Handel im Fokus

Derzeit 71 Leerstände in Troisdorfs Einzelhandel

Troisdorf - Vorläufiges Einzelhandelskonzept vorgestellt

Zum Bürgerdialog „Einzelhandel 2025“ hatte die Stadt in einen
Tagungsraum der Stadthalle eingeladen. Dort präsentierte die
Unternehmensberatung CIMA ein vorläufiges Einzelhandelskonzept, das
die Grundlage für die Weiterentwicklung im Ort sein soll. Die
zentralen Fragen: Wo steht Troisdorf? Wo sind die Schwächen?“ Als
Vergleich diente ein vorangegangenes Konzept, das vor neun Jahren
erstellt worden war.

Zurzeit 71 Leerstände

Demnach ist in der Aggerstadt die Anzahl der Betriebe in den
vergangenen neun Jahren von 437 auf 340 gesunken, zur Zeit gibt es 71
Leerstände. „Dies ist besorgniserregend und kann nicht alleine mit
dem Umsatzabfluss durch den Online-Handel erklärt werden“, betonte
Wolfgang Haensch von der CIMA.

Gemessen an der Kaufkraft der Troisdorfer mit rund 422 Millionen
bleiben gerade mal knapp 312 Millionen in der Stadt. „Von dem Rest
fließen nur etwa 14 Prozent in den Online-Handel, der Rest in den
stationären Handel – aber eben nicht nach Troisdorf“, so der
Unternehmensberater.

Warum? Zu dieser Frage hat die CIMA den Troisdorfer Einzelhandel in
Warengruppen aufgeteilt und gemessen an Verkaufsfläche, Umsatz und
Kaufkraft die so genannte „Zentralität“ gemessen. Sie stellt eine
Kennzahl dar, die die Anziehungskraft einer Stadt misst, ein Wert von
über 100 gilt dabei als zugkräftig.

„Troisdorf erreicht hier gute Werte in Sachen Bekleidung (92),
Bücher und Schreibwaren (90), Spielwaren (97) und Hausrat (108)“,
erläutert Haensch. Bescheiden sei es dagegen beispielsweise bei
Sportartikel (27) oder Einrichtungsbedarf (45). Insgesamt erreiche
Troisdorf eine Zentralität von 74 Prozent und steht somit ähnlich da
wie die Vergleichsstädte Neuss oder Viersen“.

Branchenmix schaffen

Positiv bewerteten die Unternehmensberater den Bau der Galerie, die
der Innenstadt „zu neuer Attraktivität“ verholfen habe. Dadurch
habe sich trotz Wegfall zahlreicher Geschäfte seit 2010 die
Verkaufsfläche sogar erhöht.

Als „Herausforderung“ bezeichnete die CIMA die Schaffung eines
attraktiven Branchenmix für die 700 Meter lange Fußgängerzone und
den drei Centern.

Unter anderem müsse die „Zulauflage“ insbesondere an der oberen
Kölner Straße entwickelt werden. Hier gäbe es „massive
Leerstände“. „Wer die Fußgängerzone betritt, findet dort drei
große Fronten, die nicht als Einzelhandelsangebot wahrgenommen
werden, wie beispielsweise eine Spielhalle“, so Haensch.

Optimierungsbedarf sehe er auch bei der Belegung des Forums. „Hier
sollte man sich vor allem auf das Erdgeschoss konzentrieren“, so der
Vorschlag des Beraters. Bei den Untersuchungen hatte die CIMA auch die
Warenpräsentation der Geschäfte im Fokus. Über die Hälfte der
Erscheinungsbilder seien „ohne Highlights“ oder gar
„veraltet“.

Oberlar ist „Sorgenkind“

Bei der Bewertung der Nahversorgung in den einzelnen Stadtteilen fiel
vor allem Oberlar durch. „Oberlar ist unser Sorgenkind und hat seit
2010 den höchsten Bedeutungsverlust erfahren“, fasste CIMA-Experte
Matthias Hartmann zusammen. Nach dem Wegfall von Schlecker und Netto
gebe es hier kein attraktives Angebot mehr, die Nahversorgung müsse
komplett neu aufgebaut werden. Handlungsbedarf sehen die
Unternehmensberater auch in Sieglar. „Hier gibt es zwar ein
kompaktes, belebtes Zentrum aber kein Lebensmittelgeschäft“, so
Hartmann. Entwicklungspotential biete diesbezüglich der Bereich
Pastor-Böhm-Haus.

In der abschließenden Diskussionsrunde mit den Besuchern, unter denen
überraschend wenig Einzelhändler waren, wurden deren Vorschläge und
Anregungen aufgenommen und sollen nun in die weiteren Überlegungen
einfließen. Dann erst wird dem Rat ein abschließendes Konzept
vorgelegt.

- Heidi Kaiser