Motorrad-Gottesdienst
Fahrtwind trifft auf Sambawind

Beim Auftritt der Gruppe Sambawind hält es keinen Biker auf den Plätzen und auch der fahrtwindverwöhnte Pfarrer tanzt mit. | Foto: Jürgen Sommer
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  • Beim Auftritt der Gruppe Sambawind hält es keinen Biker auf den Plätzen und auch der fahrtwindverwöhnte Pfarrer tanzt mit.
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Waldbröl - Die super schwere Ducati, Typ Diavel, zu Deutsch „Teufel“,
schwenkt zum Motorradgottesdienst (MOGO) auf den Marktplatz in
Waldbröl ein. Eine Tatsache, die nicht weiter erklärungsbedürftig
wäre, wenn nicht ausgerechnet ein Pfarrer von diesem 160 PS starken
(Teufels-) Motorrad absteigen würde. Es ist Jochen Gran,
evangelischer Pfarrer in Waldbröl, der mit seinem MOGO-Team zum 19.
Male zu diesem Event eingeladen hat. Rund 400 Menschen sitzen auf den
Bänken vor der Bühne, umrahmt von der beeindruckenden Kulisse der
gezählten 225 Motorräder aller Größen und Typen. „Nur 20 Prozent
der Bikes sind von der Stange, also lupenreine Serienfahrzeuge“,
schätzt Volker Schlechtriem, Hobby-Schrauber der gehobenen Gattung.
„Alles, außer Serie“, so lautet das Thema des Gottesdienstes, der
im Übrigen auch nicht „von der Stange“ ist.

Dank Jochen Gran, der bekannt dafür ist, dass er aus den
jahrhundertealten Gemäuern der Kirche mit seinen Gottesdiensten auch
hinaus zu den Menschen geht und wenn nötig, daraus ein
aufsehenerregendes Ereignis zu machen weiß. So nehmen viele
Motorradfahrer das Event MOGO zum Anlass nach Waldbröl anzureisen.
Darunter einige für die der MOGO der einzige Gottesdienst im Jahr
ist, bei dem sie dabei sind.

Das Rahmenprogramm überrascht immer wieder. So war es die Jordan
Wells Band, die den Bikern zur Einstimmung ihren rockigen Sound in die
Gehörgänge drückt. Mit Sambarhythmen vermittelte die Gruppe
Sambawind mit Trommeln und Trillerpfeifen einen Hauch Karibik auf dem
Platz und bringt sowohl das Publikum als auch den Pfarrer zum Swingen.

Steve, ein musikalisches Multitalent stand als One Man Band mit
Gitarre und einem am Mann verbauten Schlagzeug auf der Bühne. Wie
sich Metallgeige und der Motorsound einer Triumph Thunderbird
miteinander vertragen, demonstrierten Uli Metzger und Jochen
Fassbender in einer gewöhnungsbedürftigen Performance. Mit Gesang zu
den Klängen seiner Tambour verbreitet der Syrer Masul ein wenig
„Tausend und eine Nacht“ Impression auf dem Marktplatz.

Dieses große Beiwerk zu einem Gottesdienst verschmelzen zu lassen ist
die Kunst, die Jochen Gran vortrefflich beherrscht: Gott schenkt den
Bikern den Fahrtwind, den Duft der Natur, ein Bild von der Schönheit
der Landschaft und die Freude am Fahren.

Seine Predigt, fast im Plauderton, handelt vom möglichen Sterben der
Artenvielfalt. Verhindert eine bayerische Motorradschmiede mit ihrer
„GS“, dem „Motorrad für alle“, die Vielfalt in der Szene? Ein
wenig Stichelei ist schon aus den Worten des Ducati-Fahrers
herauszuhören! Aber hier wirkt der bikende Pfarrer besonders
authentisch.

Auch Jesus, so erklärte Gran, liebte die Vielfalt und berief deshalb
zwölf sehr unterschiedliche Jünger zu seinen Begleitern. Wir
Menschen sollten mit einem weiten Herzen, wie Jesus, die Menschen in
ihrer ganzen Vielfalt annehmen. Trotz aller Vielfalt gilt es, sich
jedoch auf einen einheitlichen Nenner zu verständigen, um ein
Auseinanderdriften zu verhindern.

„Verständigen wir uns alle auf etwas Gemeinsames“, so Gran:
„Wir als Biker, bei aller Unterschiedlichkeit, auf das verbindende
Motorradfahren. Wir in Deutschland Lebenden auf das Grundgesetz und
wir Christen in Jesus!“. Alles außer Serie, aber bitte das
Gemeinsame dabei nicht aus den Augen verlieren!

Viele, sehr unterschiedliche Motorräder mit ihren ebenso
unterschiedlichen Menschen als Fahrer, nahmen am anschließenden Korso
teil. Das Erlebnis und das Feeling in einer großen Gruppe unter
Polizeibegleitung auf abgesperrter Strecke gemeinsam cruisen zu
können, schafft ein Gemeinschaftsgefühl - trotz aller Vielfalt!

- Jürgen Sommer

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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