Blutkrebs besiegen
Einfach richtig - richtig einfach

Ricardo Casado aus Waldbröl und seine Lebensretterin Marianne aus Thüringen bleiben weiterhin in Kontakt.                          | Foto: DKMS
  • Ricardo Casado aus Waldbröl und seine Lebensretterin Marianne aus Thüringen bleiben weiterhin in Kontakt.
  • Foto: DKMS

Waldbröl (eif). Mit ihrer Stammzellspende rettet Marianne aus Thüringen das Leben von Ricardo Casado, der kurz darauf Vater einer Tochter wird. Vor fünf Jahren stellt sich Ricardos Leben an einem einzigen Tag auf den Kopf. Beim Besuch eines Freizeitparks fällt der damals 27-Jährige schlagartig in Ohnmacht. Im Krankenhaus zeigt sich: Er leidet an einer akuten Myeloischen Leukämie – nur noch eine Stammzellspende kann ihn retten.

Während die Diagnose für Ricardos Familie ein Schock war, ist er mit der schlechten Nachricht pragmatisch umgegangen: „Ändern konnte ich daran ohnehin nichts, also bin ich einfach positiv an die Chemotherapie herangegangen.“ Die folgenden Therapien und Infusionen setzen ihm zu. Er fühlt sich oft so müde, als hätte er einen Marathon hinter sich gebracht. Bis ihn eine Neuigkeit erreicht. „Man kämpft sich durch die Chemos und Infusionen und auf einmal kommt die Nachricht, dass eine passende Spenderin gefunden wurde“, erinnert sich Ricardo. „Das Gefühl in diesem Moment ist nur schwer in Worte zu fassen. Plötzlich ist da Hoffnung!“Mit Marianne aus Thüringen bekommt diese Hoffnung im September 2017 ein Gesicht. Die Polizistin und dreifache Mutter aus Straufhain hatte sich schon 2010 bei einer Aktion für einen anderen Blutkrebspatienten als potenzielle Stammzellspenderin registrieren lassen. Sieben Jahre später erhält sie von der DKMS die Nachricht, dass sie nun tatsächlich als Spenderin in Frage kommt – für den an Blutkrebs erkrankten Ricardo.

Trotz aller Aufregung war für die 36-Jährige sofort klar, dass sie spenden würde. „Ich habe mir vorgestellt, wie es wäre, wenn meine Kinder diese Hilfe bräuchten. Daher wollte ich auf jeden Fall versuchen zu helfen. Es war einfach richtig, das zu tun.“ An die Stammzellentnahme in der Dresdener Entnahmeklinik erinnert sie sich gerne zurück. „Ich habe währenddessen ganz gemütlich einen Film geschaut und wurde super vom medizinischen Personal betreut“, sagt Marianne. Ihren Einsatz sieht sie daher gar nicht als besonders heldenhaft an. „Im Gegensatz zu Ricardo und seiner Familie habe ich in meinen Augen nichts Großartiges geleistet. Ich hatte doch nichts weiter getan, als bei einem Film und Snacks über mein Blut Stammzellen zu spenden.“

Daher seien nach Marianne vielmehr Ricardo und seine Familienangehörigen, die immer für ihn da gewesen sind, die Helden.„Rückblickend bin ich heute einfach nur dankbar dafür, Ricardo geholfen zu haben. Das wurde mir bei unserem Zusammentreffen noch einmal umso klarer.

Seitdem fühle ich mich ihm und seiner Familie sehr nahe“, so Marianne. Eigentlich wollten sich die beiden schon 2020 nach dem Ablauf der Anonymitätsfrist treffen, doch die Corona-Pandemie durchkreuzte diese Pläne. Ein anonymer Briefkontakt bestand zwischen den beiden schon seit der Transplantation. „Im August 2021 war es dann so weit. Kurz entschlossen habe ich mich in meinem Urlaub nach einem Telefonat mit ihm für den nächsten Tag verabredet und ihn und seine mittlerweile hochschwangere Partnerin besucht.“ Auch Ricardos Oma, Mutter und seine Schwester waren dabei. Für alle Beteiligten war dieses erste Kennenlernen eine aufregende und vor allem intensive emotionale Erfahrung, wie sich Marianne erinnert. „Es ist von Beginn an eine Herzlichkeit zwischen uns gewesen, die nicht in Worte zu fassen ist.“ Besonders ein Satz von Ricardo über seine Tochter, die damals auf dem Weg war, ist ihr bis heute in Erinnerung geblieben. „Er sagte, dass sie zur Hälfte Mama und zur anderen Hälfte wir beide sein würde. Für diese Erfahrung spüre ich eine tiefe Dankbarkeit.“ Für den heutigen Familienvater Ricardo, dessen Tochter nach Mariannes Besuch im September 2021 zur Welt gekommen ist, war die Begegnung ebenfalls eine besonders schöne Erfahrung. „Die Zeit der Erkrankung, der Transplantation und auch der Schwangerschaft waren für meine Familie und mich natürlich eine große Herausforderung“, so der heute 32-Jährige. „Aber der Besuch von Marianne hat wirklich mit der Harmonie, die wir alle gespürt haben, sehr viel Kraft gegeben. Es war ein schönes Gefühl, sie kennenzulernen und es fühlte sich für uns beide an, als würden wir uns schon ewig kennen. Ihr habe ich zu verdanken, dass es mir heute wieder gut geht und ich das Leben mit meiner Frau und meiner kleinen Tochter in vollen Zügen genießen kann.“

Auch in Zukunft wollen Marianne und Ricardo sich regelmäßig treffen. Wie vor kurzem zur Vorbereitung der DKMS Kampagne unter dem Motto „Einfach richtig. Richtig einfach.“. Darin berichten die beiden von ihren Erfahrungen.

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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