Obdachlos in Oberberg
„Niemand muss unter der Brücke schlafen“

Zum Informationsgespräch über Obdachlosigkeit im Kreis hatte der Evangelische Arbeitskreis der CDU Oberberg Experten  ins Haus Segenborn eingeladen. | Foto: Jürgen Sommer
  • Zum Informationsgespräch über Obdachlosigkeit im Kreis hatte der Evangelische Arbeitskreis der CDU Oberberg Experten ins Haus Segenborn eingeladen.
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Waldbröl - Der Evangelische Arbeitskreis(EAK) der CDU Oberberg hatte kürzlich zu
einem Arbeitsgespräch ins Haus Segenborn, einer Institution des
Diakoniewerkes Michaelshoven, eingeladen. Zum Thema „Obdachlos in
Oberberg“ referierten der Gesundheitsdezernent des Oberbergischen
Kreises, Ralf Schmallenbach und die Leiterin, der in der Trägerschaft
des Diakoniewerkes Michaelshoven stehenden Wohnhilfen Oberberg,
Susanne Hahmann. „Keiner muss unter der Brücke schlafen“, diese
Aussage Schmallenbachs klingt glaubwürdig und optimistisch,
schließlich kümmern sich bei den Wohnhilfen Oberberg 67 Mitarbeiter
um Menschen in Wohnungs- und Existenznot. Wie kommt es dennoch dazu,
dass trotz eines gut organisierten Hilfsangebotes, Menschen in
Oberberg „Platte machen“ wie es heißt, also im Freien, in einer
Hütte im Wald, in Scheunen oder im Auto übernachten? Wohnungslos!

Die Gründe sind für den Außenstehenden nicht nachvollziehbar.
Schließlich reicht schon ein Gang zum Jobcenter oder zum Sozialamt,
um wenigstens ein Dach über den Kopf zu bekommen.

Durch Arbeitsverlust, Krankheit oder Trennung vom Partner antriebslos
geworden, ergeben sich viele Obdachlose in ihr Schicksal und sind
häufig nicht mehr in der Lage, ihr Leben zu organisieren.

Allein bei der Krankenversicherung sind manchmal bis zu 10 000 Euro
Schulden aufgelaufen. Um diese Art der Verschuldung zu vermeiden ist
auch der Gang zum Jobcenter wichtig, weil dort die Aufnahme in die
Krankenversicherung bewirkt wird. Aber schon das Ausfüllen einfacher
Anträge verursacht das Gefühl der Überforderung. Hinzu kommt
manchmal auch eine strikte Verweigerungshaltung jedem und allem
gegenüber. Der Beginn des Übels liegt im Verlust der Arbeitsstelle
und der Wohnung. Mit einer angeordneten Zwangsräumung beginnt der Weg
in die Obdachlosigkeit. „Wir wollen bei drohender Kündigung
frühzeitig Hilfe leisten, um den Wohnungsverlust zu vermeiden“,
erläutert Hahmann.

An drei Stellen im Kreis sind Anlaufstellen mit Fachberatung
eingerichtet worden: Die Wohnhilfen Oberberg Nord in der Hochstraße
14 in Wipperfürth, die Wohnhilfen Oberberg Mitte in der Karlstraße 1
in Gummersbach und die Wohnhilfen Süd in Waldbröl, Brölbahnstraße
1-5.

„Manchmal kommen Menschen mit null Euro in der Tasche zu uns“, so
Hahmann. Auch hier wird geholfen und es gibt Antworten auf die Frage:
„Wie kann ich meine Existenz sichern?“ Wilfried Fenner, von der
Fachberatungsstelle Oberberg Mitte ist immer vor Ort, wenn Hilfe
gebraucht wird. Er lobt die gute Vernetzung, unter anderem mit der
Polizei, die Obdachlose meldet.

An Fallbeispielen machte Fenner klar wie groß die menschliche Not in
Einzelfällen sein kann. In vier Schritten geht er vor, wenn es gilt
ein Problem zu lösen:

Erstens: Ruhe bewahren und Ruhe ausstrahlen. Zweitens: Kommunizieren
und Schritte einleiten.

Drittens: Menschlich nahbar sein. Viertens: Individuelle Perspektiven
entwickeln. Im Kreis gibt es derzeit 190 Obdachlose, Tendenz:
Steigend.

- Jürgen Sommer

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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