pro familia feiert 40 Jahre Beratungsarbeit
„Damals gab es sogar Drohbriefe“
Troisdorf - 40 Jahre für Familien – die pro-familia-Zweigstelle feierte jetzt
ihren runden Geburtstag. Leiterin Christiane Dürmaier begrüßte
zahlreiche Gäste in den Räumlichkeiten in der Kirchstraße und
erinnerte an die ersten Jahre nach Gründung der Beratungsstelle im
Jahr 1977. „Dies war die Zeit der Frauenbewegung, der Emanzipation
und dem Slogan ‚Mein Bauch gehört mir‘“, so Dürmaier.
„Damals gab es allerdings noch die Indikationslösung, die den
Schwangerschaftsabbruch in den ersten zwölf Wochen nur dann straffrei
möglich machte, wenn sich die Schwangere beraten ließ und dabei eine
medizinisch, ethische oder soziale Notlage festgestellt wurde“,
führte sie weiter aus. Hier habe die Arbeit der Troisdorfer
pro-familia-Beratungsstelle zunächst am Pfarrer-Kenntemich-Platz
begonnen. „Nicht selten demonstrierten Menschen vor der
Beratungsstelle, beschimpften Kolleginnen oder warfen Drohungen in den
Briefkasten“, erinnerte sich Hella Kierspel, die ehemalige Leiterin
der pro-familia-Zweigstelle.
Weitere Säulen geschaffen
Zunächst bestand das Team aus einer Sozialarbeiterin, einer Ärztin
und einer Psychologin, bereits drei Monate später musste erstmals
aufgestockt werden und in den folgenden Jahren kamen immer wieder neue
Mitarbeiter hinzu. Im Jahr 2002 kam, finanziell unterstützt durch
Kreis, verschiedene Kommunen und die Stadt Troisdorf, der Bereich
Sexualpädagogik dazu, eine „wichtige Säule des Angebotes für
Kinder und Jugendliche“, erinnert Dürmaier. „Das war zeitweise
wie ein Krimi. Die Zuschüsse deckten nur einen Teil der Unkosten und
es war mehr als einmal fraglich, ob und wie es weitergehen kann. Mit
viel Einsatz und Engagement haben wir 14 Jahre durchgehalten, bis wir
dann im Januar 2016 die Nachricht erhielten, dass zehn Wochenstunden
in die Landesförderung kamen und somit gesichert sind.“
Umzug in neue Räume
Aus Platzmangel erfolgte dann im Oktober 2010 der Umzug in die
Kirchstraße. 2013 ergänzte eine Familienhebamme das Team. Eine
weitere nahm, gefördert durch das städtische Jugendamt, in diesem
Jahr ihre Arbeit auf. Heute arbeiten zehn Personen in der
Beratungsstelle, darunter zwei Honorarkräfte und ein Ehrenamtler.
„Schwangerschaftskonfliktberatung ist noch immer der Schwerpunkt in
der Beratung“, erläutert Dürmaier. Darüber hinaus werden aber
noch viele weitere Themen angeboten, darunter Partnerschafts- und
Sexualberatung, Sexualpädagogik, Beratung bei Fragen zu
Schwangerschaft und Elternschaft, Familienhebammenarbeit, unerfüllter
Kinderwunsch und Arbeit mit Geflüchteten.
Dank und Anerkennung kamen von den zahlreichen Gratulanten, zu denen
auch Landrat Sebastian Schuster gehörte. „Bei pro familia wird
engagierte Beratungsarbeit durchgeführt, um Menschen in schwierigen
Lebenslagen in ihrer Entscheidungsfindung bestmöglich zu
unterstützen. Die Arbeit der Beratungsstelle wird immer wichtig und
notwendig sein“, betonte er.
- Heidi Kaiser
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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