Seenotretter Gäste der Gesamtschule Waldbröl
Der Hölle entkommen

Mit selbstgemachten Bildern unterstützte Kurt Schiwy seine Erfahrungsberichte von der „Sea Watch 3“. | Foto: Jakobus Boenisch
  • Mit selbstgemachten Bildern unterstützte Kurt Schiwy seine Erfahrungsberichte von der „Sea Watch 3“.
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Waldbröl - (eif) „Das war die interessanteste Veranstaltung, die wir je in der
Schule gehabt haben“, resümierte Luisa aus der 10a und Emma
ergänzte: „Dass das alles so krass ist und ständig so im
Mittelmeer passiert, war mir gar nicht klar“. Kürzlich war Kurt
Schiwy Gast der Gesamtschule Waldbröl.

Er engagiert sich seit einigen Jahren bei „Sea Watch“, einer
privaten Seenotrettungsorganisation und war schon mehrfach Helfer auf
einem der Schiffe, der „Sea Watch 3“.

Schiwy erzählte eindrucksvoll, wie er zum Seenotretter wurde: Beim
morgendlichen Gang zum Kiosk hatte er auf den Titelseiten der
Zeitungen das Bild des ertrunkenen Jungen Alan Kurdi am Strand der
türkischen Ägäis gesehen.

Das Bild ging damals um die Welt. Die Vorstellung, dass Kinder im Meer
ertrinken und an den Strand gespült werden, ließ den
Fernmeldetechniker, dessen eigener Sohn damals in Alans Kurdis Alter
war, nicht los. Der Entschluss reifte, dass er sich dieser
Verantwortung stellen musste.

In seinem mit Bildern gestützten Vortrag stellte Schiwy die Arbeit an
Bord und die oft schwierige Bergung der Geflüchteten aus ihren
unsicheren Booten anschaulich dar. Die Berichte von konkreten
Schicksalen beeindruckten Schüler und Lehrer am meisten. So erzählte
der Seenotretter von der fast unmöglichen Rettung einer Frau, die
unter Einsatz aller körperlichen Kräfte in das Rettungsboot gehievt
werden musste.

Erst später wurde klar: Bei der Flucht hatte ihr ein Angehöriger
einer Miliz mit dem Gewehrkolben den Knöchel zertrümmert, sodass sie
nicht auftreten (und helfen) konnte. Ein anderer Bericht erzählte von
der Rettung von 30 schwangeren Frauen aus einem kleinen Boot, von
denen eine dann auf der „Sea-Watch“ ihr Baby zur Welt brachte.

Schiwy erinnerte an andere historische Situationen, in denen
Geflüchtete gerettet werden mussten, so im Zweiten Weltkrieg. Es sei
ernüchternd, dass es gegenwärtig noch ähnliche Situationen geben
muss. Heute verläuft die gefährlichste Grenze der Welt zwischen
Europa, Afrika und dem Nahen Osten quer durch das Mittelmeer.

Dem etwa einstündigen Vortrag folgte eine Diskussion mit Schülern
und Lehrern. Das ganze wurde wiederholt, so dass jeweils zwei Klassen
des Jahrgangs 10 gemeinsam in der Mensa der Schule zuhörten und
diskutierten.

Die Schülerinnen und Schüler zeigten sich wie die Lehrpersonen
äußerst beeindruckt von den dargestellten Zuständen – und vielen
blieben die Bilder auch noch lang nach der Veranstaltung im
Gedächtnis.

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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