Neubaugebiet in Sieglar
Debatte über Lärm- und Naturschutz
Troisdorf - Etwa 70 Troisdorfer Bürger beteiligten sich an der öffentlichen
Anhörung zur Planung des neuen Wohngebietes „Auf dem Grend“ in
Sieglar. Hierzu hatte die Stadtverwaltung in das Bürgerhaus „Zur
Küz“ eingeladen. Um eine sachliche Diskussion bemüht, führte ein
externer Moderator durch den Abend.
Zwei Vorentwürfe zur Bebauung des Plangebietes, das von der Straße
„Auf dem Grend“, dem Schmelzer Weg sowie dem Mühlengraben
eingerahmt und parallel zur Autobahn A 59 verläuft, wurden
vorgestellt.
Demnach sind zwischen 136 und 230 Wohneinheiten vorgesehen.
Überwiegend Einzel- und Doppelhausbebauung prägen die Entwürfe,
aber auch dreistöckige Mehrfamilienhäuser mit Staffelgeschoss.
Rund neun Hektar groß ist das Gebiet, die meisten Flurstücke
gehören der städtischen Gesellschaft TroPark, ein kleinerer Bereich
ist in privatem Besitz.
„Wir sind noch ganz am Beginn der Planungsüberlegungen und setzen
auf einen offenen Dialog in der Zusammenarbeit mit der
Öffentlichkeit, betonte Co-Dezernent Claus Chrispeels zu Beginn des
Abends.
Zahlreiche Besucher äußerten Kritik an dem Vorhaben, die sich vor
allem um den Abstand zur vorhandenen Bebauung, zur Autobahn und
Hochspannungsleitungen, um Lärm, eingeschränkte Sichtverhältnisse,
erhöhtes Verkehrsaufkommen und schließlich um den Werteverlust ihrer
Grundstücke drehte. Ebenfalls großes Thema war die Natur.
Ein „wertvolles Refugium von einzigartigen Tierarten wie
beispielsweise Eisvögeln, Feldlerchen und Fledermäusen werde
zerstört“, so ein Zuhörer , Eine Sorge, die viele der Anwesenden
teilten. Hierzu legte die Stadtverwaltung Ergebnisse der
artenschutzrechtlichen Prüfung von 2015 vor, wonach „keine
Zerstörung von Fortpflanzungsstätten und Jagdhabitaten“
vorliege. Zudem würden „keine planungsrelevanten Arten gestört,
getötet oder verletzt.“
Als Brutvogel nachgewiesen worden sei die Feldlerche. Als Ausgleich
für den Verlust von Brutflächen plane man sogenannte Lerchenfenster,
eine freie Stelle im offenen Feld, die der kleine Vogel als
Anflugschneise nutzt. Der von Naturschützern und Anwohnern
angesprochene Eisvogel sei zwar gesichtet worden, jedoch habe man im
Untersuchungsgebiet kein Brutvorkommen nachgewiesen, erläuterte
Christiane Schubert vom Planungsamt.
Auf Unverständnis und Kritik stieß auch das Vorhaben, bis zu 150
Meter an die parallel zur Autobahn verlaufenden Hochspannungsleitungen
heranzubauen. Der Elektrosmog könne nachgewiesenermaßen zu
Krebserkrankungen führen, sorgte sich ein Arzt unter den Besuchern
und verwies auf einen empfohlenen Mindestabstand von 400 Metern. Zudem
könne durch die Hochspannungsleitung kein aktiver Lärmschutz
geschaffen werden, der die künftigen Anwohner vor dem Verkehrskrach
schütze. „Dies muss man bauplanerisch beachten. Die Stellung der
Gebäude sowie geeignete Fenster könnten Lärmschutz bieten“,
räumte Ulrich Faßbinder vom Büro Stadtplanung Zimmermann ein
Warum man in Troisdorf überhaupt weiterhin Grünflächen für Bauland
opfere, wollte ein Besucher wissen.
Wie seitens der Planer betont wurde, habe die Stadt die Pflicht,
ausreichend Wohnraum zu schaffen. Hierzu habe die Verwaltung den
Bedarf an Wohnbauland durch ein externes Gutachten ermitteln lassen.
Nach Abwägung seien bis 2035 rund 30 Wohnbauflächen nötig, so
Chrispeels.
Trotz aller Argumente, die man seitens der Verwaltung während des
Infoabends an den Tag legte, die Anwesenden betrachten das Bauvorhaben
weiterhin mit großer Skepsis.
Alle Vorschläge und Einwände sollen in den nächsten Wochen
geprüft, Gutachten eingeholt und ein konkretisierter Planentwurf
erneut zur Diskussion gestellt werden.
- Heidi Kaiser
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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