„Miteinander Arbeiten“
Programm des Hilfsvereins „Leben mit Autismus“
Voll konzentriert sind Jan Half (18), Marlon Braun (16) und Mathias
Spicher (19) bei der Arbeit. Sie tränken die hölzernen Kochlöffel
mit Olivenöl, um das Holz unempfindlich zu machen. Die drei jungen
Männer mit Behinderung haben die Kochlöffel unter der Anleitung von
Milan Schönmetz in eigenen Schreiner- und Kreativwerkstatt des
gemeinnützigen Hilfsvereins „Leben mit Autismus Bonn Rhein-Sieg
Eifel“ in Odendorf hergestellt. Der Rahmen: ein Testlauf für das
neue Programm „Miteinander Arbeiten“ (MEA) des Vereins, der das
Ziel verfolgt, Menschen mit Behinderung in den ersten Arbeitsmarkt zu
integrieren, wo Behinderte und Nicht-Behinderte miteinander arbeiten.
„Ständig reden wir über Inklusion und wie wir sie umsetzen
können. Diese gezielte Aktion soll die Teilnehmer davon überzeugen,
dass Menschen auch mit Behinderung durchaus in der Lage sind,
produktiv im ersten Arbeitsmarkt zu arbeiten“, sagte der
Vereinsvorsitzende und Initiator Peter Schumacher. In zwei weiteren
Arbeitsbereichen haben Jugendliche mit Behinderungen mit
Unterstützung von fachlichen Anleitern und Betreuern in Berufe und
Tätigkeiten hinein geschnuppert: Lina Hagemann (18) hat im
vereinseigenen „Dat Lädche“ in der Odendorfer Odinstraße mit
Unterstützung der Verwaltungsmitarbeiter Jana Rick und Benjamin
Jenner leichte Büro- und Verkaufstätigkeiten ausgeführt. Im
„Lädche“ werden neben zugekauften Artikeln von
Kooperationspartnern aus vereinseigener Herstellung Vogelhäuschen,
Insektenhotels, Handy-Ständer, selbst gezogene Kerzen oder
Kochlöffel aus Holz verkauft. In der Großküche des Caterers Evation
in Rheinbach hat die 18-jährige Dawina unter den aufmerksamen Blicken
von Küchenmeister Robert Heinrich und ihrer Betreuerin Birgit Pahlke
Zucchini, gelbe und grüne Paprika, Zwiebeln und Tomaten geschnitten
und daraus ein leckeres Ratatouille zubereitet und dazu
Hähnchenbrüste gebraten.
Zum Abschluss begrüßte Schumacher sichtlich zufrieden die stolzen
jugendlichen Teilnehmer der Aktion, Anleiter und Betreuer zum
gemeinsamen Essen. Das Auftragen war natürlich Aufgabe von Dawina.
Küchenmeister Heinrich zog ein positives Resümee, nicht nur, was die
Geschicklichkeit seiner „Assistentin“ anbelangt. Er persönlich
könne sich sehr gut vorstellen, behinderte Mitarbeiter einzustellen.
Man brauche nur etwas Geduld. „Die können wir hier haben, weil wir
keinen so großen Zeitdruck haben wie Restaurants. Wir können Dinge
teils schon am Vortag vorbereiten“, sagte er. Auch der Vorsitzende
des Rheinbacher Gewerbevereins, Oliver Wolf, gab dem MEA-Programm eine
gute Perspektive und will den Gewerbevereinsmitgliedern von den
gemachten Erfahrungen berichten. Und sich mit seiner Firma WOTEC
künftig daran beteiligen, denn je nach Autismus-Spektrum-Störung sei
für die Betroffenen gerade der Technikbereich interessant. Für
Schumacher war die aus Spenden finanzierte Aktion ein wichtiger
Zwischenschritt, um Menschen mit Behinderung und Arbeitgeber zwanglos
zusammenzubringen und einander mit Unterstützung der Fachkräfte des
Vereins kennenzulernen. Die Zukunftsperspektive sieht er positiv:
„Ich bin davon überzeugt, dass wir in einiger Zeit den ein oder
anderen Betrieb überzeugen können, Menschen mit Behinderung
einzustellen.“
- Gerda Saxler-Schmidt
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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