30 Jahre Waldbröler Kulturtreff
Lilli Marleen & Goethe Geht das zusammen?

Viel Applaus für ihre Salonmusik bekam das Hollenberg-Trio. Anne Jurzok, Niklas Obergfell und Walter Köster (v.l.). | Foto: Jürgen Sommer
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  • Viel Applaus für ihre Salonmusik bekam das Hollenberg-Trio. Anne Jurzok, Niklas Obergfell und Walter Köster (v.l.).
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Waldbröl - Die kulinarischen Häppchen, die zum 30. Geburtstag des Waldbröler
Kulturtreffs (WKT) angeboten wurden, waren auf einer verführerisch
köstlichen bunten Platte arrangiert worden. Zahlreiche kulturelle
Häppchen dagegen hatte der WKT an diesem Abend im katholischen
Pfarrheim zu einem ebenso köstlich abwechslungsreichen, bunten Abend
verschmolzen.

Lange Reden werde es nicht geben, so hatte man dem Publikum
versprochen, und so sollte es auch kommen. Ein weitumfassender
Rückblick musste dennoch sein, aber nicht in herkömmlicher Form:

Schauspieler und Regisseur Ulrich E. Hein brillierte mit Rezitationen
von Parodien aus dem Buch von Hans Priegnitz „Wie einst Lili
Marleen“. Wie hätten Goethe, Wilhelm Busch oder Eugen Roth dieses
weltberühmt gewordene Lied in ihrer Zeit wohl getextet? „Wen seh
ich dort vor der Kaserne stehn? Es ist die Lili, die Lili Marleen!“
… Dirk van Betteray am Flügel, interpretierte die Melodie jeweils
im Stile großer Geister jener Zeit.

Ein amüsanter Einstieg in den Abend, den der Leiter des WKTheaters,
Thorsten Schmidt, moderierte. Dass der Vorsitzende des WKT, Kurt Mai,
im kommenden Jahr aus Altersgründen sein Amt zur Verfügung stellen
würde und dass dem Theater der junge Nachwuchs ausgehe, waren die
einzigen bedrückenderen Nachrichten, die Schmidt den gut 150 Gästen
mitzuteilen hatte. Bürgermeister Peter Koester würdigte in seinem
Grußwort die erfolgreiche Arbeit, die Kurt Mai für den WKT geleistet
habe.

Mai selbst war an diesem Abend eher bescheiden, dafür aber typisch,
in seiner Rolle als Drehorgelspieler im Saal und Foyer unterwegs. Dass
der WKT als Motor für die Waldbröler Kultur gelte, wie Peter Koester
sich ausdrückte, bewies das weitere Programm. Walter Köster
(Klavier,) Niklas Obergfell und Anne Jurzok (beide Geige) traten als
Hollenberg-Trio mit drei Stücken auf.

„Für jedes Jahrzehnt des WKT eines“ , so Köster bei der Ansage.
Dass es letztlich vier Stücke wurden, sozusagen als Vorgriff auf die
kommenden zehn Jahre, war den begeisterten „Zugabe“ Rufen des
Publikums zu verdanken. Der Chor der Hollenbergschüler präsentierte
Stücke aus „Les Miserable“. „Günter Nossol und Friends“
begeisterten als Trio mit Gitarre, Saxofon und Klavier.

Deutsch für Ausländer, ein von Loriot bearbeiteter Sketch,
ermöglichte den Zuschauern aktiv mitzuwirken. Zwei Erwachsene (Britta
Faulenbach und Peter Becker) liegen in einem Bett und übersetzen wie
Sprechautomaten in einem inhaltlosen Dialog alle Sätze ins Deutsche,
die auf Englisch von einem „Lehrmeister“ (Mario Engelhardt)
vorgegeben werden. Das Nachsprechen wird passagenweise auch vom
Publikum eingefordert.

Dass die zwei im Bett auch hin und wieder für ein paar Sekunden
heftig kuscheln, ist, wenn man so will, ein lustvoller und
publikumswirksamer Kontrapunkt zur Routine des stereotypen Lernens.

Der amüsante Bunte Abend des WKT eröffnete während der zwei
längeren Pausen im Foyer viele Möglichkeiten Erinnerungen
auszutauschen, bis jeweils wieder dazu aufgefordert wurde im Saal
Platz zu nehmen. Statt der Theaterklingel bewegte Kurt Mai hierzu die
Kurbel seiner nostalgischen Drehorgel, die, so verrät er, ein
bisschen Digital getunt sei. Wer mag da die Zeit nochmal um 30 Jahre
zurückdrehen?

- Jürgen Sommer

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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