Verbraucherzentralen in der Region
Großer Ansturm auf die Beratungsstellen

Martin Wieler, Leiter der Beratungsstelle Siegburg, und Dr. Konstantin von Normann, Leiter der Beratungsstelle Troisdorf, stellten die Arbeitsschwerpunkte 2022 der Verbraucherzentrale in Siegburg und Troisdorf vor.  | Foto: Verbraucherzentrale NRW
  • Martin Wieler, Leiter der Beratungsstelle Siegburg, und Dr. Konstantin von Normann, Leiter der Beratungsstelle Troisdorf, stellten die Arbeitsschwerpunkte 2022 der Verbraucherzentrale in Siegburg und Troisdorf vor.
  • Foto: Verbraucherzentrale NRW
  • hochgeladen von Christiana Herbst

Troisdorf/Siegburg. Die hohen Energiepreise und die gestiegene Inflation in Folge des russischen Angriffskrieges haben 2022 zu einer großen Belastung und Verunsicherung bei vielen Verbraucher:innen in Siegburg geführt. Dies zeigte sich in einem wahren Ansturm auf die Beratungsstelle: Je Beratungsstelle rund 3.900 Ratsuchende wandten sich an die Verbraucherschützer:innen und erhielten aktuelle Informationen und rechtliche Beratung. „Zusätzlich zur Pandemie haben wir ein Krisenjahr erlebt, das bei vielen Menschen bestehende Probleme verschärft und neue aufgetan hat“, erklären Martin Wieler, Leiter der Beratungsstelle Siegburg und Dr. Konstantin von Normann, Leiter der Beratungsstelle in Troisdorf, bei der Vorstellung ihrer Jahresberichte.

Gasmangellage, Lieferstopps, massenhafte Preiserhöhungsschreiben der Energieversorger, Entlastungspakete – die oft nicht vorhersehbaren Entwicklungen und darauf folgenden Anfragewellen stellten auch die Beratungskräfte vor große Herausforderungen. „Mit laufenden Fortbildungen einerseits und der Weiterentwicklung digitaler Angebote andererseits konnten wir qualifiziert und zeitnah auf die vielfältigen Fragen und Sorgen eingehen“, sagte Wieler. Um Wartezeiten auf eine individuelle Beratung zu vermeiden, wurden mit Online-Gruppensprechstunden und Videochat-Beratungen Kräfte gebündelt. Von laufend aktualisierten Informationen, Rechentools und interaktiven Musterbriefen auf der Internetseite der Verbraucherzentrale NRW sowie der zentralen Hotline profitierten auch die Siegburger.

Rat zu Energierecht, Energiesparen und bei Zahlungsproblemen
Im Schnitt dreimal mehr als zuvor mussten die Haushalte 2022 für Gas bezahlen, für Strom etwa doppelt so viel. Nicht nur Menschen mit geringen Einkommen brachte das in finanzielle Nöte. Die Beratungsstelle gab Rat zur Rechtmäßigkeit von Preiserhöhungen, prüfte die Korrektheit von Abschlagsberechnungen, informierte zu möglichen Sozialleistungen und half bei drohenden Energiesperren durch die Versorger. Zugleich waren Informationen zum Energiesparen und zu Investitionen in energetische Sanierungen und erneuerbare Energien sehr gefragt.

Erfolgreich für die Ansprüche von Verbraucher:innen eingesetzt
Daneben beschäftigten die Beratungskräfte die ohnehin bestehenden Probleme der Verbraucher:innen etwa mit untergeschobenen Verträgen, Fakeshops im Internet, betrügerischen Inkassoschreiben sowie Ärger mit Reiseanbietern oder Telekommunikationsunternehmen. Bei zusammen rund 2.500 Rechtsberatungen und -vertretungen haben sich die Verbraucherschützer:innen zumeist erfolgreich für die berechtigten Ansprüche von Ratsuchenden eingesetzt. „Wir konnten die Erstattung von 3.329 Euro an eine alleinerziehende Mutter aus Troisdorf erreichen, auf deren Tablet sich unbemerkt eine Betrugssoftware zum massenhaften SMS-Versand installiert hatte“, so Dr. von Normann.
Angesichts der großen Nachfrage sei es besonders erfreulich und wichtig, so Wieler, dass das Team der Beratungsstelle in Siegburg durch eine Stellenaufstockung um eine halbe Stelle verstärkt wurde.

Krisenzeit sorgt für Lieferengpässe und ruft Betrüger auf den Plan
Ob E-Bikes, elektronische Geräte oder Möbel: Die weltweit gestörten Lieferketten führten im vergangenen Jahr zu teils langen Wartezeiten auf bestellte Waren. „Vor allem, wenn schon Vorkasse geleistet wurde, war der Frust groß“, berichtete der Beratungsstellenleiter. Die Verbraucherschützer:innen halfen mit Informationen rund um das Kaufrecht und gegebenenfalls auch dabei, von Verträgen zurückzutreten und bereits überwiesenes Geld zurückzuholen.
Dass manche Dinge knapp, begehrt oder in seriösen Shops gar nicht zu haben waren, rief auch vermehrt betrügerische Internetanbieter auf den Plan. In den täuschend echt aussehenden Fakeshops gab es Brennholz, Generatoren und Solaranlagen, aber auch Gaming-Zubehör oder Haushaltsgeräte zu scheinbar unschlagbaren Preisen. „Wer hereingefallen war und Vorkasse geleistet hatte, sah sein Geld in der Regel nicht wieder und konnte nur Anzeige erstatten. Mit dem Online-Tool Fakeshop-Finder hat die Verbraucherzentrale 2022 aber ein nützliches Werkzeug geschaffen, um vorab die Seriosität von Shops zu prüfen“, erklären die Beratungsstellenleiter Dr. von Normann und Wieler.

