Weltveränderer in Swisttal
Visionen für eine bessere Welt
Swisttal-Morenhoven - (art) Man kann lernen, die Welt zu verändern. Davon sind Sabriye
Tenberken und ihr Partner Paul Kronenberg überzeugt. Folgerichtig
haben sie vor neun Jahren im südindischen Kerala das
„kanthari“-Institut für soziale Visionäre und Weltveränderer
gegründet.
Dort lernen Teilnehmer aus aller Herren Länder alles, was sie
brauchen, um ihre Visionen von einer sozialeren, gerechteren und
friedlicheren Welt tatsächlich Wirklichkeit werden zu lassen. Über
Weltveränderer, die selbst oft benachteiligt sind und am Rande der
Gesellschaft stehen, berichtete das Paar bei den Swisttaler Lesetagen
im Bürgerhaus Morenhoven. Mit Rückblicken und Erzählungen aus ihrem
eigenen Leben und ihren eigenen Erfahrungen, Filmausschnitten und
Lesungen aus ihrem Buch „Die Traumwerkstatt von Kerala - Die Welt
verändern, das kann man lernen“ fesselten sie ihre Zuhörer. „Es
sind diejenigen, die besonders wütend sind über ihre eigene
Situation, die ihr Projekt am meisten vorwärts bringen“, stellte
Tenberken fest. „Wut darf aber nicht Wut bleiben. Sie muss sich
umwandeln in Kreativität.“ Wie bei Nicholas Kimuyu, blinder Alumne
des kanthari-Instituts 2011, der in Kenia mit „Victor’s Academy“
eine inklusive Vorschule für nicht-behinderte und behinderte Kinder
gegründet hat. Normalerweise werden Kinder mit Behinderungen in den
dortigen Grundschulen nicht akzeptiert. Um Victor’s Academy zu
gründen und anerkannt zu bekommen, musste sich Nicholas gegen
Korruption und Prinzipienreiterei durchsetzen. Inzwischen hat er über
80 Kindern mit verschiedenen Behinderungen an der Schule vermittelt,
dass sie „viel erreichen können entgegen jeglichem begrenzendem
Faktor“. Ein anderer Absolvent ist Ojok, Umweltaktivist,
Bienenzüchter und blind. In seinem Trainingszentrum in Uganda bildet
er Blinde zu Imkern und Umweltschützern aus.
Wenn Sabriye Tenberken sagt, „Behinderung fördert die
Innovationskraft“, ist ihre eigene Lebensgeschichte dafür ein
besonderes Beispiel. 1970 in Köln geboren und aufgewachsen in
Morenhoven, besuchte sie zunächst eine Waldorfschule. Im Alter von
zwölf Jahren erblindete sie völlig und erlebte den Schock des
rapiden Verlustes ihrer Sehkraft und parallel der sozialen Kontakte.
Ihre Erblindung wollte sie nicht als Verlust erleben, sondern in
Positives kehren: „Ich musste ein Problemlöser werden. Das macht
erfindungsreich und fördert die Imaginationskraft, die sich noch um
ein Vielfaches gesteigert hat, seit ich blind bin.“ Sie studierte in
Bonn Tibetologie, Soziologie und Philosophie und entwickelte eine
Braille-Blindenschrift in tibetischer Sprache. Nach einer Reise nach
Tibet, gründete sie gemeinsam mit dem Niederländer Paul Kronenberg
in Lhasa das Blindenzentrum „Braille without Borders“. Beide
erhielten für ihr Engagement vielfache internationale Auszeichnungen.
Das Blindenzentrum wird heute geleitet von Schülern der ersten
Generation. Andere ehemalige Schüler betreiben einen integrativen
Kindergarten, eine Massageklinik oder studieren.
Nähere Informationen unter
www.kanthari.org
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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