Chaos herrscht am Busbahnhof
Mit Fahrkarte und Ellebogen
Waldbröl - Es liegt wohl nicht an den frostigen Temperaturen, dass sich Schüler
vor den Türen der Busse knubbeln, nur um sich gegenseitig zu wärmen.
Eher herrscht die Meinung - und das Verhalten zeigt dies deutlich –
der Stärkere gewinnt das Spiel um den Platz im Bus. Als
„Erwachsener“ hat man beim Einstieg kaum eine Chance und als
älterer Mensch droht Gefahr für Verletzungen. Leserin Sharon
Pfeiffer machte kürzlich die Redaktion auf diesen Missstand am
Waldbröler Busbahnhof aufmerksam.
Mehrmals wöchentlich benutzt sie den Bus Richtung Hermesdorf. Der
Zustieg gegen 13 Uhr ist für sie grenzwertig. Pfeiffer führt den
Missstand auf die zu geringe Beförderungskapazität der Busse
zurück. Wer nicht mitkommt wartet 30 bis 60 Minuten auf den nächsten
Bus, erklärt Pfeiffer.
Die Situation ist sowohl den Schulen als auch der Stadt und der
Geschäftsführung der OVAG bekannt. Erst kürzlich fand ein Gespräch
statt, bei dem es um allgemeine Optimierungsmöglichkeiten im
Schülerverkehr ging, an dem unter anderem auch Bürgermeister Peter
Koester und OVAG Geschäftsführer Karl Heinz Schütz teilnahmen.
Allein am Schulzentrum sind es rund 2250 Schüler, die sich dienstags
und freitags gleichzeitig nach der sechsten Stunde auf den Heimweg
machen. „Die beiden Tage sind besonders kritisch“, merkt Beate
Bertrams-Helzer an, die als Leiterin des Amtes für Schulen und Sport
bei der Stadt Waldbröl, genaue Zahlen nennt.
Dienstags und freitags schließen die weiterführenden Schulen im
Zentrum alle nach der sechsten Stunde, das heißt 1160 Schüler
pilgern zum Busbahnhof, um den Heimweg mit Linien des ÖPNV
anzutreten. Rund 600 Schüler fahren mit dem Schülerspezialverkehr
vom Buswendeplatz am Schulzentrum ab. Hier ist die Situation
entspannter, da dort Drängelgitter installiert sind und zusätzlich
aufsichtführendes Lehrpersonal für Ordnung sorgt.
Auch Eckhard Becker, unter anderem für die Öffentlichkeitsarbeit der
Stadt zuständig, sieht die Angelegenheit als dringlich an. Becker
möchte so schnell wie möglich eine koordinierte Zusammenarbeit der
Polizei mit den Ordnungskräften der Stadt auf den Weg bringen.
„Hierzu werden wir zeitnah Gespräche führen“, verspricht der,
auch für das Ordnungsamt zuständige Fachbereichsleiter. Dass es am
Busbahnhof noch nicht zu schwerwiegenden Unfällen kam, ist den
äußerst umsichtig agierenden Busfahrern zuzuschreiben.
Auf der besonders stark frequentierten Linie Richtung Brüchermühle
über Hermesdorf ersetzt seit Montag (21.1.2019) ein Gelenkbus den
bisher fahrenden normalen Linienbus. Hier hat die OVAG bereits
reagiert.
Die Fahrer, so scheint es, entwickeln aus Erfahrung ihr eigenes
Sicherheits-System Der Fahrer des Gelenkbusses der Linie 303 öffnete
am Freitag nur eine Tür vorn. Begründung: Der Ordnung wegen, so
sortiert sich das besser, sonst fallen alle übereinander.
Ein Fahrer der Linie 45 sagte dagegen eher resigniert: „So geht das
hier nicht weiter!“ Wem das Gedrängel am Busbahnhof zu groß ist,
der kann unter Umständen die rund 400 Meter weiter westlich gelegene
Haltestelle Walberfeldstraße zum Einstieg nutzen. Die Möglichkeit
baulicher Veränderungen am Busbahnhof sieht auch Karl Heinz Schütz
zurzeit nicht. Schütz empfiehlt älteren Personen die Stoßzeiten zu
vermeiden und, wenn es machbar ist, lieber eine halbe Stunde später
zu fahren.
Wie dem auch sei, deutsche Ordnung, Disziplin und gute Erziehung
versagen da, wo es um die gerechte Reihenfolge und das Schlange stehen
geht. Seitdem die DDR Geschichte ist, beherrschen wohl nur noch die
Engländer das geordnete, entspannte Anstehen.
- Jürgen Sommer
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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