Ville-Lauf
Traditionsveranstaltung steht vor dem Aus
Weilerswist - Nach 30 Jahren ist Schluss - zumindest zunächst einmal. „Als ich
die Sachen nach dem Lauf in mein Auto verstaut habe, musste ich schon
ein paar Tränen verdrücken“, sagt Timo Pfannenschmidt. Der
Vorsitzende des LC Weilerswist und seine Mitstreiter haben kürzlich
zum wohl letzten Mal den „Kottenforst-Ville- und Waldlauf“ auf dem
Sportplatz am Swister Berg veranstaltet. „Im kommenden Jahr wird es
die Veranstaltung definitiv nicht geben“, so Pfannenschmidt.
Der Grund: Die Gemeinde Weilerswist will die Sportplatzanlage, die
bislang zur Ausrichtung der Laufveranstaltung genutzt wurde, künftig
als Ausgleichsfläche nutzen. Der bisherige Pächter der Sportanlage,
der FC Weilerswist, hat den Pachtvertrag nicht verlängert und das
Areal an die Gemeinde zurückgegeben.
Die verbliebenen Mitglieder des FC, der seinen Spielbetrieb schon vor
etlichen Jahren eingestellt hat, die Anlage an der L 194 aber trotzdem
weiter betreute, hatten beim LC Weilerswist angefragt, ob dieser nicht
die Aufgaben übernehmen wolle. „Wir haben mit viel Herzblut und
Leidenschaft darüber diskutiert, ob wir den Sportplatz unterhalten
können. Wir sind aber zum dem Entschluss gekommen, dass wir das
personell und finanziell für die eine Veranstaltung im Jahr nicht
leisten können“, so Pfannenschmidt.
Zwar müsse der Laufclub als neuer Pächter keine Gebühr an die
Gemeinde zahlen, er verpflichte sich aber, sich um die Pflege der
Anlage samt Sanitäranlagen zu kümmern, sagt der Vorsitzende des LCW:
„Zwölf Monate ehrenamtlich Platzpflege zu betreiben, ist einfach
der Wahnsinn.“ Wie der Pfannenschmidt betont, müsste der Verein
dafür einen entsprechenden Rasenmäher beschaffen. Auch eine
Unterstellgelegenheit müsse gefunden werden. „Die muss aber
einbruchsicher sein, da der Platz ja schon etwas ab vom Schuss ist“,
so Pfannenschmidt.
Ein Gespräch mit der Weilerswister Bürgermeisterin Anna-Katharina
Horst verlief ernüchternd: „Es wurde deutlich, dass die Gemeinde
den Aufwand nicht betreiben will. Das kann ich sogar verstehen, aber
es ist schon schade.“
Pfannenschmidt weiter: „Als Außenstehender frage man sich nun
bestimmt, wieso die Gemeinde es nicht schafft, ein paar Mal im Jahr
mit dem Mäher über den Platz zu fahren und nach dem Rechten zu
schauen. Aber damit ist es ja nicht getan. Ich kann die Entscheidung
nachvollziehen.“
#Infobox
Martin Reichwaldt, Fachbereichsleiter Planen und Bauen der Gemeinde,
lässt den Lauffreunden ein Hintertürchen offen: „Bis Ende des
Jahres kümmert sich der FC Weilerswist um den Platz. Was dann
passiert, müssen wir abwarten.“
Aufgeben wollen Timo Pfannenschmidt & Co. nicht. Auch Landrat Günter
Rosenke versprach als Schirmherr des Ville-Laufs, noch einmal das
Gespräch mit der Gemeinde Weilerswist zu suchen. Davon unabhängig
hat Pfannenschmidt einige Ideen. So will er Kontakt zu den
Verantwortlichen des SV Metternich aufnehmen. Die Infrastruktur mit
Vereinsheim, Sportplatz und angrenzendem Wald sei ideal für eine
Laufveranstaltung wie den Ville-Lauf, so der LCW-Vorsitzende.
Überlegungen, den Ville-Lauf zum Weilerswister Sportzentrum zu
verlagern, gibt es hingegen nicht. „Die Strecke würde über zu
viele öffentliche Straßen führen. Der personelle Aufwand wäre noch
eine Nummer größer. Davon halte ich nichts“, so Pfannenschmidt.
Den Gemeindelauf im kommenden Sommer wird der Verein aber auf jeden
Fall wieder organisieren, versichert er.
- Tom Steinicke
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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