Geplante Flüchtlingsunterkunft
"Wir sind nicht gegen Menschen, die Hilfe brauchen"

Zahlreiche Swisttaler sind gegen den Standort „Busschleife“ in Morenhoven für Flüchtlingscontainer.  | Foto: mt
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Die Stimmung im 1790 Seelen großen Morenhoven ist angespannt. Am Sonntagmittag haben sich etwa 100 bis 150 Demonstranten an der Busschleife in Morenhoven versammelt, um gegen die von der Gemeinde dort geplanten Container für Flüchtlinge zu demonstrieren. Otto Clemens, einer der Bewohner Morenhovens, ist wichtig zu betonen: „Wir sind nicht gegen Menschen, die Hilfe brauchen! Es geht uns um diesen Standort, der aus unserer Sicht völlig ungeeignet ist.“ So fehlten in Morenhoven Allgemeinmediziner, Apotheke und Zahnarzt aber auch Infrastruktur wie Geschäfte. „Was sollen die Leute hier machen?“

Unmut äußern unisono viele der Teilnehmer darüber, dass sie von der Politik vor „vollendete Tatsachen“ gestellt wurden. Auch habe man der Gemeinde Alternativen vorgeschlagen, etwa das Gelände am Sportplatz in Buschhoven, den sich beide Orte teilen. Dort gebe es mit der Netto-Filiale einen Nahversorger, Ärzte im Ort und vieles mehr. Denkbar seien aber auch andere Standorte in Morenhoven, auch ein Grundstück in Hohn sei womöglich eine Option. Die Infrastruktur dort ist allerdings noch deutlich eingeschränkter.

Das Dorfhaus in Morenhoven sei jedoch keine gute Wahl, da dort Schulsport, Schützenfeste, weitere Veranstaltungen und insgesamt „das Dorfleben“ stattfindet. Nicht zuletzt sehen manche ihr Morenhoven benachteiligt, da Buschhoven deutlich mehr Einwohner habe (3378 Bürgerinnen und Bürgern lt. Gemeinde), aber beide Orte jeweils 75 Flüchtlinge aufnehmen sollen.

Aus Sicht der Initiatoren ist die Schleife in Morenhoven auch deswegen kein guter Standort, weil der Platz mit Containerbauten für 75 Menschen zu eng werden würde. So hält man die Verkehrssituation mit den ein- und ausfahrenden Bussen zukünftig für schwierig, schließlich beginnt und endet hier der Schulweg für Schülerinnern und Schüler vom Grundschulalter an. Eine weitere Sorge: „Hier grenzt der einzige Spiel- und Bolzplatz des Ortes an,“ äußert sich eine Demonstrantin. „Wir wissen nicht, welche Altersstruktur die Geflüchteten haben. Trauen sich unsere Kinder dann noch auf den Spielplatz?“

Ein weiteres Problem, das aber unabhängig vom letztlichen Standort gelöst werden muss, sei die Frage, wer den Flüchtlingen als Ansprechpartner zur Seite stehe, bei Formularen, Anträgen und allgemeinen Fragen. „Wir möchten ja helfen aber haben die Sorge, alleingelassen zu werden“, so Otto Clemens.

Hinter den Initiatoren steht eine Gruppe aus über 130 Menschen aus Morenhoven, die sich über eine WhatsApp-Gruppe über die Pläne an der Schleife austauschen. Gegen den Standort habe man auch Flyer im Ort verteilt und eine Unterschriftenaktion ins Leben gerufen, an der bereits etwa 450 Personen teilgenommen hätten. Die Unterschriften sollen nach dem 31. Oktober an Bürgermeisterin Petra Kalkbrenner und die Bezirksregierung übergeben werden. Otto Clemens: „Ein großes Problem ist die Kommunikation, wenn man nicht auf die Einwohner eingeht. Es gibt keinen Ansprechpartner bei der Gemeinde und der Ortsvorsteher hält sich auch zurück.“

Empört zeigten sich die Initiatoren über den Vorwurf mancher, sie seien rassistisch. „Das stimmt überhaupt nicht“, betonte Sabine von Jordans. „Ich habe erst vor zwei Wochen einer Syrerin, die Hilfe brauchte, eine Waschmaschine geschenkt.“ Gleichzeitig gebe es immer wieder, wenn auch vereinzelt, Anfeindungen. Und das große Banner, das auf die geplante Flüchtlingsunterkunft an der Schleife und die Sorge der Anwohner hinweist, werde fast täglich beschädigt.

Wie es nun weitergeht, soll eine Informationsveranstaltung der Gemeinde am 26. Oktober, um 18 Uhr im Bürgerhaus Morenhoven zeigen. Am 17.10.23 beratschlagt die Politik im Rahmen des Haupt-, Finanz- und Beschwerdeausschuss (17:30 Uhr; Ratssaal der Gemeinde Swisttal) über einen eingereichten Bürgerantrag. 

Hinweis:
In der ursprünglichen Version des Artikels wurde von Bürgerbegehren anstatt Bürgerantrag gesprochen. Der Fehler wurde korrigiert.

Redakteur/in:

Michael Thelen aus Rhein-Sieg

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