Notfallsprechstunde in Troisdorf
Für Menschen ohne Versicherungschutz

Bringen den MediPunkt gemeinsam auf den Weg: (V.li.n.re.) Dr. Peter Wolf, Dr. Iphraim Hassan, Regina Flackskamp und Pfarrer Hermann Josef Zeyen.  | Foto: Kaiser
  • Bringen den MediPunkt gemeinsam auf den Weg: (V.li.n.re.) Dr. Peter Wolf, Dr. Iphraim Hassan, Regina Flackskamp und Pfarrer Hermann Josef Zeyen.
  • Foto: Kaiser

Troisdorf. Lotsenpunkte - das sind Begegnungsorte, an denen ehrenamtliche Mitarbeiter als sogenannten Soziallotsen, Menschen in Not und in prekären Lebenslagen unterstützen sollen. Etwa beim Ausfüllen von Anträgen oder auch einfach mit einem offenen Ohr - ohne Termin und kostenlos. „Doch es gab eine Versorgungslücke im Sozialraum Troisdorf, die wir jetzt schließen wollen“, sagt Regina Flackskamp, die den Lotsenpunkt Troisdorf koordiniert.

„MediPunkt“, so der Titel des neuen Projektes, das Mitte Oktober startet. In einer eigens zu diesem Zweck eingerichteten Praxis am Pfarrer-Kenntemich-Platz wird dann jeden Dienstag für drei Stunden eine kostenlose Sprechstunde für Menschen ohne Krankenversicherung angeboten. „Wir haben hier in Troisdorf eine größere Szene an bedürftigen Menschen, die trotz unseres flächendeckenden Gesundheitssystems nicht den Weg in eine Arztpraxis finden,“ weiß Regina Flackskamp. „Manche psychisch kranke Menschen und Drogenabhängige schaffen es nicht zum Arzt, weil ihnen schlichtweg die Energie dafür fehlt. Oder aber aus Scham.

Doch es sind nicht „nur“ Menschen ohne Obdach, Drogensüchtige oder illegal in Deutschland Lebende, die medizinisch unterversorgt oder auch nicht mehr krankenversichert sind. Auch Studenten, die die Regelstudienzeit überschritten haben oder ehemals Selbstständige, die während der Pandemie die Krankenkassenbeiträge nicht mehr bezahlen konnten, sind ohne Versicherungsschutz“.

„Armut und Krankheit gehören oft zusammen“, sagt Iphraim Hassan. Der ehemals als Onkologe praktizierende Arzt ist gemeinsam mit dem Chirurgen Peter Wolf erster Ansprechpartner im MediPunkt. Beide sind seit kurzem im Ruhestand und engagieren sich ehrenamtlich.

Sucht, Gewalt und andere Umstände bedeuten ständigen Stress. Und Krankheit: Wunden verheilen schlecht, chronische Erkrankungen eskalieren, weil sie unbehandelt bleiben.

„Manche Betroffene quälen sich tagelang mit riesigen Abszessen herum, die bei rechtzeitiger Behandlung keine Probleme gemacht hätten. Oder sie kommen erst, wenn aus der Bronchitis bereits eine Lungenentzündung geworden ist, so Peter Wolf. „Wir können die Patienten auf dem Level einer Hausarztpraxis ‚erstversorgen‘. Dass heißt, bei schweren medizinischen Notfällen nutzen wir unser gut funktionierendes Netzwerk und vermitteln die Patienten an entsprechende Fachärzte weiter. Ebenso bei zahnmedizinischen oder psychischen Erkrankungen. Unser Projekt soll aber keineswegs die hausärztliche Struktur ersetzen, sondern lediglich ergänzen“, betont Peter Wolf.

„Damit die Menschen aber überhaupt erst in den MediPunkt kommen, sei der Vertrauensaufbau das Wichtigste“, so Regina Flackskamp. „Die Menschen sollen hier spüren: So wie ich bin, werde ich angenommen. Unabhängig von Religion, Konfession, Geschlecht, Alter oder Herkunft“.

Wenn die MediPunkt-Praxis ihre Pforten öffnet, will sie Orte aufsuchen, an denen sie möglichst viele potentielle Patienten trifft und Visitenkarten verteilen. Zusätzlich hoffe sie auf Mund-zu-Mund-Propaganda.

Das Projekt, das bislang einzigartig im Rhein-Sieg-Kreis ist, wird durch die CaritasStiftung und Spenden aus der Gemeinde der katholischen Pfarreiengemeinschaft Troisdorf gefördert.

Sieben Ehrenamtliche gehören derzeit zum MediPunkt-Team, es werden jedoch dringend noch Ärzte und medizinisches Fachpersonal gesucht. [/p]

Freie/r Redaktionsmitarbeiter/in:

Heidi Kaiser aus Troisdorf

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