Ab in den Bunker
1945: Fliegeralarm als Nervenkitzel

Im Inneren des Gebäudes kennt Reinhard Grüber den Eingang zum Bunker, den die Mitarbeiter der Firma Karl Böcker in der Oststraße benutzten. | Foto: Jürgen Sommer
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  • Im Inneren des Gebäudes kennt Reinhard Grüber den Eingang zum Bunker, den die Mitarbeiter der Firma Karl Böcker in der Oststraße benutzten.
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Waldbröl - Als gegen Ende des Zweiten Weltkrieges auch in Waldbröl immer öfters
Fliegeralarm ausgelöst wurde und feindliche Maschinen den Ort
überflogen, spielte der damals sechsjährige Reinhard Grüber mit
seinen Kameraden völlig unbekümmert in der Oststraße. „Wir fanden
das abenteuerlich, wenn sechs oder sieben Flugzeuge im Verband vom
Bröltal heraufkommend den Ort überflogen und im Osten verschwanden.

Wir warteten so lange bis die Flieger ungefähr über uns waren, dann
nahmen wir die Beine in die Hand und flitzten in den nahen Bunker,
denn unsere Eltern machten sich natürlich große Sorgen!“ Der
kindlich erlebte Nervenkitzel hätte auch anders ausgehen können.

Der heute 77-jährige Grüber hat noch genaue Erinnerungen an diese
Zeit. Aber wo befand sich der Bunker? Grüber steht auf dem Parkplatz
an der Oststraße, an der Rückseite des alten Petz Gebäudes und
zeigt auf einen mit Efeu und Brombeergestrüpp überwucherten riesigen
Betonklotz.

Er gehört zur Immobilie der ehemaligen Kofferfabrik Karl-Böcker und
ist der aus dem Erdboden herausragende Teil des Bunkers. Grübers
Vater war Mitarbeiter der Firma und deshalb kannte der Filius sich
bestens aus!

Der rund 40 Quadratmeter große Bunker hatte zwei Zugänge. Einer war
von außen über den Kellerabgang rechts neben dem Eingang des
Hauptgebäudes Oststraße vier zu erreichen. Der andere befand sich im
Gebäudeinneren. Grüber leuchtet mit der Taschenlampe: „Hier kommt
man nicht weiter, die Eingänge sind aus Sicherheitsgründen
zugemauert!“ „ Das Betonmonster wurde seinerzeit für die Familie
und die Angestellten der Firma gebaut, aber auch einzelne Bürger
wurden eingelassen, wenn sie Schutz suchten“, erinnert sich der alte
Waldbröler.

Er erinnert sich ebenso daran, dass auch der ehemalig
Stadtbrandmeister Hermann Pampus sowie der damalige CVJM Vorsitzende
Erich Kesselmark den Bunker aufsuchten. Passiert ist nie etwas, weil
die Flieger Gott sei Dank andere Ziele hatten. Nach dem Ende des
Krieges setzte der Niedergang der Waldbröler Lederindustrie ein und
die Firma Böcker gab die Produktion auf. Später nutzte das Agraramt
die Immobilie, die sich heute als Leerstand im Besitz der Stadt
Waldbröl befindet.

- Jürgen Sommer

Im Inneren des Gebäudes kennt Reinhard Grüber den Eingang zum Bunker, den die Mitarbeiter der Firma Karl Böcker in der Oststraße benutzten. | Foto: Jürgen Sommer
Noch deutlich zu erkennen ist der oberirdische Teil des Bunkers. | Foto: Jürgen Sommer
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