Käptn' Book
Autogramm statt Selfie
Waldbröl - Wenn das nicht aufregend ist! Grundschulkinder sind bei ihren ersten
Leseerlebnissen oft noch primär fasziniert von den Bildern im Buch
und denen auf dem Buchdeckel. Dann erst erobern sich die kleinen Leser
den Text. Der Name des Schriftstellers bleibt für Kinder oft
unbedeutend. Erst wenn der Mensch hinter dem Namen vor ihnen steht und
auch noch aus seinem Buch vorliest, entsteht ein ganz neuer
Erfahrungshorizont.
Das 2003 in Bonn gestartete Lesefest für Kinder und junge Erwachsene,
„Käpt`n Book“, ermöglicht seit 15 Jahren genau diesen Kontakt
zwischen Buchautoren und ihren jungen Lesern. Wenn dann der
Schriftsteller außerdem noch eine schillernde Figur ist, wird es
zumindest für die Kleinen richtig aufregend.
Diese Erfahrung machten Schüler der Klasse 3c der Grundschule am
Wiedenhof gemeinsam mit ihren Schulkollegen aus der Roseggerschule.
Wenn ein Kinderbuch- und Bühnenautor, Designer, Schauspieler,
Filmemacher, bildender Künstler und Zirkusclown in einer Person, beim
Vorlesen alle Register seiner Vielseitigkeit zieht, dann kann Vorlesen
schnell zur kleinen Einmannshow werden. Thomas Johannes Hauck (59) ist
solch ein Multitalent und er sparte in der Waldbröler Stadtbücherei
bei der jüngsten Käptn`Book Vorlesung nicht mit seinem Können. Im
Outfit bescheiden, bis auf die grünen Schuhe und die recht bunten
Socken standen Stimme, Gestik und Mimik während der Lesung ganz weit
vorne.
Zwei Texte las Hauck, jeweils knapp 15 Minuten lang. „Max oder der
Tag an dem ich nach links schipperte“ war als Milieustudie, die
Einblick in die Phantasiewelt eines 9-Jährigen gewährte dessen
Eltern Alkoholiker sind, ein für die Altersklasse recht
anspruchsvoller Textauszug. Der zweite Beitrag, „Das geheimnisvolle
Schweigen der alten Fabrik“, thematisiert den Entdeckungsdrang von
Kindern, die im Urlaub den Geheimnissen einer alten, verlassenen
Fabrik auf die Schliche kommen wollen! „ .… und dann kam ein Hund,
der Rest steht in meinem Buch!“
Mit diesem Satz beendete Hauck die Lesung und gab den Kindern die
Möglichkeit zu fragen und zu kommentieren. Welche Schuhgröße er
trage und ob es schwer sei ein Buch zu schreiben, wollten die Kinder
unter anderem wissen. Ganz entgegen dem Trend fragten sie am Schluss -
man höre und staune - nach einem Autogramm. Niemand versuchte ein
Selfie zu machen. Die Erklärung hierfür lässt sich wohl aus der
Anweisung der begleitenden Lehrerinnen ableiten: „ Alle Smartphones
bleiben in der Schule!“ Die bunte Welt der Abenteuer funktioniert
offensichtlich auch immer noch ohne – Smartphone!
- Jürgen Sommer
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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