Sukkoth XXL
Eröffnung des Laubhüttenfestes in Waldbröl mit vielen Gästen

Rund 70 Teilnehmer trafen sich zum Sukkoth-Fest vor der Kirche. | Foto: Privat
  • Rund 70 Teilnehmer trafen sich zum Sukkoth-Fest vor der Kirche.
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Waldbröl - (eif) Rund 70 Teilnehmer folgten der Einladung der Organisatorin
Marion Reinecke zum Sukkoth-Fest, unterstützt von Bürgermeisterin
Larissa Weber, der evangelischen Kirche, den Freundeskreisen
Nümbrecht-Mateh Yehuda und der Gesellschaft für christlich-jüdische
Zusammenarbeit in Oberberg.

Pastor Sándor Károly Molnár begrüßte die Zuschauer vor der
geschmückten Laubhütte auf dem Kirchplatz und gab eine kurze
Einführung in die Bedeutung des jüdischen Sukkoth Festes, für viele
unbekannt und im Gegensatz zu anderen wichtigen jüdischen Festen nur
mit einer kleinen Entsprechung im Christentum, dem Erntedankfest.

Das findet in der Kirche an einem Sonntag statt – das
Laubhüttenfest dauert eine ganze Woche. Peter Reinecke, Gründungs-
und aktives Mitglied des Vereins 321:1700 Jahre jüdisches Leben in
Deutschland hatte 2021 die Festlichkeiten bundesweit organisiert.
Breite Unterstützung fand er in allen politischen Ebenen. In
Waldbröl erläuterte er die Hintergründe:

Vor 1700 Jahren, im Jahr 321, wurde von Kaiser Konstantin ein Edikt
erlassen, das Juden erlaubte, im Stadtrat zu sitzen. In Köln wurde
das umgesetzt – das erhaltene Dokument ist das ältestes Zeugnis
jüdischen Lebens in Deutschland. Die Feiern gehen dieses Mal über
das Gedenken an den Holocaust, die Shoa und die anderen schrecklichen
Verfolgungen hinaus. Es geht um jüdisches Leben und seinen reichen
Einfluss auf die deutsche Gesellschaft in Glauben, sozialem Denken,
Wissenschaft, Medizin, Wirtschaft, Kultur und vieles mehr. Höhepunkt
des Festjahres ist die öffentliche Feier des Sukkoth Festes mit dem
Aufbau von Laubhütten an mehr als 400 Standorten in Deutschland –
einzigartig in der Geschichte.

In der jüdischen Tradition bedeutet das Sukkoth Fest neben dem
Erntedank das Gedenken an den Auszug aus Ägypten. Ein Sklavenvolk auf
der Flucht in der Wüste in scheinbar hoffnungsloser Situation: ohne
Behausung, Nahrungs- und Wasserversorgung, unbewaffnet verfolgt von
der mächtigsten Armee der damaligen Zeit: wie die Hirten baute man
sich notdürftig aus Zweigen eine Hütte – eine Sukka. Mehrzahl
Sukkoth.

Beim Bau der Sukkoth zum Fest gibt es zwei wichtige Vorschriften:
einmal muss das Dach durchlässig und durchsichtig sein- scheinbar
ohne Schutz blickt man nach oben. Nicht nur auf die Sterne, sondern
nach oben. Auf eine höhere Hand, die aus all der unsicheren Situation
die Menschen doch zum Ziel führt. Sukkoth ist ein Fest der Hoffnung
– mit Blick auf die Zukunft!

Das zweite ist: die Hütten sind offen – es gibt keine Tür. Im
Gegenteil, es sind alle willkommen, besonders die Flüchtlinge, die
Fremden, die Andersgläubigen. Keinesfalls für Almosen – man tischt
die schönsten Früchte auf, den besten Wein und feiert gemeinsam eine
ganze Woche. Mit Musik und Tanz – Live erlebt in Waldbröl mit
Klezmer Musik von Prof. Igor Epstein – und der obersten
Aufforderung:

Du sollst fröhlich sein und feiern. Aber nicht alleine, sondern mit
allen Nächsten, reich oder arm, jung oder alt. Eine wunderbare
Tradition. Um so symbolischer war es, dass die erste Familie, die ein
Foto innerhalb der Laubhütte machen ließ, eine muslimische Familie
war, die vor 30 Jahren aus dem Kosovo zugezogen ist. Gemeinsame
Sukkoth Feiern gab es in Waldbröl früher schon – daran erinnerte
Marion Reinecke zum Abschluss. Vor der Zeit Robert Leys und der Shoa.
Der Marktplatz Waldbröl war wichtig für jüdische Händler aus
Ruppichteroth und Nümbrecht, wie auch die Familie Bär. Leo Bär
besuchte das Hollenberg Gymnasium in Waldbröl. Und Christen und Juden
feierten Feste zusammen.

Marion Reinecke warb für Unterstützung, an alte Traditionen
anzuknüpfen und den Blick in die Zukunft zu richten: gemeinsam.

Positiv war auch die Teilnahme von Frank Bohlscheid, Schulleiter des
Hollenberg Gymnasiums, auch stellvertretender Vorsitzender der
Gesellschaft für christlich jüdische Zusammenarbeit. Man war sich
einig: das war ein Anfang, ein Neuanfang – mit Sukkoth, dem Fest der
Gemeinschaft und der Zukunft.

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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