Geistliche Abendmusik
Kantorei & Organist brillierten

Kantor Martin Kotthaus in seinem Element. | Foto: Walter Köster
  • Kantor Martin Kotthaus in seinem Element.
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Waldbröl - (eif) 125 Jahre evangelischer Kirchenchor Waldbröl. Eine Zahl, auf
die alle Gemeindemitglieder stolz sein dürfen und die dazu verführt,
Statistiken zu bemühen. 40 Jahre davon Martin Kotthaus, der in dieser
so langen Ära unzählige Male große und kleinere Werke der Musica
Sacra aufführte. Die Wahl des Jubiläumswerkes, die Messe in D von
Antonin Dvorak, zeugt von der ökumenischen Offenheit und Weitsicht
der Kantorei, ganz im Geiste des Komponisten.

Eingeleitet wurde die geistliche Abendmusik mit der Sonate V für
Orgel von Mendelssohn-Bartholdy, gespielt von Wolfgang Werner. Die
darauf folgende Messe ist stilistisch der Spätromantik zuzuordnen, zu
deren exponierten Vertretern Dvorak zählt und bedeutende Werke im
symphonischen Bereich und in der Kammermusik von Weltgeltung schuf.
Sie weist vom Kyrie bis zum Agnus Dei hochentwickelte spätromantische
Komplexität auf. Das zeigt sich in allen Bereichen kompositorischer
Stilmittel mit textausdeutender Funktion, die vom Chor gut umgesetzt
wurden. Das unterscheidet die Messe von der Instrumentalmusik jener
romantischen Epoche, die ihr Ideal in dem eigentlich
„Unaussprechlichen“, dem „Wortlosen“ suchte.

Für die Textausdeutung der katholischen Messe griff Dvorak zu
jahrhundertealten Konventionen: Die Dreiteiligkeit im Kyrie wird durch
die Tonartenfolge gegliedert.

Das „Ehre sei Gott in der Höhe“ wird durch optimistische
Dreiklangsbrechungen hervorgehoben, während ‚der Friede auf
Erden‘ in sanfter Seufzermelodik dahingleitet. Schwierige, reibende
Akkordik bei der Ungeheuerlichkeit der ‚Kreuzigung‘ und dem
Miserere. Dazu kanonartige Verflechtungen bei herausgehobenen Stellen
im Benedictus und dem Agnus Dei. Mit der Bitte um Frieden endet das
Werk ganz leise und führt nach insgesamt turbulenten Tonartwechseln
beruhigend zur Ausgangstonart zurück. So greift Dvorak konventionelle
Standards rhetorischer Figuren auf und überträgt diese in den Stil
des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Beachtenswert, dass der Chor die
schweren Solopassagen mit Chormitgliedern besetzen konnte.

Die Dramatik des Geschehens umzusetzen ist dem Chor sehr gut gelungen.

Zu Recht durfte Martin Kotthaus stolz auf die Leistung seiner Kantorei
sein.

Die Zuhörer applaudierten ihm, dem Chor, den Solisten und Wolfgang
Werner mit Begeisterung. Besonders rührend war zum Abschluss des
Abends der anmutige Satz von Max Reger über „Der Mond ist
aufgegangen“ mit dem sich das „letzte Konzert“ einer
beachtlichen Ära des Vollblutkirchenmusikers Kotthaus dem Ende
nähert.

Als Zugabe sang der Chor den Kanon „Dona nobis pacem“, wobei die
Zuhörer zum Mitsingen eingeladen wurden.

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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