Enttäuschte Eltern

Beitragserhöhungen für die Troisdorfer KiTa’s sind beschlossen

Troisdorf - (uzk). In großer Zahl waren die Eltern erschienen, um der Debatte
des Troisdorfer Stadtrates über die Erhöhung der KiTa- und
Trogata-Beiträge zu folgen.

Ihre Enttäuschung war groß, als nach etwa 45 Minuten Diskussion mit
den Stimmen der Koalition aus CDU und Grünen die Beitragserhöhungen
beschlossen wurde.

Zu hohe Belastungen

Zwei Tage zuvor hatten sie Bürgermeister Klaus-Werner Jablonski ihren
Protest mit hunderten Unterschriften übergeben. Als „Willkürlich,
unangemessen und familienschädigend“, bezeichneten die
Elternbeiräte an den Troisdorfer Tageseinrichtungen die geplanten
Beitragserhöhungen und verwiesen auf die letzte Erhöhung die im
August 2015 erfolgte.
Bei allem Verständnis für die gestiegenen Kosten, insbesondere im
Personalbereich, sehen sie zu hohe Belastungen auf sich zukommen.

Sparpotenzial hätte an anderer Stelle gesucht werden müssen

Über die Parteigrenzen hinweg zeigten alle Mitglieder des Stadtrates
Verständnis für den Zorn der Eltern. Achim Tüttenberg (SPD)
kritisierte, dass die Stadt nicht an anderer Stelle nach Sparpotential
gesucht hat. Er wünschte sich, dass der Bildungsauftrag der
frühkindlichen Erziehung möglichst kostenfrei sein sollte.

Troisdorfer Beiträge weit unter der Landesanforderung

Beate Schlich (CDU) verwies darauf, dass die Beiträge in Troisdorf
auch nach der Anhebung noch weit unter den Anforderungen des Landes
und auch deutlich unter den Beitragsätzen in benachbarten Städten
und im Land liegen.
Das Land NRW fordert das 19 Prozent der Gesamtkosten durch
Elternanteil finanziert werden. Nach der Erhöhung, die im August 2017
wirksam wird, ist dieser Anteil in Troisdorf bei 8,5 Prozent.

Nach ihrer Auffassung wird Troisdorf seiner Marke „Troisdorf eine
Familienangelegenheit“ gerecht, was zuvor von Achim Tüttenberg
bezweifelt wurde.

Umfangreiche Tabelle informiert über neue Staffelungen

Zusammen mit der Beitragserhöhung wird es Neuregelungen geben. Die
beitragsfreie Stufe wird von bisher 13.000 Euro auf 20.000 Euro
angehoben. Durch die neuen Staffelungen wird es im Bereich der
mittleren Einkommensstufen  zukünftig in manchen Fällen Anhebungen,
in anderen aber auch Reduzierung der Beiträge geben.

Für höhere Einkommensstufen gibt es eine überdurchschnittliche
Anhebung.
Zusätzlich werden drei Einkommensstufen, davon die letzte über
120.000 Euro, eingeführt.

Die genauen Erhöhungen gehen aus einer umfangreichen Tabelle hervor,
die nach der Betreuung für unter Dreijährige und über Dreijährige
sowie nach 25, 35 und 45 Stunden pro Woche differenziert.

Auch die Trogatabeiträge werden steigen. Im U3-Bereich von bisher 44
Euro auf 49 Euro. Im Ü3-Bereich von 55 Euro auf 61 Euro.

Offener Brief

Ein konkretes Beispiel lieferte Familienvater Jörg Sauerwein aus
Müllekoven, der sich ebenfalls gegen die Erhöhung wehrte. Für seine
vier Kinder im Alter von drei, fünf, acht und neun Jahren, die Kita
und Trogata besuchen, müsse er künftig insgesamt 389 Euro statt 167
Euro zahlen, eine Erhöhung um 135 Prozent.

„Wir rutschen gerade so in die Gruppe der Familien, bei denen
Geschwisterkinder in der Ganztagsbetreuung künftig 50 Prozent zahlen,
im Gegensatz zu bisher null Prozent“, schrieb er in einem offenen
Brief an Jablonski. Bei zwei Kindern seien das zusammen 180 Euro.
Hinzu komme das letzte Kind in der Kita, das statt 167 Euro künftig
209 Euro koste.

Er akzeptiere, dass Erzieher angemessen bezahlt werden müssen, so
dass er auch eine leichte Erhöhung der Beiträge unterstützen
könne.

Aber dieses Ausmaß stelle viele Familien vor riesige Probleme und
könne dazu führen, dass in Troisdorf nur noch Frauen arbeiten
können, deren Großeltern sich künftig wieder stärker um den
Nachwuchs kümmern. „Es sei denn, sie verdienen sehr wenig oder
haben nur ein einziges Kind. Denn dann machen sich Ihre Erhöhungen
kaum bemerkbar.“