Armin Mueller-Stahl
Ein Hauch von Hollywood in Zülpich
Zülpich - Die Aufregung ist bei allen zu spüren: Die Besucher in der Galerie
sind gekommen, um den Künstler höchst persönlich sehen zu können,
ihm einmal ganz nah zu sein, etwas Hollywood-Glanz in Zülpich spüren
zu können. Die Rede ist von Armin Mueller-Stahl, der zur Zeit einen
Querschnitt seiner Werke in der Galerie Roy zeigt. Und dann kommt der
86-jährige Künstler an, ganz unauffällig und bescheiden,
unaufdringlich in seinen Bewegungen, aber mit einer Aura, die die
Anwesenden berührt.
Moderator Michael Braun führt die Besucher in das Leben des
vielseitigen Künstlers ein, der nicht nur mit seiner Schauspielerei
junges und älteres Publikum begeistert hat. „Es heißt, wenn einer
ein besonderes künstlerisches Talent hat, ist er von der Muse
geküsst. Bei Ihnen verhält es sich vollkommen anders. Sie sind
regelrecht von der Muse geknutscht“, meint Braun und zählt die
vielen Begabungen auf: Armin Mueller-Stahl hat Geige und
Musikwissenschaften studiert, er ist Schauspieler und Literat, steht
auf der Bühne und macht Musik.
Als junger Mann ging er in der ehemaligen DDR auf eine
Schauspielschule, „doch Sie sind von der Schule geflogen.“ Ja,
gibt Mueller-Stahl lächelnd zu, er sei wegen Unbegabung von der
Schule geflogen, doch in Wirklichkeit sei es auch Renitenz gewesen. Er
habe gelernt, dass die Lehrer auch nicht so viel von der
Schauspielerei wüssten. „Man muss es erfahren und es gehört ein
ganzes Leben dazu, um zu wissen, wie das Handwerk des Schauspielers
sein muss.“
Seine Karriere in Ostdeutschland bekommt dann einen Knick als er 1978
für Wolf Biermann einsteht und einen offenen Brief schreibt. Armin
Mueller-Stahl stellt dann selbst einen Ausbürgerungsantrag, dem auch
stattgegeben wird.
In der Bundesrepublik habe er Berühmtheit erlangt, mit einer Rolle,
die er abgesagt habe, fragt Michael Braun nach. „Die
Schwarzwaldklinik hat zwei Leute berühmt gemacht: den Wussow, weil er
sie gespielt hat und den Mueller-Stahl, weil er sie nicht gespielt
hat“, erinnert sich der Schauspieler schmunzelnd. Auch den
„Alten“ habe er nicht spielen wollen. Es sei eine Zeit gewesen, in
der er mit seiner Frau noch einmal etwas wagen wollte. „Das Leben
ist auch Abenteuer, lass uns etwas riskieren“.
Nach dem Film „Bittere Ernte“ - Mueller-Stahl wurde in Montreal
mit dieser Rolle zum besten Schauspieler gewählt und erhielt eine
Oscar-Nominierung - ging er mit 60 Jahren in die USA. Es sei eine
mutige und auch dumme Idee gewesen, denn er habe kein Englisch
gesprochen, die Rolle habe er phonetisch gelernt. Doch man habe dort
gemerkt, dass er sein Handwerk verstehe. „Ich habe es von der Pike
auf gelernt. Ich habe immer versucht, jede Arbeit so gut zu machen,
wie ich kann“, erklärt Armin Mueller-Stahl seine Lebensphilosophie.
„Amerika war immer ein bisschen das Land meiner Träume, die großen
alten Schauspieler wie Gary Couper, Spencer Tracy und Jack Lemmon. In
Amerika hatte ich das erste Mal das Gefühl, angekommen zu sein“.
Heute dreht Armin Mueller-Stahl keine Filme mehr - doch er sei
dankbar, dass er noch Angebote bekomme.
Michael Braun wollte natürlich auch wissen, wie der gebürtige
Ostpreuße an die Malerei gekommen ist. Über die Schauspielerei ist
er ans Zeichnen gekommen, so die Antwort. „Wenn ich einen Drehtag
beendet habe, habe ich mir die Seite noch einmal angeguckt und sagte
mir, die kann ich bemalen.“ Er malte alles, was er an diesem Tag
empfunden hatte. War es ein guter Tag, waren es mehr Farben. Er hat
die Kollegen gemalt, und irgendwann war das Drehbuch voll. „Dieses
gemalte Drehbuch diente mir als Tagebuch.“
Was die Malerei ihm bedeute, wollte Michael Braun wissen. „Als Maler
haben sie alle Freiheiten der Welt, sie können fliegen.“ In der
Schauspielerei seien sie abhängig: vom Wetter, vom Partner, vom
Drehbuch, dem Kameramann, eben von tausend Dingen. Heute versucht
Armin Mueller-Stahl täglich zu malen.
Schon seit einiger Zeit arbeitet er mit der Galerie Roy zusammen.
Gundolf Roy hat für ihn Siebdrucke gefertigt. Als Dankeschön hat
Armin Mueller-Stahl der Ausstellung zugestimmt und ließ es sich nicht
nehmen, persönlich zu kommen. Der Herr Roy mache eine wunderbare
Arbeit, lobt Mueller-Stahl den Galeristen.
Zu sehen sind unter anderem Drucke von Shakespeare-Damen, die
Mueller-Stahl zu seinen Bildern angeregt haben. „Die Damen sind
unter seiner Hand andere geworden, wie Schauspielerinnen, die zu
Kostüm und Maske verschwinden und als andere wiederkommen. So kommt
es mir vor, wenn der Herr Roy seine Arbeit macht, sie haben eine
andere Poesie, sie haben andere Farbausdrucke, andere Tiefen - das
finde ich spannend“, meint der Hollywood-Star.
Die Ausstellung ist noch bis zum 12. November zu sehen.
Öffnungszeiten sind mittwochs bis freitags von 14 Uhr bis 19 Uhr,
samstags 11 Uhr bis 15 Uhr oder nach Vereinbarung. Weitere
Informationen gibt es unter
www.galerieroy.de.
- Petra Grebe
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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