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Göttliche Klaviermusik im Rheinforum
Agata Lukasiewicz spielte Chopin

Agata Lukasiewicz auf der Bühne des Wesselinger Rheinforums beim Eichholzer Schlosskonzert "König der Klaviermusik".  | Foto: Anita Brandtstäter
  • Agata Lukasiewicz auf der Bühne des Wesselinger Rheinforums beim Eichholzer Schlosskonzert "König der Klaviermusik".
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Wesseling. Ludger Strobel vom musikforum Wesseling e.V. ist für das Eichholzer Schlosskonzert am Freitag wieder ein Glücksgriff gelungen. Es war für die vielen Besucherinnen und Besucher im schönen Wesselinger Rheinforum - wie von ihm zur Begrüßung angekündigt - besser als jedes Fernsehprogramm. Weil Livemusik im Vergleich zur CD oder zum Kulturkanal im Fernsehen etwas ganz anderes ist, konnten sie nach göttlicher Klaviermusik von Frederic Chopin, die die junge polnische Pianistin Agata Lukasiewicz voll Leidenschaft auswendig präsentierte, beglückt nach Hause gehen.

So wie Chopin ist auch die Pianistin in Polen geboren und als junge Frau emigriert. Agata Lukasiewicz wurde 1984 in Szczecin geboren und studierte an der I.J. Paderewski Musikakademie in Poznan und an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien. Ab Herbst 2014 studierte sie Liedbegleitung an der Hochschule für Musik und Tanz in Köln. Hier hat sie jetzt auch einen Lehraufftrag Korepetition. Schon lange hat sie Werke von Chopin in ihrem Repertoire, gewann damit auch Wettbewerbe, einige hat sie während der Corona-Zeit neu einstudiert.

Frédéric Chopin wurde 1810 im Herzogtum Warschau geboren und starb schon 1849 in Paris. Sein Vater war Franzose, seine Mutter Polin. Als Wunderkind komponierte er schon seine ersten Stücke. 1830 verließ er Polen aus beruflichen und politischen Gründen. Er ist Repräsentant der Romantik, die in Frankreich ihre Blütezeit hatte. Seine Werke für Klavier sind beeinflusst von der polnischen Volksmusik und der traditionellen Klassik, vom Stil der italienischen Oper und von der Atmosphäre der Pariser Salons. Er entwickelte mit seinen Neuerungen in Melodik, Rhythmik, Harmonik und Formen die europäische Musik entscheidend weiter.

Als Ouvertüre hatte Agata Lukasiewicz das "Scherzo b-Moll op. 31" gewählt. Das 1837 komponierte Werk gehört zu den Höhepunkten virtuoser Klaviermusik. Und so stand ihre hervorragende Interpretation gleich zu Beginn des Konzertes für ihre Aussage: "Das bin ich!" Denn es ist musikalisch wie pianistisch äußerst vielfältig - mit einer breiten Ausdruckspalette. Es beginnt mit der unheimlichen sotto-voce-Triolen-Anfangsfigur, die „grabesähnlich“ gespielt wird. Und zum Abschluss erklang die "Ballade Nr. 4 f-Moll op. 52". Es ist die letzte der vier Balladen Chopins. Das 1842 vollendete Werk gehört zu seiner letzten Schaffensperiode - im erzählenden 6/8-tel Takt, lyrisch, harmonisch vielfältig und von hoher musikalischer Komplexität, aber insgesamt ruhiger und weniger virtuos oder leidenschaftlich dramatisch - ein versöhnlicher Ausklang.

Nach der furiosen Ouvertüre spielte Agata Lukasiewicz das 1834/35 in Paris komponierte "Nocturne Des-Dur op. 27 Nr. 2" - ein Höhepunkt dieser Gattung: mit einem Wechsel von tiefem Schmerz, brennender Leidenschaft und zarten Träumen. Die ruhige Melodie wird von fließenden Akkorden begleitet, die Stimmung wird vom Nebeneinander von klagendem Moll und versöhnlichem Dur getragen - die Strahler der Bühnenbeleuchtung gingen dazu passend aus.

Vor den "Vier Mazurkas op. 17", 1831 bis 33 in Paris geschrieben, bat die Pianistin darum, diese als Zyklus zu spielen, damit die Stimmung der sehr unterschiedlichen Stücke in B-Dur, e-Moll, As-Dur, a-Moll nicht gestört wird. Die Mazurka ist eigentlich ein slawischer Gesellschaftstanz im ¾ Takt mit Ursprung in Polen. Chopins Mazurkas sind allerdings keine Tanzstücke: neben folkloristischen Merkmalen enthalten sie auch lyrische Elemente. Chopins Art, Klavier zu spielen, widerspricht einer metronomgenauen Wiedergabe. Außerdem verschmelzen die Elemente der Bauernmusik mit westeuropäischen harmonischen Wendungen, die sie - wie von der Künstlerin entsprechend vorgetragen - lebendig und originell machen. Das letzte Stück der Sammlung war eher eine Nocturne im 3/4-tel Takt, lento und zu Beginn pianissimo. Auch danach hatte das Publikum und auch die Künstlerin kaum eine Atempause, denn sie begann sofort mit dem furiosen "Walzer Es-Dur op. 18", 1834 veröffentlicht, eine seiner heute populärsten Kompositionen. Durch hohes Tempo und schnelle Tonrepetitionen begeisterte Agata Lukasiewicz wieder einmal und erhielt dafür verdient viel Applaus vor der Pause.

Die zweite Programmhälfte enthielt drei sehr bekannte Werke von Chopin: den "Walzer cis-moll op. 64 Nr. 2" und direkt attacca die "Fantasie-Impromptu cis-moll op. 66". Und dann nach viel Beifall als Kontrast das "Nocturne Es-Dur op. 9 Nr. 2". Langanhaltender Applaus belohnte die Künstlerin und sie fragte dann schelmisch, ob die Zuschauerinnen und Zuschauer lieber etwas langsames oder etwas schnelles als Zugabe wünschten. Und die Antwort "Beides" war ihr dann auch Auftrag. Mit zwei bekannten Stücken, die auch ihre Klavierschüler spielen, beendete sie ihr gelungenes Solo-Konzert in Wesseling.

In diesem Jahr gibt es in der Reihe der Eichholzer Schlosskonzerte noch ein weiteres Konzert unter dem Motto "Cello und Klavier - musikalische Zeitreise von Beethoven bis Martinu". Am Freitag, 8. Dezember 2023, um 20:00 Uhr sind im Rheinforum Jacques Neureuter, Cello, und  Florian Gatzke am Flügel zu Gast.

LeserReporter/in:

Anita Brandtstäter aus Köln

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