Lebensgeschichte erzählt
Tamar Dreifuss in der Aula
Waldbröl (eif). Bewegt und betroffen lauschten Schüler*innen der Jahrgangsstufen 9 und Q1 des Hollenberg-Gymnasiums Waldbröl sowie der Realschule und der Gesamtschule den Worten der Zeitzeugin und Überlebenden des Holocaust, Tamar Dreifuss. Sie war zu Besuch beim Hollenberg-Gymnasium. Sie wurde 1938 in Wilna geboren. Wird aber trotz ihres hohen Alters nicht müde, die Erinnerung an den Holocaust wachzuhalten, indem sie eindrücklich ihre Lebensgeschichte erzählt. „Die wundersame Rettung der kleinen Tamar 1944“, so lautet der Titel des Kinderbuches, das Tamar Dreifuss verfasst hat und in dem sie ihre Geschichte erzählt. Sie verdankt ihr Leben dem Mut ihrer Mutter, die es geschafft hat, das Leben ihrer Tochter zu retten.
„Am Anfang hatte ich ein gutes Leben“, erzählte Tamar Dreifuss. Sie lebte mit ihrer Familie in Wilna, Litauen, so wie rund 80 000 andere Juden. Doch mit dem deutschen Überfall auf Polen 1939 begannen das Leid und die Bedrohung der kleinen Tamar, die erst mit der Befreiung durch die Rote Armee am 13. Juli 1944 ein trauriges Ende fanden. Eindrucksvoll, mit Bildern und einem Lied untermalt, ließ Tamar Dreifuss die Zuhörer an den verschiedenen Stationen ihrer Flucht und ihres Lebens teilhaben. So wurde sie bei einer Tante versteckt, im Ghetto von Wilna „eingepfercht“, in Viehwaggons ins Durchgangslager Tauroggen deportiert, wo völlig willkürlich selektiert wurde. Immer wieder versuchte ihre Mutter mit Tamar zu fliehen, zahllose Versuche misslangen. Dennoch gaben sie nicht auf und überlebten. Sie versteckten sich in einer Hundehütte, teilten sich mit dem Hund das Futter, um nicht zu verhungern. Sie selbst kann noch heute das Wunder nicht begreifen, dass es ihrer Mutter und ihr gelang, aus dem Lager zu fliehen. Ihr Vater wurde von der Familie getrennt und nach Estland deportiert, ihn sahen sie nie wieder.
Später wanderte Tamar mit ihrer Mutter nach Israel aus, wo sie langsam in ein „normales“ Leben zurückfand. Aus Liebe zu ihrem Mann Harry kam sie dann mit nach Deutschland, wo sie 40 Jahre lang als Pädagogin arbeitete. Deutschland betrachtet sie nicht als ihre Heimat, sondern als „ihre Aufgabe“. Die besteht darin, zu erinnern. Sie möchte „Frieden, für alle!“
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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