Ein Monat ohne Auto
„Testpiloten“ probieren im Alltag Alternativen aus
Siegburg. „Ohne eigenes Auto? – unvorstellbar!“ So denken 95 Prozent der Siegburger. Dabei gibt es eines der besten Car-Sharing Angebote in ganz Deutschland in der kleinen Siegstadt.
Ab dem 1. Januar sind nun drei Haushalte einen Monat lang ohne eigenes Auto unterwegs und setzen auf Fahrrad, Carsharing, E-Roller, Bus und Bahn oder gehen auch mal zu Fuß. Die Stadt übernimmt die Kosten hierfür und die Bürger testen, wie das Umsteigen funktioniert und was es kostet. Außerdem berichten sie der Öffentlichkeit von ihrem Experiment.
Als Testpiloten mit dabei sind zum Beispiel Martina und Thomas Richartz. Zwei Autos und ein Motorrad sind auf das Paar zugelassen, das im Hinblick auf die kommende Rente und Kosten von mehreren hundert Euro (!) für Tiefgaragenplätze testen will, wie es ohne eigenen Pkw klappt. Kleine Einschränkung: Thomas Richartz ist Handwerker, hat einen Dienstwagen und fährt zu verschiedenen Baustellen. Dies wird er auch während des Testzeitraumes tun - allerdings nicht in der Freizeit.
Die Testpilotenfamilie Lindenau ist schon etwas weiter. Die Eltern Jan und Janine hatten einst ein Jobticket, steuern ihre Arbeitsstätten in Troisdorf und Bonn mittlerweile mit dem Jobrad an und brauchen das Familienauto definitiv nur zum Einkaufen am Wochenende. Sie haben es klassischerweise angeschafft, als Tochter Nele zur Welt kam. Mittlerweile befinden sie sich auf dem „Müsste man mal durchrechnen, ob sich ein eigener Wagen noch lohnt“-Stand. Beruflich sind Vater wie Mutter häufig mit der Bahn unterwegs und ärgern sich über Unpünktlichkeit und Unzuverlässigkeit. Dass sie mit ihrem Unmut in Deutschland nicht allein sind, hat sich bis in entlegene Ecken des Planeten herumgesprochen.
Die Testpiloten Elda und Shaun Wilkinson nehmen mit der fünfjährigen Tochter teil. Beide sind im E-Commerce tätig, beide arbeiten im Homeoffice, sind beim Sharinganbieter „Flinkster“ registriert, auf dessen Fuhrpark sie aber nur zurückgreifen, wenn britische Gäste vom Flughafen abgeholt oder Möbel transportiert werden müssen. Die Fahrzeuge am Bahnhof sind ihnen für den Alltag zu weit weg vom Wohnort, weshalb die Überlegung im Raum stand, sich ein Auto anzuschaffen, da der Nachwuchs mehr Mobilität mit sich bringt. Die neue Sharingstation fast vor der Haustür machte diese Gedankenspiele nun wieder hinfällig.
Das Extra-Blatt wird weiter über das Experiment berichten.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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