Rathaussturm Waldbröl
Große Sause mit Dr. Pause
Waldbröl - Da hatte sich der Waldbröler Bürgermeister aber weit aus seinem
Rathausfenster gelehnt, als er die drei Jecken-Vereinigungen der Stadt
kampfeslustig einlud, an Weiberfastnacht doch einen Versuch zu
starten, den Rathausschlüssel zu erobern.
Darauf ließen sich die Tollitäten aus Waldbröl und Schönenbach
gerne ein und hakten zur Verstärkung die Wilkenrother
Karnevalsfreunde als Nummer drei gleich mit unter. Aus taktischen
Gründen hatte sich der Verwaltungschef samt Schlüssel nicht im
Rathaus, sondern im Bauamt verschanzt.
Der Enterhaken der anrückenden Jecken war schnell in der dicken Mauer
verankert bevor sie um 13.11 Uhr das Schiffshorn erschallen ließen
und mit Schlachtschiffen, (na gut, es waren „nur“ bunte
Schlauchboote), zum Angriff übergingen. Der Warnruf „Bürgermeister
lass uns rein“, wurde amtlich beschieden mit einem klarem
„Nein“!
Die Mauer hielt dem Ansturm nicht stand. Aber wo war Bürgermeister
Peter Koester? Hinter der Mauer stand stattdessen Herr Doktor Pause,
Facharzt für angewandte Faulenzerei, ein strahlender, leicht
ergrauter Vertreter aus der Zunft der Halbgötter in Weiß, der den
Narren den Rathausschlüssel ohne weiteren Widerstand aushändigte.
Eine gelungene Verkleidung, hinter der sich Peter Koester in diesem
Jahr versteckte. In Begleitung seiner „Assistenzärztin“, Ehefrau
Rosi, stellte er fleißig Rezepte aus, machte aber auf den
Aschermittwoch als Ablaufdatum aufmerksam. Wenn die Operation am
offenen Herzen der Stadt im kommenden Jahr mit dem Umbau der
Kaiserstraße beginnt, wäre die Stadt mit einem erfahrenen Doktor
Pause möglicherweise gut aufgestellt.
Und was den Ärztemangel auf dem Land betrifft, könnte Doktor Pause
ein Denkanstoß sein. Nicht ganz sinnfrei hatte Koester seine
Verkleidung gewählt. Für Weiberfastnacht verschrieb er als Therapie
eine gehörige Portion gute Laune und ein Gläschen Kölsch, denn am
Aschermittwoch wird, so die Regel, Doktor Pause seine Praxis
schließen müssen.
- Jürgen Sommer
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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