter-Brot der Bäckerei Laib & Seele und der Bäckerei Rodert
geöffnet, am Wochenende ergänzt durch selbst gebackene Kuchen und
türkische Cremes von Mitarbeitern und Menschen mit Handicap.

Was der Vorsitzende des Vereins „Leben mit Autismus“ beklagt, ist
fehlende Berücksichtigung der Belange von Behinderten durch die
Politik in der Corona-Pandemie. „Während immer an die Wirtschaft
gedacht wird, wurden Menschen mit Behinderung in der Corona-Pandemie
durch die Politik nicht berücksichtigt“, sagt er. Sein Appell an
alle Verantwortlichen: „Das, was unseren Sozialstaat ausmacht,
nämlich Hilfevereine wie den unseren, am Leben zu erhalten. Die
Vereine brauchen einfach Geld, um ihre Aufgaben zu erfüllen.“
www.lebenmitautismus.de

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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