Kirchenmusik in St. Michael
Ein Walzer als Zugabe

Das Oberbergische Kammerorchester in Aktion.  | Foto: Burkhard Stahl
  • Das Oberbergische Kammerorchester in Aktion.
  • Foto: Burkhard Stahl

Waldbröl. Mit einer interessanten Auswahl bedeutender Orchesterwerke der Romantik und der beginnenden Moderne im 20. Jahrhundert bot das oberbergische Kammerorchester ein anspruchsvolles Programm sehr zur Freude der Zuhörer, die der Einladung des Vereins zur Förderung der Musik an St. Michael gefolgt waren.

Nicht der romantischen Stilepoche (19.Jahrhundert) zuzuordnen ist der amerikanische Komponist Samuel Barber (1910-1981), dessen oft aufgeführtes Adagio für Streicher op.11 jeglichen Anschein des Experimentellen vermeidet und sich im Sinne eines neuromantischen Stiles mitten im 20.Jahrhundert der Tradition verpflichtet sieht.

Der meditative und melancholische Charakter des Werkes entwickelt sich zu einer Klangdichte, die in ihrer mehrstimmigen Struktur von den Instrumentalstimmen profiliert werden sollen.

Dem Dirigenten Stephan Kümmeler gelang es auch wegen seines klaren Dirigates, die Gefahr der Verschleierung in den Orchesterstimmen zugunsten ihrer Durchhörbarkeit weitgehend zu vermeiden. Ein vom Charakter ähnliches Werk ist das Adagio aus der 10. Sinfonie Gustav Mahlers, dass in seiner Quintettfassung von Mitgliedern des Orchesters beeindruckend vorgetragen wurde.

Das späte Werk Mahlers verabschiedet sich mit seinen Dissonanzen reichen und expressiven Klängen sehr deutlich von romantischen Stilkonventionen und verweist schon auf den expressionistischen Stil jener Zeit um 1910. Die Kommunikation der fünf Musiker war sehr überzeugend, vor allem im Hinblick auf die Transparenz des dichten Satzes der Stimmen.

Diesem Höhepunkt des Konzertes folgte ein weiterer, und zwar das Konzert für Orgel und Orchester op. 137 von Josef Rheinberger (1839-1901) mit dem Solisten Michael Bischof an der Fasen-Orgel. Mit gelungener Registrierung ersetzte er die fehlenden Bläser und gestaltete zusammen mit dem Orchester und seinem Dirigenten ein hochromantisches dreisätziges Orgelkonzert voller Klangfülle, Lyrik im Mittelsatz und Virtuosität, vor allem im breit angelegten Orgelsolo am Ende des dritten Satzes. Rheinberger, im übrigen Lehrer

des wohlbekannten Komponisten Humperdinck, findet mit seinen Werken für Orgel und Chor zunehmend mehr Beachtung in den Konzertrepertoires, vor nur wenigen Wochen noch in der benachbarten evangelischen Kirche.

Weniger bekannt als Schumann und Brahms ist deren Zeitgenosse Robert Volkmann, der von beiden Komponisten manche Anregungen umsetzte. Das kann der Hörer aus den Stimmungsbildern der Serenade für Streichorchester Nr.2 ableiten. Ein abwechslungsreiches Werk mit einem durchgängig heiteren Affekt, dass mit einem

Walzer und Marsch seinen gefälligen Abschluss findet. Die Hörer sahen sich durch diese unbeschwerte abendliche Serenadenstimmung sehr gerührt und verdienten sich mit dem Walzer eine Zugabe eines Orchesters, das den Gestaltungswillen seines Dirigenten mit Hingabe umzusetzen vermag.

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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