Vortrag über die alte Bahn
Der Brölbahngeist lebt auf

Ewald Lorscheid, Ulrich Clees und Carsten Gussmann (v.l.) unterhielten das Publikum mit Geschichten rund um die Brölbahn. | Foto: Kurt Mai
  • Ewald Lorscheid, Ulrich Clees und Carsten Gussmann (v.l.) unterhielten das Publikum mit Geschichten rund um die Brölbahn.
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Waldbröl - Nach dem ersten Vortrag über den Bau und die Geschichte der Brölbahn
war der Saal der Arbeiterwohlfahrt in Waldbröl wieder bis auf den
letzten Platz besetzt, als Ulrich Clees auf Einladung des Waldbröler
Kulturtreffs nun in Geschichten, Anekdoten, vielen Fotos und sogar
zwei kurzen Filmausschnitten den Geist der Brölbahn beschwor.

Viele - auch aus dem Publikum - hatten Clees und seinen Mitstreitern
vom Museum der Bröltalbahn in Asbach im Westerwald inzwischen Fotos
und Geschichten geliefert. Schon beim fotografischen Rückblick über
die Strecke der Bahn von Waldbröl bis Beuel erinnerten sich viele an
Orte und Ereignisse, erkannten Verwandte und Bekannte.

Für den Betriebsleiter der Bahn, Wilhelm Degenhardt, war der
Brölbahngeist, der dem Vortrag den Titel gab, die Ursache für
Schlendrian und Verspätungen. Für die Eisenbahner war er hingegen
das Zeichen für den Zusammenhalt der Eisenbahner, die sich über
Generationen hinweg kannten und einander halfen.

Trotz der langsamen Fahrt kam es immer wieder zu Unfällen. Zu schwer
beladene Züge mussten vor Waldbröl geteilt werden – einmal machte
sich dabei ein Teil selbständig und prallte in Rossenbach auf den
nachfolgenden Personenzug. In einem anderen Fall fuhr der Lokführer
seine Dampflok von Ruppichteroth nach Benroth ohne zu merken, dass die
Personenwagen nicht angekoppelt worden waren und noch in Ruppichteroth
standen.

Die Waldbröler Zeitung schrieb: Anlässlich der vielen Unglücke
müsste jeder Zug eigentlich von einem evangelischen und einem
katholischen Geistlichen, einem Rabbiner und einem Notar begleitet
werden. Aber es gab auch die lustigen Geschichten zur Bahn. In
Henkelmännern konnten die Ehefrauen das Mittagessen zu ihren
Ehemännern gelangen lassen. Der Zug wartete auch, wenn die Lok schon
ihr Wasser gefasst hatte, bis die Passagiere genug von ihrem
Pflaumenschnaps genossen hatten und eingestiegen waren. Ein Beamter
aus Koblenz schimpfte: „Die Brölbahn ist ein Fuhrwerksbetrieb auf
metallener Unterlage, aber keine Eisenbahn“.

Aber zur 75-Jahr-Feier der Bahn 1938 fuhr sogar ein Reporter des WDR
auf der Lok mit und berichtete von der Eisenbahnromantik der ältesten
Schmalspurbahn Deutschlands.

Allmählich übernahmen aber Busse den Personentransport und bis 1954
wurde die Bahn im Bröltal abgebaut, die Straße erneuert und
verbreitert, die ursprünglich ihren Bau der Bahn zu verdanken hatte.
Wer weiß heute noch, dass die Bahn einfach auf den Gleisen neben der
Straße her schnaufte?

- Kurt Mai

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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