Rathaussturm in Zülpich
Bürgermeister Ulf Hürtgen war doppelt vorbereitet
Zülpich - Vorbereitung ist manchmal alles. Zülpichs Bürgermeister Ulf Hürtgen
war auf den Sturm vorbereitet – und das gleich doppelt. Der erste
Bürger der ehemaligen Römerstadt hatte sich den Friesennerz über
beide Ohren gezogen. Die Hose steckte in Gummistiefeln. „Im
Wetterbericht wurden Regen und Sturm angekündigt. Darauf wollte ich
vorbereitet sein“, sagte Hürtgen.
Anscheinend fürchtete er sich vor Petrus noch ein bisschen mehr als
vor den Zülpicher Möhnen. Doch war das so clever? Schließlich
hatten die jecken Wiever aus Zülpich deutlich mehr als ein laues
Lüftchen angekündigt – eher einen kräftigen (Rathaus-)Sturm.
Vielleicht war sich der Bürgermeister aber auch ein bisschen zu
sicher. Er hatte sich ja im Sommer mit den Möhnen am Zülpicher
Wassersportsee zum Bootfahren verabredet – und dabei auf gut Wetter
gemacht. Das half ihm am gestrigen Donnerstag nicht mehr viel. Zumal
Hürtgen am Schreibtisch seines Büros selbst schon wieder ein wenig
zurückruderte. „Seit dem Tag am Wassersportsee, der ja dann der
Möhnensee war, fische ich nur noch im Trüben. Auch das spiegelt sich
in meinem Kostüm wider“, scherzte er.
Über seinem Rathausbalkon waren da schon dunkle Wolken aufgezogen,
schließlich drohte dem Verwaltungschef ein Machtverlust. Bea
Niederstein gab jedenfalls alles und versuchte Hürtgen den
Rathausschlüssel zu entreißen. Der wehrte sich zwar zunächst,
musste sich dann aber der geballten Frauen-Power geschlagen geben.
Für den Machtverlust bis Aschermittwoch wurde der Hausherr von den
Möhnen jedoch entschädigt. Zwar schlug er zunächst so nett gemeinte
Gutscheine wie „30 Minuten Unkraut jäten am Wassersportsee“ aus,
doch ein blauer Briefumschlag überzeugte Hürtgen dann doch noch.
„Ein blauer Brief ist zwar eigentlich nichts Gutes, doch ich
vertraue den Möhnen einfach“, so Hürtgen.
In dem Briefumschlag war aber gar keine schlechte Zensur, wie
Obermöhn Marga Müller verriet: „Es ist ein Gutschein für ihn mit
seiner Frau im Lago Beach.“ Doch ganz ohne Seitenhieb wollte die
Obermöhn den Bürgermeister dann doch nicht aus seinem Büro
vertreiben. Sie hatte noch eine Uhr mitgebracht. „Damit er immer
weiß, was die Stunde geschlagen hat“, erklärte Müller.
Den Schlips des Bürgermeisters erhielt sie aber nicht. Den hatte
bereits Marinela Fechner ergattert – nur wenige Minuten, nachdem das
Rathaus seine Türen geöffnet hatte. Hürtgen war eigentlich ins
Bürgerbüro gekommen, um seiner Mitarbeitern zum Geburtstag zu
gratulieren. Doch ehe er sich versah, war er seinen Schlips bis zur
Hälfte los. Fechner hatte sich eine Schere geschnappt und direkt Hand
angelegt und das gute Stück Krawatte im Zackenmuster um die Hälfte
gekürzt. „Die untere Hälfte des Schlips bleibt jetzt bis
Aschermittwoch in meinem Büro hängen“, versicherte Fechner. Den
Weiberdonnerstag im Zülpicher Rathaus hatte Friederike Gerdemann
organisiert. Unterstützung hatte sie dabei von Dirk Schneiders und
Georg Goebels erhalten. Das Trio hatte das Rathaus in eine bunte und
jecke Feierbude verwandelt – in der Hürtgen das Wasser nicht bis
zum Halse stand.
- Tom Steinicke und Nadine Werner
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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