Formel "Holz"
„Racing Reinhard“ und die Seifenkisten

Mit Siegerkranz, Pokal und altem Sturzhelm überzeugen die Altmeister der Seifenkistenrennen, Grüber (r.) und Herhaus (2 v.r.). Carsten Becker (l.) und der stellvertretende Herbergsleiter des Panarbora Parks, Christian Eidmann, staunen über die Technik aus alten Tagen. | Foto: Jürgen Sommer
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  • Mit Siegerkranz, Pokal und altem Sturzhelm überzeugen die Altmeister der Seifenkistenrennen, Grüber (r.) und Herhaus (2 v.r.). Carsten Becker (l.) und der stellvertretende Herbergsleiter des Panarbora Parks, Christian Eidmann, staunen über die Technik aus alten Tagen.
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Waldbröl - „Es war immer mein Wunsch einen geeigneten Ort zu finden, wo ich
meine schöne alte Seifenkiste der Öffentlichkeit zeigen kann“,
erzählt Reinhard Grüber begeistert. Auf dem Tisch liegen zwei dicke
Fotoalben und gleich um die Ecke steht dann auch das Prachtexemplar,
die Grübersche Seifenkiste. Dekorativ ist sie auf Strohballen
gebettet. Grüber und Joachim Herholz, Seifenkistenfahrer der ersten
Stunde, blättern in den Alben, deren Fotos von den vielen Rennen in
Waldbröl erzählen.

In den 1950er Jahren begann alles mit einem Volksfest. Von Biebelshof
aus verlief die Rennstrecke die Straße hinunter bis zur heutigen
Tankstelle hinter dem Boxbergkreisel. Nach zwei Jahren Erfahrung
erwies sich der Wiedenhof als besser geeignet. Acht Mal wurde dort
gestartet, jedes Mal am dritten Sonntag im August. Hunderte
Strohballen waren zur Streckensicherung aufgestellt und hunderte
Zuschauer säumten die Strecke. Carsten Becker, Vorsitzender des
Verkehrs- und Verschönerungsvereins (VVV), der mit am Tisch sitzt,
staunt nicht schlecht.

Becker ist erst seit 2007 Waldbröler Bürger und hört mit Interesse
aufmerksam zu. Grüber, Ehrenvorsitzender des VVV, und Herholz kommen
so richtig in Fahrt: „Nach jahrelanger Pause kam es 1992 zu einer
Neuauflage der Seifenkistenrennen unter der Federführung des VVV“,
erzählen sie. Vom Löh aus startete man bis zur Feuerwache. Dann
entdeckte man die Schladerner Straße, die breit genug war um zwei
Rennkisten nebeneinander gleichzeitig starten zu können. Fahrer aus
dem Westerwald und vom Rhein standen in der Starterliste. Ja, sogar
die Dominikanische Republik war irgendwann mit einem Team vertreten.
Das heißt, man setzte die Urlauber kurzerhand in eine Seifenkiste und
wünschte ihnen Hals und Beinbruch! Die Seifenkisten-Ära ging
letztlich am Wiedenhof zu Ende. Noch sieben Rennen fanden dort statt;
1997 war endgültig Schluss! Die Versicherungen waren zu teuer. „Die
Seifenkisten wurden immer schneller und es gab Unfälle mit
Zuschauerbeteiligung“, erinnert sich Herhaus, der früher mit der
Skiabteilung des TuS gleich fünf Seifenkisten an den Start brachte.
Schluss also mit Prominentenrennen, Schluss mit originellen
Konstruktionen aus Badewannen, Fliegerbomben oder Raketennachbauten,
mit denen die in Waldbröl stationierten Soldaten starteten.

Schluss auch mit tollen Preisen: Eine Reise nach Paris oder damals
begehrte Elektrogeräte wurden für die Sieger ausgelobt. Schluss auch
für den langjährigen Moderator Hans Röhrig. Auch der Werkstattwagen
eines Waldbröler Autohandels wurde nicht mehr gebraucht. Grüber, der
als Zehnjähriger beim ersten Rennen mit der Startnummer 12 auf die
Strecke ging, mottete seinen letzten „Rennwagen“ ein. „Die Kiste
habe ich damals in Altötting gekauft. Einen zweiten Preis hat sie bei
einem Bundeswettbewerb eingefahren“, begeistert sich Grüber noch
heute und freut sich über den Ehrenplatz, den sie nun einnimmt.

Ob es nochmal einen Neubeginn geben wird? Am Tisch gibt es
unterschiedliche Meinungen. „Alles hat seine Zeit“, resümiert
Carsten Becker. „Die Zuschauerzahlen aus der Anfangszeit wird man
nicht mehr erreichen, aber…“, Herhaus wiegt nachdenklich den Kopf
und schaut auf seinen alten Sturzhelm, den er mitgebracht hat, bis
Grüber dazwischenfährt: „Alles ist möglich, vielleicht kommen ja
nochmal solche „Dollmänner“ wie wir es waren!“ Die
Dauerausstellung mit dem roten Racer im Panarbora Restaurant legt auf
jeden Fall Zeugnis ab von einer wahrlich dollen Zeit in Waldbröl.

- Jürgen Sommer

Mit Siegerkranz, Pokal und altem Sturzhelm überzeugen die Altmeister der Seifenkistenrennen, Grüber (r.) und Herhaus (2 v.r.). Carsten Becker (l.) und der stellvertretende Herbergsleiter des Panarbora Parks, Christian Eidmann, staunen über die Technik aus alten Tagen. | Foto: Jürgen Sommer
Die Rennstrecke am Wiedenhof war lang und steil. Hunderte Strohballen säumten aus Sicherheitsgründen die Strecke. | Foto: Repro: Jürgen Sommer
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