Ehemaliges Freibad
Klus wird Auenlandschaft

Einst eine Augenweide und die Anlaufstelle im Sommer: das Freibad. Der alte Badesteeg ist noch gut zu erkennen. Im Hintergrund liegt das Wirtshaus. | Foto: Jürgen Sommer
  • Einst eine Augenweide und die Anlaufstelle im Sommer: das Freibad. Der alte Badesteeg ist noch gut zu erkennen. Im Hintergrund liegt das Wirtshaus.
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Waldbröl - Eine Wolldecke, ein Handtuch und die Badehose wurden zusammengerollt,
auf den Fahrradgepäckträger geklemmt und dann ging es Richtung Klus.
Klus, das war in den 1960er Jahren das Zauberwort einer ganzen
Generation und stand für Freizeit, Spaß und unbeschwerte
Sommer-Sonnenstunden im damaligem Freibad!

Ob auf der großen Liegewiese oder auf dem betonierten Bade-Steg, ob
mit oder ohne Transistorradio, Plätzchen zum Sonnen gab es viele. Zum
Abkühlen stürzten sich ganz mutige vom Sprungturm in die oft kalten
Fluten. Abenteuerlich war der Zugang zum „tiefen“ Wasser vom
Nichtschwimmerbecken aus.

Die ersten Meter fanden die Füße auf dem betonierten Grund festen
Halt, bevor man knöcheltief im Schlamm versank. 1976 konnte man
diesen Spaß zum letzten Mal genießen, dann wurde die kleine
Eingangspforte für immer verschlossen. Die Geschichte des Freibades
und die Zeit danach ist im Zeitraffer schnell erzählt:

Im Juni 1936 wurde das Bad eröffnet. Kinderplanschbecken,
Hauptschwimmbecken, Sprungturm, Liegewiese, Ruhebänke – alles
Bestens! 1976 kam die endgültige Schließung. Danach erschienen die
Camper. Der Platz wurde mit Sanitärgebäuden und einem neuen
Schwimmbecken ausgestattet und so als Aufenthaltsort für Dauercamper
attraktiv.

2012 war auch hiermit nach einem Rechtsstreit Schluss. Der Pächter
hatte den Platz verkommen lassen, das Gelände wurde der Stadt
zugesprochen, die sich nun um den Müll und die Wohnwagenfragmente
kümmern musste. Danach gibt es einen Schnitt: Was sollte mit dem
Gelände geschehen? Es gab ein Planungskonzept, viele Ideen und eine
Interessengemeinschaft von Bürgerinnen und Bürgern. Heute, im Jahre
2018 ist alles entschieden. Die großen Bäume sind im Februar
gefällt worden und in den nächsten Monaten werden Bagger ihr Werk
beginnen.

Das 15 Hektar große Gelände wird für 2,5 Millionen Euro
renaturiert. 80 Prozent der Kosten übernimmt das Land NRW und 20
Prozent trägt der Aggerverband, der gesetzlich für die Renaturierung
des Fließgewässers in der Pflicht steht. Das Hauptbecken, das
zuletzt von einem Angelverein genutzt wurde, wird fachmännisch
abgefischt und abgelassen.

Der Plan sieht vor, den Brölbach auf einer Länge von 600 Metern
freifließend, in der Mitte des Geländes, bis zum jetzigen Auslauf zu
führen. Das jetzige Stauwehr verschwindet ganz. Ein Drittel der
bisherigen Wasserfläche des alten Freibades wird als
Überflutungsbereich neu gestaltet, der dann, je nach Jahreszeit und
Niederschlagsmenge, Wasser führen oder trocken liegen wird. Die
Hälfte des Gesamtgeländes wird sich Richtung Niederhof später als
Auenlandschaft präsentieren.

Die Restfläche wird von der Stadt gestaltet. Wie genau, das ist noch
offen. Wenn der Aggerverband seine Arbeiten abgeschlossen hat, wird
sich auch die Initiative wieder melden, die solange ein
Stillhalteabkommen beschlossen hat. In 10 bis 15 Jahren wird sich die
Natur das Gelände zurückgeholt haben. Der Bewuchs der Auenlandschaft
mit regionaltypischen Bäumen und Sträuchern wird im Einklang mit dem
Brölbach einen paradiesischen Lebensraum für Tiere ausgebildet
haben.

Zwar ist für Lachse der Aufstieg über die Bröl nicht zu schaffen,
aber Forellen werden das Fließgewässer für sich in Anspruch nehmen,
während der Bach seinen rund 40 Kilometer langen Weg zur Sieg
ungehindert fließen kann.

- Jürgen Sommer

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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