Bedrohliche Inkasso-Forderungen abgewendet
Auch 2022 sorgten massenhaft falsche Inkassoschreiben für Schrecken bei den Verbraucher:innen der Stadt. Angesichts drohender Mahnbescheide, Zwangsvollstreckungen oder Pfändungen von vermeintlichen Anwaltskanzleien oder Behörden fühlten sich viele gedrängt, die verlangten Summen etwa für ein angeblich abgeschlossenes Glücksspiel-Abo zu bezahlen. Die Beratungsstelle sorgte für Aufklärung und riet, den Forderungen zu widersprechen. Nach wie vor berechnen Inkassounternehmen zudem bei berechtigten Forderung zu hohe Verzugskosten.

Photovoltaik, Wärmepumpe oder Strom vom Balkon?
Die Energiepreiskrise und die daraus resultierenden Verunsicherungen bestimmten die immens hohe Informationsnachfrage. Wie kann ich meinen Energieverbrauch senken? Welche Heizung ist die richtige? Ist Photovoltaik, eine Wärmepumpe oder eine Kombination von beidem die richtige Wahl? Welche Fördermittel gibt es? Auf solche Fragen gab die Energieberatung in zahlreichen Vorträgen, Online-Seminaren und an Infoständen Auskunft. Auch Mieter:innen erhielten Tipps, wie sie die steigenden Kosten im Blick behalten und selbst aktiv werden können – etwa durch einfache Spar- und Effizienzmaßnahmen oder eigene Stromerzeugung durch Stecker-Solargeräte. Energieberater Philipp Stauß: „In fast jedem Haushalt verstecken sich Einsparpotenziale, die es aufzudecken und zu nutzen gilt. Das nützt dem eigenen Geldbeutel, aber auch dem Klima.“

Beratung zu Reiserecht stark gefragt
Die teilweise chaotischen Zustände an den NRW-Flughäfen vermiesten im vergangenen Jahr vielen Flugreisenden den Urlaub. Streiks, gestrichene Verbindungen, verpasste Flieger wegen stundenlanger Wartezeiten an den Sicherheitskontrollen, verlorenes oder zu spät geliefertes Gepäck: Die Beratungsstelle klärte über Fluggastrechte auf und half bei der Forderung nach Erstattungen oder Entschädigungen.
Unterstützung durch die Beratungsstelle Troisdorf bei Fragen rund um die Pflege
Viele Fragen und Probleme können auftreten, wenn ein Mensch pflegebedürftig wird: Welche Leistungen der Pflegekasse sind die richtigen? Reicht das Geld, um einen Platz im Pflegeheim zu bezahlen? Können ausländische Kräfte legal beschäftigt werden? Die Pflegerechtsberatung der Verbraucherzentrale stand Pflegebedürftigen und ihren Angehörigen mit Informationen zur Seite, lotste zu örtlichen Hilfsangeboten und half, wenn die Pflegekassen Anträge ablehnten oder dem erwarteten Pflegegrad nicht zustimmten. „In komplizierten Fällen gab es 2022 auch anwaltliche Unterstützung, um Interessen der Ratsuchenden außergerichtlich durchzusetzen“, so Dr. von Normann.

Umweltschutz im Alltag: Faire Klamotten und weniger Plastikmüll
Die Umweltberatung hat auch 2022 vielfältige Anregungen für einen nachhaltigen Alltag gegeben. Informativ und praktisch erfuhren die Siegburger beispielsweise, wie sie Plastikmüll im Bad vermeiden können. „Kleidung nachhaltig nutzen“ lautete das Motto zur Fairen Woche. Und um „vergessene Schätze“, die in jedem Haushalt schlummern, ging es bei der gleichnamigen Aktion, die auf Möglichkeiten aufmerksam machte, den Ressourcenverbrauch durch Teilen, Tauschen und Reparieren zu verringern.

Weiterführende Links:
www.verbraucherzentrale.nrw/siegburg-jahresbericht2022
www.verbraucherzentrale.nrw/troisdorf-jahresbericht2022

Verbraucherzentrale NRW
Beratungsstelle Troisdorf

Kölner Platz 2
53840 Troisdorf
Tel.: 02241 14953-01 (Bitte beachten Sie, dass unsere Rückrufe in der Regel mit einer Düsseldorfer Vorwahl (0211) erfolgen)
Fax: 02241 14953-06
troisdorf@verbraucherzentale.nrw

Öffnungszeiten:
Montag 09:00 - 12:30 + 14:00 - 18:00 Uhr
Mittwoch 09:00 - 12:30 + 14:00 - 18:00 Uhr
Donnerstag 09:00 - 14:00 Uhr
Freitag 09:00 - 12:00 Uhr

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

27 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.