Sternwarte in Schnörringen
Helle Köpfe brauchen dunkle Nächte

Wenn sich die 2,3 Tonnen schwere Kuppel demnächst öffnet und das Teleskop installiert ist, wird von Schnörringen aus, bei klaren Nächten, der Blick ins Weltall möglich sein. Dr. Klaus Vollmann, Dr.Thomas Eversberg und Jens Eichner vom Kreis (v.l.) | Foto: Jürgen Sommer
  • Wenn sich die 2,3 Tonnen schwere Kuppel demnächst öffnet und das Teleskop installiert ist, wird von Schnörringen aus, bei klaren Nächten, der Blick ins Weltall möglich sein. Dr. Klaus Vollmann, Dr.Thomas Eversberg und Jens Eichner vom Kreis (v.l.)
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Waldbröl/Schnörringen - Von Jürgen Sommer

„Rund 100 dunkle, klare Nächte gibt es hier erfahrungsgemäß“,
erklären Dr. Thomas Eversberg und Dr. Klaus Vollmann mit
Begeisterung. Die beiden Astrophysiker haben zu einer Medien
Informationsveranstaltung in die im Bau befindliche Schnörringer
Sternwarte eingeladen, um den Baufortschritt und die spätere
Zielsetzung zu erläutern.

Der Standort für Himmelsbeobachtungen ist in Schnörringen ideal.
Neben der guten Rundumsicht gibt es dort kaum Lichtverschmutzung.
Darunter versteht man negative Auswirkungen auf die
Beobachtungsqualität durch den Einfall von Fremdlicht.

Die beiden Hobby Astronomen, die hauptberuflich beim Deutschen Zentrum
für Luft- und Raumfahrt arbeiten, verwirklichen sich in Schnörringen
einen langgehegten Traum, der allerdings bisher auch einen langen Atem
verlangte.

Die Idee von der Sternwarte begann im Jahr 1999 mit einer
Beobachtungsstation, die in einem Holzschuppen in Schnörringen
untergebracht war. Die Begehrlichkeiten und die Suche nach einem
großen Teleskop wuchsen.

Wie ein Sechser im Lotto erschien ein Angebot der Uni München. Dort
stand ein 30 Jahre altes Teleskop zur Disposition. Für etwas mehr als
30 000 Euro ersteigerten Eversberg und Vollmann ein Gerät dessen
Neupreis bei 700 000 Dollar liegt.

„Da musste ich meiner Frau allerdings erklären, dass der Kauf der
neuen Küche noch zwei Jahre warten muss“, scherzt Vollmann. Schon
2009 wurde das Projekt „Observatorium“ im Waldbröler
Stadtentwicklungsausschuss mit Plänen und Zeichnungen von den zwei
Physikern vorgestellt.

Im Jahr 2011 wurde dann eine gebrauchte Kuppel in Waldbröl
angeliefert, aber der Turm fehlte noch. Was außerdem fehlte waren die
Zuschüsse, ohne die es kein Weiterkommen gab. Es wurde ruhig um das
Projekt. Vor wenigen Tagen zogen die Physiker eine erfreuliche
Zwischenbilanz, die sich nach Zuteilung der Fördergelder auch im
aktuellen Baufortschritt zeigt:

Im Januar 2017 flossen 148 000 Euro vom Landschaftsverband Rheinland.
10 000 Euro steuerte der Oberbergische Kreis für den Anschluss an die
Versorgung bei.

Im Juli 2018 kamen weitere 58 000 Euro von der Wipperfürther
„Hans-Hermann-Voss-Stiftung“ für die Realisierung des
Schülerlabors hinzu. Inzwischen ist die Kuppel auf dem massiv
gemauerten Turm installiert. Das große Teleskop mit einer Brennweite
von 10 Metern wird allerdings erst später darunter montiert.

Unter dem Turm befindet sich der Raum, der später als Optiklabor
genutzt werden soll. 160 Quadratmeter Estrich wurden kürzlich in den
Nebengebäuden, dem Seminarraum, der Teeküche, der Sanitärzelle und
den zwei Schlafräumen, verlegt. Der Innenausbau, Fliesen,
Deckenverkleidung und Heizung folgen. Wie soll das Observatorium
letztlich genutzt werden? „Es wird hier keine Volkssternwarte
entstehen, das können wir nicht leisten“, betont Eversberg
nachdrücklich!

„Unser Ziel ist es, vor allem Schülern zu vermitteln wie
Wissenschaft funktioniert“, erläutert Eversberg weiter und weist
auf die schon bestehenden Kontakte mit Waldbröler Schulen hin. Frank
Bohlscheid, Schulleiter des Hollenberg Gymnasiums und selbst
Hobbyastronom, ist von der Idee begeistert, schließlich gibt es an
seiner Schule bereits einen Astrophysikkurs, der als Wahlpflichtfach
jeweils über zwei Jahre für die achten und neunten Schuljahre
angeboten wird.

„Was in Schnörringen installiert wird, das ist eine Top
Ausstattung“, schwärmt Bohlscheid, der sich einen großen Nutzen
von den noch zu bauenden kleinen beweglichen Modulen verspricht, in
denen Schüler selbstständig an kleineren Teleskopen arbeiten
können. „Das ist eine großartige Vorbereitung für das Studium“,
so der Pädagoge, dessen Ideen auch in das Konzept eingeflossen sind.
Doch noch gibt es in Schnörringen viel zu tun.

An eine offizielle Eröffnung ist nicht vor 2020 zu denken, erklären
Eversberg und Vollmann mit Zurückhaltung, denn trotz des hohen
Einsatzes von Eigenmitteln benötigt der gemeinnützige INITIATIVKREIS
SCHNÖRRINGEN TELESCOPE SCIENCE INSTITUTE (STScI) weitere finanzielle
Mittel für die endgültige Fertigstellung.

Doch dann werden vor allem Schüler schon mal eine ungewohnte
Nachtschicht einlegen müssen, wenn sie mit High-Tech Geräten in die
unendlichen Weiten des Alls schauen um ferne Galaxien zu entdecken.

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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