Kurzweilige Duftlese
Düfte und Gerüche als Thema im Rahmen der Kulturwochen

Monika Clever führte in der „Duftlese“ kurzweilig durch Historie und Histörchen des Geruchssinns. | Foto: prl
  • Monika Clever führte in der „Duftlese“ kurzweilig durch Historie und Histörchen des Geruchssinns.
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Wachtberg - Auf die Frage, ob sie des nachts einen Pyjama oder ein Nachthemd
trage, soll Marylin Monroe geantwortet haben: „Ich trage Chanel Nr.
5.“ So unerhört war diese Antwort in ihrer Zeit, dass sie erst
Jahrzehnte nach dem Interview veröffentlich wurde. Diese und viele
weitere informative Anekdoten rund um den Geruchssinn präsentierte
Monika Clever in ihrer Lesung „Duftlese“ im Rahmen der Kulturtage
in einer Parfümerie.

„Unter der Achsel soll nicht der stinkende Bock der Ziegenherde
hausen“, riet schon Ovid zu Anfang unserer Zeitrechnung den
Männern. Hingegen gab es auch Zeiten, in denen die Kirche Gerüche
und Düfte allerlei Art allein für sich beanspruchte. In einer Zeit,
in der Wasser als Krankheitsüberträger und die Benutzung von Parfüm
als unchristlich galt, gab es zum Geruch nur eines zu sagen, erklärte
die Künstlerin: „Das Volk stank!“

Erfreulicherweise war diese Phase in der Geschichte der Düfte
verhältnismäßig kurz. In den meisten Jahrhunderten galt
Reinlichkeit als schicklich. Teilweise betrieb man schon im Altertum
hohen Aufwand, um das beste Rezept für Wohlgeruch zusammenzustellen.
Olivenöl, Rosmarin, Bockshornklee und andere Kräuter und Gewürze
fanden sich in Überlieferungen als gute Duftträger. „Die Hälfte
davon ginge auch für’n Obstsalat“, kommentierte Monika Clever
amüsiert.

Allerdings gab es auch etliche Rezepte, die man eher nicht im
Obstsalat wiederfinden möchte. So berichtete Nostradamus Katharina
von Medici von einem Rezept, das Tierschützer heutzutage auf die
Barrikaden brächte. Ein Rabe sollte 40 Tage mit Eiern gefüttert,
getötet und destilliert werden, um seine sterblichen Überreste
anschließend zu einem Parfümbestandteil zu verarbeiten. Auch
Salamanderblut, Kot und Bärenfett waren für manchen Parfümeur kein
Tabuthema, wenn es um den exklusivsten Geruch ging.

Der Fortschritt der Industrialisierung, die leichtere Verfügbarkeit
von Zutaten und das erweiterte Wissen um die Chemie verschaffte der
Kunst des Parfümmischens schließlich andere Möglichkeiten. Diese
wusste nicht nur Coco Chanel zu nutzen, sondern auch Johann Maria
Farina. Der Bonner mit französischen Wurzeln lebte in seiner
Wahlheimat Köln, wo sich auch sein Labor befand. Sein „Echt
kölnisch Wasser“, wie er seine Duftschöpfung zu Ehren seiner
Wahlheimat nannte, ging um die Welt und findet sich auch heute noch in
mancher Damenhandtasche.

Neben all den Bemühungen, den menschlichen Duft zu übertünchen oder
zu verändern, geriet aber auch der natürliche Sinn und Zweck des
Geruchssinns nicht außer Acht. So hatte man in - mehr oder weniger
appetitlichen - Experimenten festgestellt, dass Frauen am Geruch eines
Mannes merken, ob dessen Erbgut zu dem eigenen passt. Somit regelt die
Natur normalerweise über den Geruch die für die Evolution sinnvolle
Partnerwahl. Ob diese Tatsache den Geruch manches „naturnah“ und
„wasserarm“ lebenden Zeitgenossen rechtfertigt, ließ die
Referentin in ihren Ausführungen offen.

- prl

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RAG - Redaktion

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