Reformationstag
Was wollte Luther wirklich?

Eine kleine Geste von hoher Symbolkraft am Reformationstag: Das Apfelbäumchen, das es nach Luther zu pflanzen gilt, auch wenn die Welt morgen unterginge. Der evangelische Pfarrer Jochen Gran griff selbst zum Spaten.  | Foto: Jürgen Sommer
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  • Eine kleine Geste von hoher Symbolkraft am Reformationstag: Das Apfelbäumchen, das es nach Luther zu pflanzen gilt, auch wenn die Welt morgen unterginge. Der evangelische Pfarrer Jochen Gran griff selbst zum Spaten. 
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Waldbröl - „Und wenn die Welt morgen unterginge, pflanzte ich heute noch einen
Apfelbaum“. Auch wenn Martin Luther vor 500 Jahren diese Worte nicht
gesagt haben sollte, von symbolischer Bedeutung sind sie für viele
Christen allemal.

Gleich zwei Apfelbäumchen stiftete die evangelische Kirche für den
Gemeinschaftsgarten an der Gerdesstraße. Pfarrer Jochen Gran griff am
frühen Nachmittag des Reformationstages selbst zum Spaten, um den
Bäumchen die Voraussetzung für eine feste Verwurzelung zu
verschaffen.
Eine Verwurzelung wie sie auch die Menschen im Glauben und in der
Kirche finden können. Einen Einblick in das Leben und Wirken Luthers
gab Pfarrer in Ruhe, Karl Erich Pönitz, in einem fast zweistündigen
Vortrag zum Thema: „Was Martin Luther wirklich wollte“.

Person, Persönlichkeit und Charakter, Werke und Wirken Luthers waren
Gegenstand des Vortrags. Keine leichte Aufgabe, die sich Pönitz damit
gestellt hatte.

Luther war ein Mensch mit vielen Facetten. Ein Mensch, dem man
Bewunderung und Ablehnung gleichermaßen entgegenbrachte. Ein Mensch,
der mit Eifer gegen Andersdenkende vorging, der Vorbehalte gegen
Zigeuner und Juden hatte, der unter Angst und Selbstzweifeln litt und
auf der anderen Seite den Deutschen mit der Bibelübersetzung die
einheitliche Schriftsprache bescherte. Professor Dr. Martin Luther
lebte in einer Zeit, in der Hungersnöte und Pest an der Tagesordnung
waren. Eine Zeit, in der den Menschen von der Obrigkeit vorgegaukelt
wurde, dass man sich mit Geld und guten Taten aller Sünden entledigen
und einen Platz im Himmel erwerben könne.

70 000 Seiten umfassen die Werke in denen Luther sich mit der
Obrigkeit, der Heiligen Schrift, dem Glauben, mit Gott und der
etablierten Kirche auseinander setzt, um letzterer den Kampf
anzusagen. Das Ergebnis ist bekannt. Luther wurde wegen seiner
andersartigen Auslegung der Schrift und seiner hartnäckigen Weigerung
seine Lehre zu widerrufen, als Ketzer für vogelfrei erklärt.

Der Papstkirche kehrten die Reformierten fortan den Rücken. Wie der
lutherische Gottesdienst, in seiner Zeit gefeiert wurde, konnte man im
Abendgottesdienst erleben, der in der Form der Deutschen Messe nach
Martin Luther gehalten wurde mit Auszügen aus seinen Predigten.
Pfarrer Klaus Peter Jansen von der katholischen Pfarrgemeinde St.
Michael, wirkte bei der Gestaltung des Gottesdienstes mit. In der bis
auf den letzten Platz besetzten Kirche, sollte am Reformationstag ein
Zeichen guter ökumenischer Zusammenarbeit gesetzt werden.

Martin Luthers Wirken und der Anschlag der 95 Thesen an die Tür der
Schlosskirche zu Wittenberg ist 500 Jahre her und heute leben wir in
einer Leistungsgesellschaft, „die jedoch durchaus Annäherungen an
das spätmittelalterliche Denken zulässt, sofern wir diese
Leistungsgesellschaft zu unserem Gott werden lassen“, mahnte Pfarrer
Pönitz im Schlusswort seiner Rede und ergänzte: „Woran dein Herz
hängt, das ist dein Gott. Es sollte dies der biblische Gott sein!“

In der evangelischen Kirche sind 30 großformatige, beachtenswerte
Infotafeln zu Martin Luther aufgehängt, die Aufschluss geben über
das Leben und Wirken des Wissenschaftlers, Mönchs und Reformators.

- Jürgen Sommer

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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