Arbeit im Idyll
In Swisttal soll ein Streuobstwiesenverein gegründet werden
Swisttal-Morenhoven - Eigentlich das reine Idyll: eine 1,7 Hektar große Streuobstwiese am
Rand des Wäldchens um den Morenhovener Bischofsweiher mit 113
Obstbäumen mit Birnen wie der Sorte Pastorenbirne, Süßkirschen wie
der Großen Schwarzen Knorpelkirsche, Pflaumen wie Wangenheims
Frühzwetsche und Äpfeln wie dem Roten Boskopp. Ein Idyll auch für
Wühlmäuse, wie die unzähligen Löcher im Boden zeigen. Gut, dass
dort der Steinkauz nachgewiesen ist, zu dessen Lieblingsmahlzeiten die
Mäuse gehören. Die Bedeutung von Streuobstbeständen für die
mitteleuropäische Biodiversität mit über 5.000 Tier- und
Pflanzenarten sowie über 3.000 Obstsorten hat auch die Gemeinde
Swisttal erkannt.
Aber Streuobstwiesen brauchen ganzjährig Pflege und diese Wiese am
Bischofsweiher ist nicht die einzige im Eigentum der Gemeinde.
Künftig sollen möglichst noch weitere hinzukommen. So hat die
Gemeindeverwaltung mit Bürgermeisterin Petra Kalkbrenner und der
zuständigen Sachbearbeiterin Anna Lena Müller,
Diplom-Agraringenieurin im Fachbereich Gemeindeentwicklung an der
Spitze die Gründung eines Streuobstwiesenvereins angestoßen, der mit
dem gemeinsamen Engagement von Bürgern und Gemeinde Natur- und
Klimaschutz bündeln und die Gemeinde natur- und klimafreundlicher
gestalten soll.
Rund 20 Interessierte waren zu einer ersten Anschub- und
Info-Veranstaltung auf die Streuobstwiese am Bischofsweiher gekommen.
Unter ihnen waren im Umwelt und Naturschutz engagierte
Kommunalpolitiker ebenso wie in diesem Bereich engagierte Bürger.
Darunter Aktive des Vereins „Genussmeile Miel“, der bereits eine
Streuobstwiese der Gemeinde mit vier Bäumen pflegt, und des
Ortsausschusses Morenhoven, der im Zusammenhang mit dem
„klimaneutralen Karnevalszug“ bereits acht Bäume als
Streuobstwiese gepflanzt hat. Ebenso ein Imker, der seine
Bienenstöcke auf der Streuobstwiese am Rand der Streuobstwiese am
Bischofsweiher stehen hat. Aber auch engagierte Bürger, die sich in
einem solchen Verein einbringen wollen. Agraringenieurin Müller wies
in ihrem Überblick über die Historie von Streuobstwiesen unter
anderem auf den Rückgang der Sorten hin und den Verlust für die
Artenvielfalt in Fauna und Flora hin.
Der Umweltgeologe und Vorsitzende des „Vereins zur Pflege und
Förderung der Streuobstwiesen in Wachtberg“, Stefan Thomas,
berichtete als Experte aus seiner 25-jährigen ehrenamtlichen
Streuobstwiesen-Arbeit. Und die braucht ganzjährig viele Schultern
und noch mehr Hände, wie er deutlich machte.
Los geht es mit dem Winterschnitt, zu dem sich die Aktiven ab Ende
Januar jeden Samstag treffen. Dann müssen die Baumscheiben von Gras
freigehalten werden, zum einen wegen der „Wasserkonkurrenz“
zwischen Gras und Obstbäumen, zum anderen, um Wühlmäusen die
Deckung zu nehmen und so den Greifvögeln die Chance zu geben, sie zu
fangen. Im Frühling dann die Mahd der Wiese, im Sommer der
Sommerschnitt an den Bäumen, um das Triebwachstum zu bremsen, im
Herbst die Ernte des Obstes.
Wichtig sei für einen Streuobstwiesenverein in jedem Fall die gute
Zusammenarbeit mit der Gemeinde und das Mitnehmen der Bürger, denn:
„Mit Vorträgen und einem Kaffeetrinken schafft ein solcher Verein
eine soziale Klammer, das ist ganz wichtig.“ Diskutiert wurden
verschiedene Aspekte wie das Für und Wider sowie die umsetzbaren
Möglichkeiten des Wässerns der Bäume auf Streuobstwiesen. Einigkeit
bestand darin, dass die Schulen und vor allem die weiterführende
Georg-von-Boeselager-Schule sowie die Offenen Ganztagsschulen in das
Streuobstwiesen-Projekt einbezogen werden sollten. Im Oktober soll es
eine weitere Veranstaltung geben.
- Gerda Saxler-Schmidt
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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