Vortrag über das Brölbähnchen
Auf schmaler Schiene bis nach Waldbröl
Waldbröl - „Auf der kleinen Drehscheibe am Bahnhof des Brölbähnchens sind wir
oft Karussell gefahren!“ „Das erzählte mir eine alte
Waldbrölerin“, berichtete Ulrich Clees schmunzelnd bei der
Vorstellung des neuen Buches über die Rhein-Sieg Eisenbahn (RSE), in
dem das Brölbähnchen ein großes Kapitel ausfüllt.
Der Waldbröler Kulturtreff hatte zu der Veranstaltung ins AWO Haus an
der Schladerner Straße eingeladen. Mit einem so großen Andrang hatte
wohl niemand gerechnet, und obwohl noch Stühle herbeigeschafft und
zusammengerückt wurden, konnten viele Waldbröler den fesselnden
Bildervortrag nur vom Gang aus verfolgen.
Wolfgang Clößner (verstorben 2015) und Carsten Gussmann sind die
Autoren des 280 Seiten starken, ansprechenden Buches im DIN A 4
Format. Durch rund 700 Fotos, Zeichnungen und Skizzen in
ausgezeichneter Qualität sowie den ansprechenden Texten wird man
förmlich hineingezogen in ein bedeutendes Kapitel auch der
Waldbröler Eisenbahngeschichte.
Die Idee für das Buch geht auf das Jahr 1984 zurück. „Materialien
und Fotos zur RSE gesucht“ stand über der Anzeige in einer
Eisenbahnfreunde-Zeitschrift. Clößner und Gussmann lernten sich
kennen, tauschten sich aus und waren sich einig, zu sammeln und zu
recherchieren um irgendwann die umfängliche Dokumentation in Buchform
veröffentlichen zu können. Ein langer, mühseliger Weg über 30
Jahre, von unendlichem Enthusiasmus für das Thema geprägt, schloss
im Jahr 2017 mit der Veröffentlichung des Buches ab, die Wolfgang
Clößner leider nicht mehr miterleben durfte.
Gussmann konnte Ulrich Clees als Mitarbeiter gewinnen, der für die
Auswahl der Fotos und das Layout verantwortlich ist. In knapp 90
Minuten stellte Clees, als Referent in der AWO, die Geschichte der
Rhein-Sieg Eisenbahn vor. Für einige Besucher wurde der Vortrag,
nicht zuletzt wegen der vielen, auf Großleinwand projizierten Bilder,
zu einer Zeitreise. So fuhr Helmut Rafalski, heuteVize-Bürgermeister
in Waldbröl, mit seinen Eltern von Bonn aus häufig mit dem
Schmalspur- Bähnchen zu Verwandtenbesuchen ins Bröltal.
Abenteuerlich war die Reise, da die Schienen, wie man im Bild sehen
konnte, teilweise auf der damals sehr schmalen Straße (heute B 478)
verlegt waren.
Die Fotos fanden auf teils urigen Pfaden den Weg zu den Autoren. Vom
Berliner Flohmarktfund, über private- oder öffentliche Archive bis
zum Foto-Ankauf bei Internetplattformen, war alles dabei. An viele
alte Dokumente aus dem RSE Archiv war nicht mehr heranzukommen da sie
leider unwiederbringlich im Rheinhochwasser versunken waren.
Das Direktionsgebäude mit dem Archiv der RSE befand sich in Beuel
direkt am Rheinufer. Ein Räumungsplan für das Archiv wurde nicht
mehr in die Tat umgesetzt, weil die Betriebseinstellung schon
beschlossene Sache war.
Was Mitte des 19. Jahrhunderts als „Brölthaler Eisenbahn“ in
Betrieb ging und 1921 in Rhein-Sieg Eisenbahn umbenannt wurde, war
Mitte des 20. Jahrhunderts nicht mehr zeitgemäß. Das Schienennetz,
mit einer Spurweite von nur 785 Millimeter, das sich von Waldbröl im
Nordosten über Asbach im Süden bis nach Bonn-Beuel im Westen
erstreckte, wurde nach und nach abgebaut. Unzählige Tonnen Fracht aus
Bleihütten, Basaltsteinbrüchen und Tongruben aus dem Westerwald
waren bis dahin auf schmaler Schiene transportiert worden. Sie waren
damals der eigentliche Anlass eine Bahnverbindung für den
Gütertransport zu bauen.
Später kam der Personentransport dazu und hiermit wurde auch
Waldbröl an die große Welt am Rhein angebunden. Vergessen ist das
Bähnchen nicht.
In Asbach gibt es ein Museum und in unmittelbarer Nähe des alten
RSE-Bahnhofs in Waldbröl erinnert der Brölbahn-Kreisel mit
Fußgänger-Rastplatz und einem Großbild an die Geschichte der ersten
Schmalspurbahn Deutschlands.
Das Buch „Die Rhein-Sieg Eisenbahn – Pionier der deutschen
Schmalspurbahnen“, von Wolfgang Clößner und Carsten Gussmann, ist
im LOK Report-Verlag erschienen: ISBN: 978-3-935909-20-4 und ist im
Buchhandel erhältlich.
Besonderer Hinweis: Wegen des sehr großen Interesses wird der Vortrag
am Sonntag, 18. Februar, 17 Uhr, in der AWO an der Schladerner Straße
wiederholt.
- Jürgen Sommer
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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