Das "private Museum" von Hans Strobl
Wie bei Oma zu Hause

Hans Strobl in seiner Küche aus den 1950er Jahren. | Foto: Wackers
  • Hans Strobl in seiner Küche aus den 1950er Jahren.
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Troisdorf - Sein Vater drängte ihn immerzu, doch mal den Keller aufzuräumen,
erinnert sich Hans Strobl schmunzelnd. Heute hat er in einem Haus in
Troisdorf ein „privates Museum”, wie er es liebevoll nennt.

Drei Tage in der Woche lebt er hier, in der übrigen Zeit ist er in
seiner anderen Wohnung in Köln. Der Rentner schwört auf alles, was
in den 1950er und 60er Jahre „en vogue“ war. Wer sich bei ihm
umschaut, hat das Gefühl, wieder in dieser Zeit angekommen zu sein.
Seine Sammelleidenschaft hat ihn schon als Kind gepackt, als er noch
in Altenrath zur Schule ging.

Seine Schultüte, sein alter Ranzen, aber auch die Wasserfarben und
die Hefte, in die er in der zweiten Schulklasse schrieb, liegen in
seinem Wohnzimmer, als sei er erst vor wenigen Minuten vom Unterricht
aus der Schule gekommen.

In der Ecke steht ein alter Röhrenfernseher, eine Tütenlampe säumt
die grünen Polstermöbel mit braunem Flechtteil an den Seiten. Alles
hat Hans Strobl, der in Friedrich-Wilhelms-Hütte geboren ist,
aufbewahrt: 80 Prozent des Mobiliars stammt von seinen Großeltern,
Onkeln und Tanten. Neueren Datums ist dagegen die „Bravo“-Ausgabe
mit Roy Black auf dem Titelblatt.

Der Tisch in der Küche ist mit altem Geschirr eingedeckt. Über der
Eckbank in der Küche, in Schränken und Regalen, stapeln sich
Lebensmittelpackungen, Bratensoße oder Fleischbrühe. Eine
Küchenmaschine „Pomfrita“ gibt es ebenso wie eine Dose mit der
Plätzchen- und Waffelmischung „Für alle Tage“. Ungeöffnet steht
eine Flasche Afri-Cola herum. Der legendäre Bosch-Kühlschrank mit
den abgerundeten Ecken ist hier zu finden, dazu noch ein
funktionstüchtiger Kachelofen. „Viel zu schade, um ihn
wegzuwerfen”, sagt Hans Strobl.

Vor allem von seiner Großmutter Anna hat er noch Schätze. Ihr Foto
steht auf einer alten Nähmaschine. Wesentlich älter, nämlich aus
den 1930er Jahren sind noch ein Kohleherd und ein kleiner Kühlschrank
mit Holzgehäuse. Im Schlafzimmer steht ein massives Bett mit
Seidenbezug und eine Spiegelkommode. Im Bad steht eine Zinkwanne mit
Wäsche. „Zu dieser Zeit gab noch keine Waschmaschine”, erläutert
Strobl. Dafür aber gibt es ein Plumsklo und zwei echte
Kondomautomaten. Die hat er auf zwei Flohmärkten erstanden und
nachträglich hier angebracht.

Natürlich pflegt er auch eine Vorliebe für alte Autos. Er selbst
fährt einen Opel Olympia, Baujahr 1955, liebevoll „Finchen”
genannt. Für 5.840 DM hatte er ihn gekauft. Der steht gut geschützt
in einer Garage. Früher hat Hans Strobl einige Zeit in der
Filmbranche gearbeitet. Bis ihm 1987 eine Frau mit 2,1 Promille
zwischen Lohmar und Altenrath ins Auto fuhr. Er wurde dabei so schwer
verletzt, dass er Jahre brauchte, um wieder einigermaßen gehen zu
können. Seitdem ist er Frührentner. Auch seine Frau starb wohl an
den Nachwirkungen des Unfalls und der langen Krankheit mit erst 59
Jahren, erzählt Strobl. Der Unfall war ein Schicksalsschlag, von dem
er sich nie ganz erholte.

In seiner 55 Quadratmeter großen Mietwohnung habe er alles, was er
zum Leben braucht, sagt der 66-Jährige und wirkt zufrieden. Wenn er
hier ist, besuchen ihn seine Freunde und Bekannte. „Die finden das
auch so gemütlich wie ich”, sagt Strobl. „Denn das erinnert sie
an die Zeit von früher, wo alles noch etwas weniger hektisch war, als
heute.”

- Patrizia Wackers

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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