Kirchenmusik in Sankt Michael
Licht und Musk in St.Michael
Waldbröl. Vokalmusik der Extraklasse erlebten die zahlreichen Besucher in der kath. Kirche St. Michael. Durch Vermittlung eines Sängers im kath. Kirchenchor gelang es dem Förderverein für Kirchenmusik an St. Michael sowohl die renommierte Kartäuserkantorei aus Köln als auch den Kammerchor ‚Sophia‘ aus Kiew nach Waldbröl einzuladen.
‚Licht und Musik‘, lautete der Impuls zur Auswahl der Werke. Von ausgewählten geistlichen Doppelchören Mendelssohn-Bartholdys über die englische Spätromantik Charles Stanfords bis hin zu einem der bekanntesten Komponisten des 20. Jahrhunderts Gyögy Ligeti umfasste das Programm eine breite Auswahl traditioneller, häufig auch experimenteller Werke der Moderne, ein folkloristisches Werk und als Zugabe des ukrainischen Chores den sehr virtuos arrangierten Spiritual ‚I can tell the world‘.
Eine stilistische Vielfalt also, die beiden Chören ausreichend Gelegenheit bot, die gesamte Palette exzellenter Chorarbeit zu zeigen.
Das betrifft alle musikalischen Parameter vom sensiblen Umgang mit den Lautstärken bis hin zu höchsten Anforderungen im Bereich intonatorischer Klippen und dabei vor allem textverständlich zu artikulieren. Darüber hinaus überzeugte die perfekte Bewältigung schwierigster rhythmischer Komplexe.
Beide Chöre fühlten sich sichtlich wohl, trugen ihre Werke mit großer Freude vor und unterhielten dabei ein Publikum, das die besondere Qualität des Konzertes mit begeistertem Beifall würdigte. In der überaus komplexen und ausführlichen Einleitung des Programmheftes fasst der namhafte Musikwissenschaftler und Musikkritiker Markus Schwering seine Gedanken zum Phänomen ‚Licht‘ in der Musik zusammen und erklärte an Beispielen der im Konzert vorgetragenen Werke, wie das eigentliche optische Phänomen ‚Licht‘ in eine Klanglichkeit umgesetzt wird. Solche Versuche haben in der Musik eine lange Tradition, die bis in das Mittelalter zurückgeht.
Die physikalische Erfassung der Himmelskörper (Pythagoras) mit ihren mathematisch erklärbaren Umlaufbahnen führten sehr früh zur Sphärenmusik, die sich jeglicher Metrik entzog, eine grenzenlose Unendlichkeit suggerierte und den Gestirnen im Weltall helltönende Lichtelemente zuordnete. Neutönerische Clusterbildungen, meist dissonante Tonkomplexe, ermöglichen musikalische Farb- und Helligkeitsnuancen, die dem Phänomen ‚Licht‘ in allen Schattierungen wie hell, dunkel, irisierend, klar, getrübt, laut, triumphal oder verhalten nahe kommt und sog. tönende Lichtinseln in eine raunende gar rauschende vielstimmige Klangfläche setzt. Die Anmerkungen des Kartäuserchordirigenten Paul Krämer zu den einzelnen Interpretationen lenkten die Aufmerksamkeit der Hörer auf solche kompositorischen Regeln, die bei ihm, dem Hörer, Assoziationen auslösen sollen, Vorstellungen also, die metaphorische Lichterscheinungen oder gar spirituelle Kontemplation enthalten. Insofern waren auch die Hörer aufgefordert, die stimmliche Bandbreite, die von beiden Chören mit hochentwickelter Stimmkultur umgesetzt wurde, reflektierend nachzuvollziehen.
Die im Gegensatz zum Kartäuserchor kammermusikalische Besetzung des Chores aus Kiew mit acht professionellen Sängern, je zwei in Sopran, Alt, Tenor und Bass, in dem quasi jeder Sänger solistische Qualitäten in das Kollektiv einbringt, bewirkt zweifelsohne eine noch perfektere Homogenität und Transparenz der einzelnen Stimmen.
Alle Facetten musikalischer Interpretation wurden von diesem Chor unter der Leitung von Oleksii Shamrytskyi auf höchstem Niveau präsentiert.
Der 2007 gegründete Chor ist seit seinem Bestehen zu einem wichtigen Botschafter der ukrainischen Musik im Ausland geworden. Aber nicht nur das. Der Chor und seine Interpretationen sind darüber hinaus ein beeindruckendes Beispiel europäischer Musikkultur. Wer diesen Chor und seine musikalischen Vorträge erlebt hat, würde nie die Behauptung wagen, die Ukraine gehöre nicht zu Europa. So geschehen auf einem Parteitag am selben Wochenende in Essen.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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