Tierische Tunnelbauer
Nutrias unterhöhlen Bach

Der Bachlauf ist an einer Stelle bereits merklich versetzt. | Foto: prl
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  • Der Bachlauf ist an einer Stelle bereits merklich versetzt.
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Wachtberg - (prl) Vor zwei Jahren noch habe sie niemand ernsthaft wahrgenommen,
findet Lukas Schimmel. Vor einem halben Jahr hat der Jungbauer den
landwirtschaftlichen Betrieb seiner Eltern übernommen. Er zeigt auf
den ersten Nutria-Bau. In der Böschung klaffen deutliche Löcher, an
einer Stelle ist der Bachlauf versetzt. Die Tiere haben sich
überreichlich vermehrt und im letzten Sommer mehrere hundert
Quadratmeter der Zuckerrübenernte zerstört. Bis zu 65 Zentimeter
werden die possierlichen Tiere groß. Rechnet man den Schwanz dazu,
kommt man oft genug auf einen Meter Tierlänge. Die Wissenschaftler
zählen die monogam lebende Rattenart zu den Stachelratten, eben so
vermehren sie sich auch. Bis zu drei Würfen pro Jahr sind möglich,
etwa 15 Tiere findet man in einem Bau. Von den Bisam-Arten kann man
sie anhand des Schwanzes gut unterscheiden, der bei den Nutria nicht
abgeplattet, sondern in voller Länge rund ist.

In den letzten Jahren hatten einige Länder in Europa ihre Probleme
mit den aus Südamerika eingewanderten Neozyten. Infolge einer
EU-weiten Entscheidung hat das Innenministerium reagiert und dafür
gesorgt, dass die Jäger ihnen zu Leibe rücken dürfen, wenn die
Tiere sich unmäßig vermehren. Zuerst allerdings solle man mit
anderen Maßnahmen, wie Zäunen und Netzen versuchen, die Nutrias von
der Ernte fernzuhalten.

„Das haben wir versucht“, erklärte Schimmel. Innerhalb nur einer
Nacht haben sich die Tiere einen Tunnel unter dem Netz durchgegraben.
„Bei den Rüben beißen sie anfangs die Keimlinge ab“, so
Schimmel. Später vergriffen sie sich an den jungen Zuckerrüben.
Entweder fräßen sie die Rüben gleich vor Ort an oder sie schleppten
sie mit in ihren Bau, um die Jungen zu füttern. Den Schaden am kaum
gesprossenen Weizen zeigte der Fachmann an den halb abgefressenen
Halmen auf der wie rasiert wirkenden Fläche neben einem Nutria-Bau.
„Das schwächt die Pflanze. So angefressener Weizen wird einen Frost
vermutlich nicht überstehen.“ Er geht davon aus, dass er auch bei
der kommenden Ernte einigen Ausfall wegen Tiere verzeichnen wird.

Auch um die Standfestigkeit seiner landwirtschaftlichen Maschinen an
den Feldrändern macht er sich Sorgen. Dort, wo die Uferbewohner quasi
als Großfamilie bereits in Folgegeneration leben, sind die Bauten
schon von außen betrachtet sehr groß und reichen bis unter den
Feldrand. „Wenn das so weitergeht, ist es eine Frage der Zeit, bis
da mein Trecker einbricht“, schätzte Schimmel.

Durch die vielen Bauten der Nutrias verändert sich außerdem der
Verlauf des Arzdorfer Bachs. Ob ein direkter Wasserablauf bei einem
Starkregenereignis noch möglich wäre, fragt sich Lukas Schimmel
nicht als einziger Arzdorfer.

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