Highlight der Eichholzer Schlosskonzerte
Steinquartett aus Würzburg
Wesseling. Mit Streichquartetten von Mozart, Borodin, Webern und Dvorak brachte das Steinquartett aus Würzburg ein sehr abwechslungsreiches und hochklassiges Kammermusik-Programm im Rahmen eines Eichholzer Schlosskonzertes ins Wesselinger Rheinforum. Der Name des Quartetts bezieht sich auf die schon von Goethe gerühmte Weinlage, den Würzburger "Stein". Er ist eines der Wahrzeichen Würzburgs – weithin sichtbar durch seine einzigartige sonnige Lage. Meike Beyer, Viola, stammt aus Wesseling und hat dort schon als Kind schon Geige gelernt. Das Quartett wurde 2014 von den befreundeten Würzburger Musikern Anja Schlundt, Violine; Ralf Brösamle, Violine; und Martina Styppa, Violoncello, gegründet.
Das Programm begann in der historischen Reihenfolge mit Wiener Klassik: mit dem Divertimento F-Dur KV 138 von Wolfgang Amadeus Mozart. Anfang 1772 nach zwei Italienreisen schrieb Mozart in Salzburg drei Divertimenti für Streicher, die häufig auch von Streichorchestern aufgeführt werden. Dabei nutzte er seine Erfahrungen über den italienischen Stil aus Mailand, Venedig und Rom, komponierte aber wie in Salzburg üblich konzertant virtuos. Das erste Allegro mit seinem Dreiklangsthema erinnert an eine Arie von Niccolo Piccinni, der Andante-Mittelsatz ist eine Arie cantabile im Dreiertakt mit wehmütigen Mollwendungen, das Finale ist ein ausgelassener Tanzsatz in Rondeau-Form.
In historischer Reihenfolge ging es weiter mit dem Streichquartett Nr. 2 D-Dur von Alexander Borodin. Es handelt von seiner glücklichen Liebe zu seiner Frau Ekaterina Protopova, die er bei seinen Chemie-Studien in Heidelberg kennengelernt hat. Borodin, geboren 1833, gehörte mit Modest Mussorgski und Nikolai Rimski-Korsakow zur „Gruppe der Fünf“ und propagierte eine nationalrussische Musik, die allein aus dem Volk kommen sollte, "die autodidaktisch ist, selbstgemacht und aus dem Herzen kommt“. Das Streichquartett beschreibt einen nächtlichen Spaziergang durch Sankt Petersburg im Hochsommer. Die russische Melodik liegt of beim Cello, das Borodin selbst ausgezeichnet spielte. Das ausdrucksstarke Notturno wurde zum beliebtesten Satz des Werkes. Das Finale erinnert an Beethoven.
Nach der Pause erklang zunächst das jüngste Werk des Abends, der Langsame Satz für Streichquartett von Anton Webern aus dem Jahre 1905. Seit 1904 war er Kompositionsschüler von Arnold Schönberg in Wien. Damals wurde das Werk als neuartig empfunden, obwohl es sich an der Grenze zwischen früher Neuer Musik und der Brahms-Tradition bewegt. Ausdrucksstark angelegt und genauso vom Steinquartett dargeboten.
Last but not least erklang das Streichquartett F-Dur op. 96 von Antonin Dvorak, auch "amerikanisches Quartett" genannt. Er machte im Sommer 1893 Ferien in Iowa. Und er wollte eine amerikanische Nationalmusik schaffen. Inspiriert von seinen täglichen Morgenspaziergängen am Turkey River, wo er den einheimischen Vogelarten lauschte, und vom Kammermusizieren mit seinen tschechischen Freunden komponierte Dvorak. Neben indianischen Einflüssen gibt es schottische und irische Volksweisen und "Negermelodien". Äußerst farbig, mit neuer Melodik, aber auch einer "Fern-Wehmut" ist ihm eine äußerst populäre "Pastorale" gelungen, die auch bei den Zuhörerinnen und Zuhörer im Rheinforum eine entsprechende Wirkung erzielte.
Es machte große Freude, die sehr abwechslungsreichen Werke zu hören, die die drei Musikerinnen und der Musiker überzeugend darboten. Besonders schön war es, in dieser kleinen Besetzung die unterschiedlichen Melodielinien und Rollen der Instrumente zu verfolgen, die insgesamt einen farbigen orchestralen Klang bilden.
Ludger Strobel freute sich über dieses Highlight 2023 der Eichholzer Schlosskonzerte. Am 11. August ist das nächste Konzert: Der aus Georgien stammende Klarinettist Luka Totadze bringt mit seiner Partnerin Fatima Alieva am Flügel eine breite Auswahl an Konzertstücken mit - darunter auch die "Fantasia da Concerto" mit den Melodien aus "Rigoletto" von Giuseppe Verdi.
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