Jubiläum des Eine-Welt-Shops
Es geht auch anders
Waldbröl - Seit 20 Jahren gibt es den Eine-Welt-Shop in Waldbröl. Die
Geschichte des Verkaufs von fair gehandelten Waren in Waldbröl geht
allerdings schon in die 1970er Jahre zurück.
Bei Leni Bertrams in der Hochstraße gab es den Kaffee und Kakao aus
Südamerika. 1979 wurde sonntags auf Klapptischen vor den Waldbröler
Kirchen" faire Waren" angeboten und erst 1996 kam von der damaligen
Bürgermeisterin Monika Höfer der Vorschlag ein eigenes Ladenlokal
anzumieten, um in den täglichen Verkauf gehen zu können. Mitglieder
der evangelischen- und katholischen Kirchengemeinden gründeten
gemeinsam mit der Freien evangelischen Gemeinde einen Trägerverein.
Der Anfang war gemacht und heute befindet sich der Eine-Welt-Laden in
der Kaiserstraße 7, direkt am Brölbahnkreisel in attraktiver Lage.
30 ehrenamtliche Helfer engagieren sich hier in ökumenischer
Zusammenarbeit. Der Erlös aus dem Verkauf wird für Kinder- und
Frauenprojekte in Asien, Afrika und Südamerika verwendet. Immerhin
konnten bisher 106 000 Euro für Hilfsprojekte zur Verfügung gestellt
werden.
Zur Feier des 20-jährigen Jubiläums hatte die Eine-Welt-Aktion
Waldbröl e.V. kürzlich ins katholische Pfarrheim an der Vennstraße
eingeladen. Im Mittelpunkt des Abends stand der Vortrag von Dr.
Wolfgang Kessler, Wirtschaftspublizist und Chefredakteur von „Publik
Forum". Kessler arbeitete früher für den Internationalen
Währungsfond, bevor er als Journalist besonders zum Thema des fairen
Handels recherchierte.
Kessler wartete mit beindruckenden Zahlen, Daten und Fakten auf. Zehn
Prozent der Bevölkerung besitzen 73 Prozent des Gesamtvermögens. Vom
spekulativen Karussell war die Rede. 80 000 Wertpapiere pro
Millisekunde werden weltweit gehandelt. Kessler sprach sich engagiert
für eine Finanztransaktionssteuer aus, mit einer 0,1 prozentigen
Besteuerung aller Wertpapiere. Zahlreiche Fakten belegte der
Journalist mit Beispielen: Soziale und ökologische Ausbeutung und
Verwüstungen sorgen für Fluchtbewegungen der Menschen aus den armen
Regionen der Welt.
Man müsse dafür bezahlen, dass der Regenwald nicht abgeholzt wird.
Ökofair müsse gehandelt werden! Wie es die Stadt Neuss angehen
lässt, dürfte den anwesenden Bürgermeister Peter Koester besonders
interessiert haben. Neuss war die erste Stadt, die ihre
Ausschreibungen ausschließlich nach sozialen und ökologischen
Aspekten ausrichtete.
Inzwischen sind es 250 Kommunen, die es Neuss gleich tun. Kessler
forderte die Politik auf, Rahmenbedingungen zu schaffen.
Oft sind die Bürger der Politik voraus. 30 Jahre kämpften Menschen
für den Atomausstieg, doch erst eine Katastrophe brachte die Umkehr!
Soweit muss es nicht erst kommen, es geht auch anders, meinte der
Wirtschaftsjournalist zum Abschluss seiner Rede im bis auf den letzten
Platz besetzten Saal.
Der komplette Vortrag ist in der nächsten Ausgabe von „Publik
Forum" nachzulesen. Mit reichlich Diskussionsstoff ging es an diesem
Abend zum Buffet, das natürlich mit fair gehandelten Waren zubereitet
war.
- Jürgen Sommer
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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