Der erste Zooch
Straße frei für Runde zwei
Waldbröl/Schönenbach - Da hatte die Wintersonne doch tatsächlich den Hochnebel über
Schönenbach vertrieben und den Blick auf einen Himmel mit großen
Blauanteilen freigegeben.
Als Thomas Kardel, Chef der Schürmicher Karnevalsfreunde, den
Jeckenzug auf die Reise durchs Dorf schickte, steuerte Markus Latsch
mit strahlendem Gesicht zum allerersten Mal das Ankündigungsfahrzeug,
und wie jedes Jahr ging es gleich zweimal auf den Rundkurs. Da wurden
Vorgärten zu Steh-Tribünen für all die Hexen, Zwerge, Clowns,
Schneemänner und die wenigen „Zivilisten“, die sich unter das
bunt kostümierte Volk gemischt hatten.
Mit Trommeln und Trillerpfeifen sorgte die Gruppe Sambawind gleich am
Zuganfang für den rhythmischen Hüftschwung und einen Hauch von
Karneval-Brasil. Den Kindern war die Musik mehr oder weniger egal, sie
konzentrierten sich ganz auf das Fangen und Einsammeln von Kamellen,
Tütchen mit Waffeln oder Popcorn.
Einige Fußgruppenteilnehmer nahmen ihre Chance wahr und steckten so
mancher Herzdame am Zugweg ein Röschen ans Kostüm. Die Stimmung an
der Dorfstraße war großartig und die Laune der spendierfreudigen
Zugteilnehmer zeigte auch bei Runde zwei keine
Ermüdungserscheinungen. So winkten sie alle ihrem närrischen Volk
zu:
Die Schürmicher Mädchen, die Wilkenrother Karnevalsfreunde, die
Flamingos aus Herchen, die nach dem Motto „spielt auch die Welt
verrückt mir sin up Jück“, ihr Vergnügen hoch oben in Schürmich
suchten, ebenso wie die Morsbacher Pappnasen oder die 15
Zwergen-Abgeordneten der Gierzhagener Dorfgemeinschaft. Die
Waldbröler KG kam mit beachtlichen 50 Karnevalisten per pedes daher,
die Prinz Ingo I. und Prinzessin Silke I. begleiteten, deren
Luxus-Prinzengefährt zurzeit für den Waldbröler Karnevals-Zug noch
getunt wird. Für die Sicherheit und den Brandschutz sorgte die KPG
Eckenhagen mit ihrem selbstgezimmerten Feuerwehrauto. An Bord winkten
Prinz, Bauer und Jungfrau, die alle drei auch im wahren Leben
Feuerwehrleute sind. Die beiden Fußball-Mannschaften des SV
Schönenbach strotzten vor kaum zu überbietendem Selbstbewusstsein,
denn sie präsentierten sich ganz offensiv schon als Pokalschreck.
Insgesamt zogen 16 Gruppen über den närrischen Parcours, wobei das
Schlusslicht des Zuges, wie immer, im hellen Schein der Schürmicher
Karnevalitis erstrahlte.
Prinz Tina I, Bauer Marius und Jungfrau Alexa, das junge Schürmicher
Trifolium, genoss den Blick auf das bunte Narrenvolk, hoch oben von
ihrem Prinzenwagen, der auch Bürgermeister Peter Koester mit Ehefrau
an Bord hatte. Schönenbach oder Schürmich, ganz wie man es mag, muss
man nicht verstehen, Schönenbach muss man fühlen. Diese Erkenntnis
kommt nicht etwa von den Schönenbachern selber, sondern war auf einem
Gefährt der Erblinger Karnevalisten zu lesen.
Mit diesem besonderen Feeling startete nach dem Zug so mancher Jecke
in die Nacht, in der man im proppenvollen Dorfhaus zwangsläufig auf
„Tuch-Feeling“ schunkelte und feierte.
- Jürgen Sommer
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.