Stadterkundungen
Peter Haas brachte den Troisdorfern die Stadt näher

Peter Haas an einem seiner liebsten Orte: der Burg Wissem. | Foto: uzk
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  • Peter Haas an einem seiner liebsten Orte: der Burg Wissem.
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Troisdorf - (uzk) „Hinter jeder Ecke wartet eine spannende Geschichte“,
erklärt Peter Hass und liefert gleich den Beweis: Einer seiner
liebsten Orte in Troisdorf ist die Burg Wissem. Beim Anblick der
Gebäude kommt er sofort in Redefluss. Er erzählt die wahre und
traurige Geschichte des Barons von Beverfoerde. Ihm gehörte einst die
Burg. Nachdem die Ehe des letzten Adeligen der Burg Wissem, Dietrich
Freiherr von Loe, kinderlos geblieben war und dessen Frau in jungen
Jahren starb, ging das Erbe an eine seiner Nichten. Als sie verstarb,
war ihr Ehemann, der Baron von Beverfoerde, nächster in der Erbfolge.

Der gebürtige Münsterländer fühlte sich ohne Gattin in Troisdorf
nicht mehr wohl. Er verkaufte das Anwesen samt 300 Morgen bester Lage
rund um die Burg 1939 für 450.000 Reichsmark an die Stadt. Ein gutes
Geschäft für Troisdorf, ein schlechtes für den Baron. Der Pechvogel
erwarb anschließend ein Anwesen in Ostdeutschland. Nach dem Zweiten
Weltkrieg wurde er enteignet. Die Hoffnung loderte nach dem Mauerfall
und der Wiedervereinigung auf, aber der Baron erhielt keine
Entschädigung.

Geschichte und Geschichten rund um die Burg

Kaum Luft geholt, erklärt Peter Hass: „Das Erdgeschoss der Remise
war früher ein Stall, die Räume des Verwalters in der ersten Etage
profitierten von der Wärme, die das Vieh produzierte. Auf der
Gebäuderückseite war der Misthaufen und dort lassen sich im Gemäuer
noch heute die Öffnungen für Fäkalienschächte und der
‚Austritt‘ erkennen.“

Die Aufregung vieler Troisdorfer, die beim letzten Umbau der Burg
aufkam, kann der Heimatforscher nicht verstehen. „Der Architekt hat
den historischen Torbogen in das ‚neue‘ Herrenhaus eingebunden und
ist damit nur historischen Vorbildern gefolgt. Aber das wissen nur
wenige. Es gibt so viele Menschen, die glauben, alles über Troisdorf
zu wissen. Wenn die mich auf einer meiner Stadterkundungen begleitet
haben, sehen sie ihre Stadt anschließend mit anderen Augen“, freut
sich Haas mit einem kleinen Augenzwinkern, um gleich zur nächsten
„Burggeschichte“ zu gelangen.

Denn der Übergang zwischen Burg und Remise ist nach der Konstruktion
für einen Kranwagen entstanden, den der russische Architekt,
Konstrukteur und Künstler El Lissitzki 1920 für Lenin entworfen
hatte, der aber nie gebaut wurde. Der frühere Schüler von Haas und
Architekt Uerdingen, hatte diesen Entwurf als Vorlage genommen und den
gelungenen „Brückenschlag“ zwischen den Gebäuden entworfen.
„Und wenn man einmal die Augen schließt und dann wieder genau
hinschaut, dann sieht man auch, welches Vorbild die Kranbauten im
Kölner Rheinau-Hafen haben“, erklärt Hass voller Begeisterung.

1940 wurde Peter Haas in Schwarzrheindorf geboren. Seit 1951 lebt er
in Troisdorf. Er ist Mitbegründer der Europaschule und des
Bilderbuchmuseums, Träger des Bundesverdienstkreuzes und des
Rheinlandordens. Er war Vorsitzender des Kulturausschusses und
Ortsvorsteher. Seit 2004 engagiert er sich im Heimat- und
Geschichtsverein der Stadt Troisdorf. Eines ist sicher, die Stadt hat
ihm mehr als die liebenswerten Geschichten zur Geschichte zu
verdanken.

Seit 2005 lässt Peter Haas bei Rundgängen die Troisdorfer oder auch
Neubürger an seinem Wissen teilhaben. Nach zwölf Jahren und
unzähligen Stadterkundungen hat er sich nun entschlossen, die
Stadtrundgänge zu beenden. „In der nächsten Zeit möchte ich die
bisherigen Rundgänge aufschreiben, damit eines Tages eventuelle
Nachfolger meine Stadterkundungen übernehmen können“, so Haas.

Die Abschiedsrunden

Zum Abschied gab es nochmal zwei Führungen, durch die Rote Kolonie
sowie die Beamtenkolonie. Wer keine Gelegenheit zum Stadtrundgang hat,
der kann sich in den Veröffentlichungen von Peter Haas informieren.
„Troisdorf - Ein Band Buntes“ ist der Titel eines 80 Seiten
starken Buches mit Geschichten und Anekdoten aus Troisdorf, das Peter
Haas im Wartberg-Verlag veröffentlichte. Hier erfährt man, wie aus
der ehemaligen Viehgasse das Prinzenwäldchen wurde und wie der
Unternehmer Emil Langen dafür sorgte, dass die Eisenbahn von Deutz
nach Hennef auch Halt in Troisdorf machte. Auch die Geschichte des
glücklosen Barons kann man noch einmal nachlesen.

Peter Haas an einem seiner liebsten Orte: der Burg Wissem. | Foto: uzk
Einige seiner Geschichten hat Peter Hass bereits zu Papier gebracht. In Zukunft will er noch möglichst viele aufschreiben. | Foto: uzk
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