Kindeswohlgefährdung - ein sehr ernstes Thema
Das Wohl des Kindes steht im Mittelpunkt
Troisdorf - Fachdienst für Kinderschutz nimmt Arbeit im Stadtteilhaus Sieglar auf
„Wir sind keine schnelle Einsatztruppe, die sofort ausrücken muss,
und auch erst recht keine Kinderklauer“, erläutert Markus Pütz,
Abteilungsleiter Soziale Dienste im Jugendamt der Stadt Troisdorf.
Ohne Zweifel geht es bei Kindeswohlgefährdung um ein sehr ernstes
Thema, das vor allem Einfühlungsvermögen und Professionalität
fordert.
Deshalb feilte man lange an einem optimierten Konzept, das derzeit in
einem Fachdienst seine Realisierung findet. Zum 1. Juli wurde so eine
größere Organisationsmaßnahme umgesetzt und die vorhandenen vier
Teams in den Stadtteilhäusern neu zugeschnitten.
Während in Spich, Troisdorf-Mitte und Friedrich-Wilhelms-Hütte die
Bezirkssozialarbeit weiter ihre Aufgaben ausübt, sind im
denkmalgeschützten Stadtteilhaus Sieglar, das wieder zum städtischen
Besitz gehört, nun die Spezialabteilungen beheimatet. Dazu zählen
neben den Frühen Hilfen, dem Pflegekinderdienst, der Jugendhilfe im
Strafverfahren und dem Bereich Unbegleitete minderjährige Ausländer,
auch der neue Kinderschutzfachdienst unter Leitung von Kim Schäfer.
„Bei uns landen ab jetzt alle Meldungen.“ Die zentrale Stelle hat
aktuell die Verpflichtung, diese auf Herz und Nieren zu prüfen.
Hierbei greift die Bandbreite von körperlichen Misshandlungen über
Vernachlässigungen, verletzter Aufsichtspflicht bis zu sexuellen
Übergriffen. „Aber auch emotionaler Missbrauch fällt in unser
Gebiet, beispielsweise wenn Kinder angeschrien oder isoliert werden
und keine familiäre Zuneigung bekommen.“
Zwischen 2018 und 2019 sind die Fälle um 15 Prozent angestiegen, was
die Notwendigkeit eines solchen Fachdienstes unterstreicht. Erfolgt
ein Hinweis zu einem Missstand, sei es von Verwandten, Nachbarn,
Kindergärten, beziehungsweise Schulen, müssen die Mitarbeiter erst
einmal eine Einschätzung der Dringlichkeit ins Auge fassen. „Dann
wollen wir in Erfahrung bringen, worum es geht und reden mit den
Eltern. Sicher schauen wir auch im Verlauf, wie die Lebensumstände
sind“, erläutert Kim Schäfer. Im Idealfall lässt sich gemeinsam
ein Schutzkonzept erarbeiten, um den Erziehungsberechtigten einen Plan
mit auf den Weg zu geben.
Oftmals liegen bei Problemen die Ursachen in Überforderung oder
einfach Unvermögen. „Manche haben selber eine ähnliche Kindheit
hinter sich und kennen es vielleicht nicht anders, leben in
schwierigen Verhältnissen, etwa wenn Drogenproblematik mitspielt,
oder sind nur auf ihre eigenen Bedürfnisse fokussiert.“
Gewiss gibt es bei uneinsichtigen Menschen keine andere Wahl, als die
Kinder in Obhut zu nehmen. Dann befasst sich ein Familiengericht mit
der Situation. Der Kinderschutzfachdienst nimmt an dem Verfahren
unterstützend teil.
„Für uns steht das Wohl des Kindes im Mittelpunkt“, macht die
Leiterin unmissverständlich klar.
In diesem Rahmen erfolgt außerdem eine enge Kooperation mit
verschiedenen Institutionen und anderen Abteilungen der Stadt. Durch
die internen Schnittstellen ist sichergestellt, dass keine
Informationen verloren gehen. Darüber hinaus wird alles genauestens
dokumentiert und archiviert.
Die Zahlen des letzten Jahres zeigen jedoch, dass nur bei 15 Prozent
aller Meldungen eine akute Gefahr vorlag, die ein sofortiges
Eingreifen verlangte.
Bei rund 40 Prozent kam es zur latenten Kindeswohlgefährdung, die mit
bestmöglicher Hilfe beseitigt werden konnte. Die Ansprechpartner der
Stadtteilhäuser findet man auf www.troisdorf.de Rubrik Familie,
Stichwort Familien-Angelegenheit. In besonders dringenden Fällen –
Hinweise auf akute schwerwiegende Gefahr für das Kindeswohl – ist
montags bis donnerstags von 7.30 bis 16.30 Uhr, freitags von 7.30 bis
12.30 Uhr der Tagesdienst im Jugendamt unter 02241-900474 erreichbar.
- Dirk Woiciech
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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