AFD-Politiker und Pfarrer diskutieren
Warum wählen Christen AfD

Teilnehmer der Podiumsdiskussion: Die AfD-Vertreter Bernd Rummler und Dietmar Rekowski, sowie die  Pfarrer Matthias Schippel und Andrew Schäfer (v.l.). | Foto: Jürgen Sommer
  • Teilnehmer der Podiumsdiskussion: Die AfD-Vertreter Bernd Rummler und Dietmar Rekowski, sowie die Pfarrer Matthias Schippel und Andrew Schäfer (v.l.).
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Waldbröl - Bis auf den letzten Platz besetzt war der große Saal im evangelischen
Gemeindehaus am Wiedenhof bei der Podiumsdiskussion zum Thema:
„Warum wählen Christen AfD?“ Zwei Pfarrer und zwei AfD Politiker
an einem Tisch! Eingeladen hatte der Kreis für Männerarbeit, dessen
Leiter Alfred Freitag hierzu sagte: „Wir wollen miteinander und
nicht übereinander reden“.

Dass eine gewisse Spannung in der Luft lag war spürbar. Als der
1.Sprecher der AfD Oberberg, Bernd Rummler, in der Vorstellungsrunde
erklärte, dass in unserer Gesellschaft etwas schief laufe und die AfD
eine demokratische Partei sei, gab es erstes Gegrummel und auch
Zwischenrufe aus dem Publikum.

Warum die AfD solchen Zulauf hat versuchte Andrew Schäfer,
Landespfarrer für Sekten und Weltanschauungsfragen der evangelischen
Kirche im Rheinland, zu vermitteln. Mit der Überkomplexität unserer
Gesellschaft sind viele überfordert und man suche nach Klarheit. Die
AfD verstünde es, Komplexität mit Populismus zu vereinfachen.

Genau das mache sie attraktiv für Menschen, die eine Heimat finden
wollen. Es gelte für Christen genauso wie für Nicht-Christen. Für
die Vereinigung „Christen in der AfD“ saß Dietmar Rekowski am
Tisch, der nicht ganz so smart wie sein Parteikollege den Weg in die
Diskussion fand.

Er eckte gleich zu Beginn heftig an. Mit der Aussage, die AfD sei für
die klassische Familie und könne deshalb mit der Gender-Problematik
nichts anfangen, das sei „gaga“, und mit einem an eine
Zwischenruferin gerichteten „babbeln sie nicht dauernd
dazwischen“, ist dem Berufsschullehrer wohl zu sehr der
„Oberlehrer-Habitus“ durchgegangen.

Das „Gaga“, für das er sich später entschuldigte, lief ihm an
diesem Abend nach, als aus dem Publikum mehrfach nach dem Menschenbild
der AfD gefragt wurde.

Die Publikumsfragen fischte Moderator Jochen Gran mit dem Mikro in der
Hand auf. Der Spielregel, sich namentlich vorzustellen, kam eine
Fragestellerin allerdings nicht nach. Sie habe Furcht vor den
angeblich existierenden geheimen Listen der AfD, auf der sie
möglicherweise dann erfasst werde.

Pfarrer Mathias Schippel, der die Podiums-Teilnehmer eingeladen hatte,
vermisste bei der AfD den multi-ethnischen Ansatz, das bedeutet für
alle Menschen da zu sein. Hierfür verbürge sich das Christentum.
Mögliche Deutschtümelei am rechten Rand, sei da unangebracht.
Dennoch sei die AfD eine Partei, mit der man reden müsse! Die AfD
habe durchaus ein christliches Menschenbild, so Rummler. Sie habe
nichts gegen Flüchtlinge oder Asylbewerber, aber man habe etwas gegen
die falschen Anreize um sie hierher zu locken. Beim Kirchenasyl mahnte
er die Kirchen zu mehr Sorgfalt bei der Prüfung, schließlich stamme
das Kirchenasyl aus einer Zeit, als es noch keine rechtsstaatlichen
Regelungen gab.

Auch die Kultur des politischen Diskurses war Thema an diesem Abend.
Rekowski gestand, dass bei Höcke rhetorisch durchaus noch Luft nach
oben bestünde. Beschwichtigend schob er hinterher: „Wir sind eine
junge Partei und es wird schon ruhiger!“

Nach gut zweistündiger Debatte betonte Rummler in der Abschlussrunde
nochmals: „Wir sind Demokraten durch und durch!“ Matthias
Schippel, der vorab der AfD Ethnozentrismus vorgeworfen hatte,
äußerte mit Blick auf die Zukunft:

„Möge am rechten Rand unserer Gesellschaft nichts entstehen, was
unter dem Begriff „völkisch“ zusammengefasst werden kann!“
Bemerkenswert war eine Anmerkung aus dem Publikum. Ein Vertreter der
Freikirchlichen Gemeinde in Eichen erklärte: „Die AfD zu beurteilen
ist für uns kein Thema, das sind persönliche Entscheidungen. Ich
spreche aber nicht für alle Aussiedler“. Man erinnere sich: Bei der
letzten Wahl war der Anteil der AfD Wähler in Eichen
überproportional hoch. Applaus gab es an diesem Abend im Übrigen
für beide Seiten.

- Jürgen Sommer

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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