Mädchenschule
Im Mittelpunkt steht der Koran
Waldbröl - Als seinerzeit bekannt wurde, dass eine Mädchenschule, als
Ausbildungsstätte für islamische Theologie, in die alte Waldbröler
Polizeiwache, Brölbahnstraße 9, einziehen würde, gab es einen
nachvollziehbaren Informationsbedarf - auch bei den Bürgern. Die
Schule hat den offiziellen Betrieb aufgenommen. Wenige Tage zuvor nahm
der Ausschuss für Soziales und Sport die Gelegenheit wahr, das zum
Mädchen-Internat umgebaute Gebäude zu besichtigen. Im Erdgeschoss
sind Küche und Essraum untergebracht.
Im ersten Obergeschoss werden die Mädchen während der Ausbildung in
Mehrbettzimmern wohnen. Von dort gelangt man zu den Unterrichtsräumen
in der zweiten Etage. Die jungen Frauen beginnen nach der Schule, mit
einem Mindestalter von 18 Jahren, eine dreijährige Ausbildung in
islamischer Theologie, auf der Grundlage der sunnitischen Lehre. Der
dem VIKZ (Verband der Islamischen Kulturzentren) untergeordnete
„Bildungs- und Kulturverein Waldbröl“, übernimmt jeweils 25
Studentinnen des zweiten Ausbildungsjahres.
Vorstandsvorsitzender und Leiter der Ausbildungsstätte ist Tahsin
Yazgan. Während ihrer Zeit in Waldbröl werden die jungen Frauen von
muslimischen Theologinnen in den Lehren des Koran unterrichtet.
Dass bei der Besichtigung der Mädchenschule keine einzige Lehrerin
und keine Schülerin, dafür aber zehn Herren anwesend waren,
begründete Yazgan damit, dass der Unterrichtsbetrieb noch nicht
aufgenommen worden sei. Die Ausschussmitglieder hinterfragten kritisch
unter anderem die spartanische Einrichtung der Zimmer, ohne erkennbare
persönliche Rückzugmöglichkeiten für die Bewohnerinnen.
Auf medizinische Bedenken stieß die Tatsache, dass die jungen Frauen
während des Unterrichts weitestgehend auf dem Boden sitzen oder an
kleinen Schreibpulten knien müssen. Befremdlich wirkte auch, dass der
neue Imam der Waldbröler Moscheegemeinde, vorgestellt als Herr Şık,
kein Wort Deutsch spricht und kein Lehrplan vorgelegt werden konnte.
Dieser würde, unabhängig von der Einflussnahme durch Organe oder
Institutionen in der Türkei, erstellt und könne nachgereicht werden.
Ansonsten, so Yazgan, hätten die Schülerinnen ausreichend Freizeit
und könnten sich im Stadtgebiet frei bewegen.
Eine Aussage, die dem Einwand von Ausschussvorsitzendem Paul Giebeler
(UWG) geschuldet war, der eine fast schon kasernierte Unterbringung
der Frauen mit mangelhaften Möglichkeiten Außenkontakte aufnehmen zu
können, befürchtete. Dass es keinen Fernseher im Haus gebe sieht
Yazgan nicht als Nachteil, denn die Frauen könnten über ihre
persönlichen Smartphones die TV Programme verfolgen und auch das
Internet nutzen.
Auf seiner Wunschliste steht dagegen eine Verbesserung der
Einkaufsmöglichkeiten in der Kaiserstraße, weil diese den
Bedürfnissen der jungen Frauen, die für ein Jahr in Waldbröl wohnen
werden, sehr entgegenkäme.
Dem Wunsch der Kommunalpolitiker, einmal während des Tagesbetriebes
hospitieren zu dürfen, könne man nachkommen, so Yazgan.
- Jürgen Sommer
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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