Tovte im Kleinen Theater des Rheinforums
Eingängiges, Bekanntes, Eigenes und Überraschendes

Zwei Zugaben spielte Tovte im Kleinen Theater des Rheinforums im Rahmen der Jüdischen Kulturwochen Rhein-Erft.  | Foto: Anita Brandtstäter
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Wesseling. Im Rahmen der dritten Jüdischen Kulturwochen Rhein-Erft  finden noch bis zum 16. November im Rhein-Erft-Kreis Veranstaltungen statt, die sich mit dem jüdischen Leben und der jüdischen Kultur beschäftigen. In Wesseling gastierte am Samstag das Kölner Quintett Tovte im Kleinen Theater des Rheinforums unter dem Motto "Klezmer And Beyond". Die Akteure sind Tobias Gubesch (Klarinette), Nathalie Litzner (Bratsche), Anna Neubert (Violine), Leonhard Spies (Gitarre) und Silas Eifler (Kontrabass). Tobias Gubesch führte durch das abwechslungsreiche Programm und gab der Freude Ausdruck, in Wesseling spielen zu können. Obwohl nicht so viele Zuhörer gekommen waren, waren die Musiker durchgehend guter Laune, es machte ihnen sichtlich Freude, zusammen auf der Bühne zu stehen. Und das Publikum hörte andächtig zu, ließ sich fast zum Tanzen animieren, spendete auf jeden Fall viel Beifall, ja feierte zum Schluss das Quintett, so dass die fünf Musiker sogar zwei Zugaben spielten und Tobias Gubesch das Konzert beendete mit der Bemerkung, "Sie sind nicht nur das beste Publikum, das wir heute hatten, sondern das beste Publikum, das wir in den letzten Wochen hatten!"

Weil die Veranstaltung im Rahmen der Jüdischen Kulturwochen stattfand, hatten sie etliche Klezmer-Traditionals in abwechslungsreichen Arrangements im Programm: den lebendigen "Odessa Bulgar" aus der Ukraine, "Happy Nigun", den sehr bekannten kleinen Scherentanz "Sherele", den "Ithamar Freilach" mit viel Dynamik, das jiddische Lied "Rebbe Elimeleich" von 1927 und das jüdische Volkslied "Di Zaposhkalakh", ein Lieblingsliebeslied von Tobias Gubesch. Auch etwas Tangomusik war dabei, und zwar zwei argentinische Milongas "Taquito Militar" von Mariano Mores und "Silueta Porteña" von Héctor Varela, die als Abwechslung sehr gut ankamen.

Im Wesentlichen stellte das Quintett aber neue Eigenkompositionen vor aus ihrem Album "Bukovina", das am 15. November herauskommt. "Regen" hatte etwas Bedrückendes und Rastloses und endete überraschend im Nichts, "Loreley" war inspiriert von den mystischen Sagen rund um den Rhein - mit einer getragene Melodie, dann einer fröhlichen Melodien und spannenden Klangimpressionen. "Brașov" war nach Tobias Gubeschs Rundreise quer durch Siebenbürgen auf den Spuren seiner Familie entstanden und drückte sein Fernweh aus, aber enthielt auch temporeiche Tänze. "Unterwegs" stand in der Spannung zwischen der Dankbarkeit für das Erlebte auf den Konzertreisen und der Vorfreude auf neue Abenteuer. "Bukovina", der Geburtsort von Tobias Gubeschs Großmutter in Rumänien, basiert auf dem Arrangement eines Freilachs - die neue Single ist gerade herausgekommen. Der "Cappiccino Blues" ist einerseits eine nostalgische Hommage an das Lieblingscafé Franck in Köln, beschreibt aber auch die Stimmungen vor und nach dem Cappuccino-Genuss: von müde über animiert und aufgekratzt bis träge. "Natisone" ist ein Gebirgsfluss in der Region Friaul in Italien - dort hat Tovte sein neues Album aufgenommen und dort haben auch drei Mitglieder nackt den „Sprung ins kalte Wasser“  im Februar gewagt. "Django Tango" beschreibt mit Elementen des Jazz-Manouche das Sehnen nach Tanz und Berührung in der Corona-Zeit, mal melancholisch, mal optimistisch. Zu " Von der Eifel an die Mosel" berichtete Tobias Gubesch, dass er zwei Probenwochenenden in der Eifel und an der Mosel zum selben Termin zugesagt hatte und auf den Fahrten auf der Autobahn die Melodie entstand.

Zwei Titel aus dem ersten Album "Krawalle und Lieder" rundeten das Programm ab: "September" und "Nutty Nathi", ihre erste Eigenkomposition!  Und mit dieser Zugabe beendete Tovte die musikalische Fantasiereise durch erträumte Landschaften und Mythen - auf Basis von eigenen Erlebnissen. Der Wechsel von Melancholie und Lebensfreude bot jede Menge musikalische Überraschungen und machte das Konzert ebenfalls zu einem schönen Erlebnis. Nicht unverdient erspielte sich Tovte 2019 den Sonderpreis beim NRW Creole Wettbewerb für Weltmusik - ihre Musik ist einfach lebendig, emotional und mitreißend.

LeserReporter/in:

Anita Brandtstäter aus Köln

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